Um die ölreichen Landstriche streiten sich die Zentralregierung und die kurdische Autonomieregion im Norden schon seit Jahren. In beiden Anlagen werden derzeit gut 400.000 Barrel Rohöl am Tag gefördert.
Das Öl-Ministerium in Bagdad verurteilte die Übernahme der Felder und warnte Kurdistan in einer Mitteilung vor ernsten Folgen. Dieses "unverantwortliche Handeln" verstoße gegen die Verfassung, missachte die Regierung und bedrohe die nationale Einheit in einer Zeit, in der die Peschmerga die irakischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen Terroristen unterstützen müsste.
Nach Angaben aus Bagdad wurden die Beschäftigten auf den Feldern von den kurdischen Streitkräften vertrieben. Ein Mitarbeiter der Nord-Ölgesellschaft (NOC) berichtete hingegen, die Arbeiter hätten die Wahl gehabt, zu bleiben oder zu gehen.
Nach dem Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS, vormals ISIS) im Norden und Westen Iraks eskalierte auch ein seit Jahren schwelender Territorialstreit zwischen den Kurden und Bagdad. Ministerpräsident al-Maliki wirft den Kurden nun vor, sie böten in ihren Autonomiegebieten den IS-Terroristen Unterschlupf. Die Autonomieregierung in Erbil reagierte mit Rücktrittsforderungen. Die fünf kurdischen Minister der Zentralregierung in Bagdad kündigten zudem an, aus Protest gegen die Vorwürfe die Kabinettssitzungen zu boykottieren.
IS-Milizen haben den Irak mit ihrem Vormarsch Anfang Juni in eine schwere Krise gestürzt. Kurdische, sunnitische aber auch schiitische Politiker werfen dem Regierungschef Al-Maliki vor, Sunniten diskriminiert und so den Vormarsch der Extremisten erst möglich gemacht zu haben.
Der andauernde Machtkampf macht einen Zerfall des Iraks in drei Teile immer wahrscheinlicher. Die Kurden im Norden planen bereits ein Referendum über die Unabhängigkeit ihrer Autonomiegebiete. Die Kurden liegen seit Jahren mit der Zentralregierung über Kreuz und werfen ihr vor, fällige Überweisungen aus dem Staatsbudget zurückzuhalten. Da die autonome Region eigenständig Öl exportiert, sieht die kurdische Führung in Erbil kaum noch einen Sinn darin, in einem gemeinsamen Staatsverband zu bleiben.
Bei Gefechten zwischen Sicherheitskräften und sunnitischen Milizen in der Nähe der Provinzhauptstadt Ramadi kamen unterdessen elf Polizisten ums Leben. 24 weitere Polizisten seien verletzt worden, sagten ein Offizier und ein Arzt. Die Hauptstadt der Provinz Anbar wird seit Monaten zu großen Teilen von Aufständischen kontrolliert.
(Quelle: salzburg24)