Zuallererst sollte der Begriff Leitzins geklärt werden: Alle sechs Wochen bestimmt der Rat der EZB die Leitzinsen in der Eurozone. Der wichtigste und bekannteste Zins der drei Leitzinsen - oft auch als "der Leitzins" bezeichnet - ist der Zinssatz, zu dem sich die Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen können.
Österreichische Banken schließen Negativzinsen für Sparer aus
Ihre Sparer wollen die heimischen Banken nun aber nicht zur Kassa bitten. In Österreichs größter Bank, der UniCredit Bank Austria, hieß es, "die Weitergabe von Negativzinsen auf der Einlagenseite an Kunden schließen wir aus." Auf der Einlagenseite werde es "unmittelbar keine Veränderung" der Verzinsung von Spareinlagen bzw. von Guthaben geben. Und auch auf der Kreditseite gebe es wegen der schon jetzt historisch niedrigen Zinssätze "kaum mehr Spielraum nach unten".
Strafzinsen fürs Sparen schließt auch Raiffeisen Niederösterreich-Wien aus, auch für hohe Guthaben. "Eine Spareinlage hat bei uns einen Wert", so eine Sprecherin. Das Geld, das die Bank ausleihe, stamme ja von den Sparern. Es wäre "absurd, wenn jemand, der Geld geliehen bekommt, auch noch Einkünfte darauf hat".
Weniger als null gehe nicht, bekräftigte auch die Erste Bank. Hier sind Kreditzinsen wie bei anderen Banken mit einem Zinsaufschlag (Marge) nach unten begrenzt.
Strafzins trifft Versicherungen und Pensionsfonds
Anders sieht es für institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds aus. Bei solchen Kunden "muss die Parkgebühr mit bezahlt werden, das können wir nicht drauflegen", sagt der geschäftsführende Präsident des Sparkassen-und Giroverbandes Hessen-Thüringen, Gerhard Grandke. Banken könnten es sich auf Dauer nicht leisten, bei Großkunden Negativzinsen auszuschließen. Das trifft - zumindest indirekt - auch Sparer. Denn zum Beispiel für Versicherer wird es immer schwieriger, die Gelder ihrer Kunden lukrativ anzulegen.
So wirkt sich der Leitzins auf uns aus:
Im Folgenden verschaffen wir euch einen Überblick über die Folgen der EZB-Geldpolitik.
BESITZER VON FONDSANTEILEN
Bei Geldmarktfonds und Rentenfonds mit kurzer Laufzeit werde es bei steigenden Strafzinsen immer schwieriger, Renditen zu erzielen, heißt es etwa bei Union Investment, der Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken. Im Schnitt halten die Fonds demnach drei bis fünf Prozent des Volumens liquide vor - falls Anleger Anteile zurückgeben wollen. Dieses Geld werde von einigen Banken negativ verzinst.
LEBENSVERSICHERUNGEN
Sie leiden ohnehin seit geraumer Zeit unter den Niedrigzinsen und werfen immer weniger ab. Jetzt kommen noch die Negativzinsen hinzu. Das Problem der Lebensversicherer: Sie legen das Geld ihrer Kunden vor allem in Staatsanleihen an, die als sicher gelten. Diese werfen wegen der EZB-Geldpolitik aber kaum noch oder gar nichts mehr ab. Versicherern fällt es immer schwerer, hohe Garantieversprechen der Vergangenheit zu erwirtschaften. Die laufende Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung sinkt daher im Schnitt.
Neuabschlüsse haben deshalb oft keinen Sinn mehr, diese werden ohnehin meist ohne Garantie angeboten. Bei alten, hoch verzinsten Verträgen sieht dies anders aus. Hier verspricht der vergleichbar hohe Garantiezins weiterhin eine hohe Rendite.
BANKGEBÜHREN/DISPOZINSEN
"Wir werden versuchen, das Thema Negativzinsen unseren Privatkunden nicht zuzumuten", sagt der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich. Allerdings könnten Geldhäuser gezwungen sein, an der Gebührenschraube zu drehen. "Jeder muss in seiner Bank überlegen, wie er über Konditionengestaltung gegen die Ertragsverluste anarbeitet, die ohne Zweifel da sind." Finanzexpertin Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband geht davon aus, "dass Banken schauen, wo sie heute Geld verdienen können, weil ein Teil ihrer Einnahmen wegbricht." Aus ihrer Sicht könnte ein Zusammenhang mit den von Verbraucherschützern als überhöht kritisierten Dispozinsen bestehen.
TAGESGELD, SPARBUCH & CO.
Die Lieblinge vieler Sparer werfen schon seit geraumer Zeit kaum noch etwas ab. Generell ist die Zinspolitik für Verbraucher, die überwiegend in sichere Anlageprodukte investieren, kritisch zu sehen. Denn um mangelnde Zinserträge zu kompensieren, werden Banken zunehmend ihre Gebühren erhöhen. Negative Zinsen für Sparer sollen aber möglichst lange vermieden werden, um eine Abwanderung der Kunden an deutlich günstigere Direktbanken zu verhindern.
KREDITE
Häuslbauer und andere Kreditnehmer profitieren von den Niedrigzinsen - für sie wird es günstiger. Allerdings: Wenn die Zinsen negativer würden, müssten Banken höhere Zinsen für Kredite fordern.
Eine Haus- bzw. Wohnungskauf kann sich also trotz der rasant gestiegenen Preise am Salzburger Immobilienmarkt immer noch lohnen. Vor allem wegen der günstigen Finanzierung. Doch langfristig droht hier - ähnlich wie am Aktienmarkt - eine Preisblase.
(APA/SALZBURG24)
Links zu diesem Artikel:
- Wohnen und Leben in Salzburg
- Leitzins auf null Prozent
- 500-Euro-Schein abschaffen
(Quelle: salzburg24)