Damit verdichteten sich die Anzeichen, dass Kerry seinen Wien-Aufenthalt bis Dienstag verlängern könnte. Über den Stand der Gespräche drang am Montag aber nichts nach außen. Der Iran habe sich um "ernsthafte" Gespräche bemüht, teilte lediglich das Weiße Haus in Washington mit, müsse jedoch noch die notwendigen Entscheidungen treffen, um den friedlichen Charakter seines Atomprogrammes zu beweisen.
Kerry sei in Wien um herauszufinden, wie "ernst" es dem Iran sei, erklärte ein Sprecher des Weißen Hauses auf die Frage, ob Kerry das Mandat erhalten habe, die Verhandlungen auf einen Zeitraum nach dem 20. Juli auszudehnen. Er werde dann in die USA zurückkehren, um US-Präsident Barack Obama Bericht zu erstatten. Dieser werde dann über das weitere Vorgehen entscheiden.
Der US-Außenminister war am Sonntag nach Wien gekommen, um gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien eine "Bestandsaufnahme" in den schleppenden Atomverhandlungen vorzunehmen und mit Zarif zu verhandeln. Am kommenden Sonntag läuft nämlich jene Frist aus, bis zu der die 5+1-Gruppe (UNO-Vetomächte und Deutschland) und der Iran ein endgültiges Abkommen im Atomstreit erzielen wollen. Es spießt sich vor allem an der Plutoniumproduktion im Schwerwasserreaktor Arak sowie an der Zahl der Zentrifugen zur Uran-Anreicherung, die dem Iran zugestanden werden sollen.
Der britische Außenminister William Hague hatte nach einer gemeinsamen Gesprächsrunde am Sonntag gesagt, dass es "keinen Durchbruch" gegeben habe. Sein deutscher Kollege Frank-Walter Steinmeier appellierte an den Iran, im Konflikt einzulenken. "Das ist vielleicht für lange Zeit die letzte Chance, den Streit um das iranische Atomprogramm friedlich zu lösen", sagte Steinmeier vor seiner Abreise aus Wien.
Von iranischer Seite wurde die Möglichkeit einer Verlängerung der Gespräche über den 20. Juni hinaus ins Spiel gebracht. Der Westen will davon bisher nichts wissen. Hague sagte, dass man sich zunächst voll auf eine Einigung bis 20. Juli konzentrieren solle. Über eine Verlängerung solle erst diskutiert werden, "wenn klar geworden ist, dass es keinen anderen Fortschritt geben kann". Österreich steht nach den Worten von Außenminister Sebastian Kurz auch für die Zeit nach dem 20. Juli als Gastgeber für Atomgespräche zur Verfügung.
(Quelle: salzburg24)