Veröffentlicht: 03. November 2011 14:15 Uhr
Nach einem sechswöchigen Prozess müssen nun zwölf Geschworene über das Schicksal von Michael Jacksons ehemaligen Leibarzt Conrad Murray entscheiden.
Heftige Wort-Duelle vor Gericht
Shafer ging hart mit dem Mediziner ins Gericht. Conrad Murray sei "für jeden Tropfen Propofol in Jacksons Zimmer" und damit "direkt" für dessen Tod verantwortlich. Er hielt ihm 17 "unverzeihliche" und "ungeheuerliche" Fehler vor, von falscher Wiederbelebung bis zu dem Umstand, dass Murray nicht sofort den Notarzt gerufen habe, als er Jackson leblos in seinem Bett vorgefunden habe. Für Shafer deutet alles darauf hin, dass der Leibarzt seinem schlaflosen Patienten eine größere Menge des Narkosemittels Propofol intravenös verabreichte. Als "verrücktes Szenario" tat der Anästhesist die Theorie der Verteidigung ab, dass sich Jackson das Mittel möglicherweise selbst gespritzt habe, als sein Arzt nicht im Raum war. Für seinen Kollegen White ist dies die einzige Erklärung nach den Autopsiewerten, die im Urin, Blut und Magen des Sängers gemessen wurden. Er beschrieb einen Vorgang, nach dem Jackson ohne Wissen seines Arztes selbst zu einer Propofol-Spritze gegriffen haben könne, nachdem er bereits heimlich das Beruhigungsmittel Lorazepam geschluckt hatte. "Ich glaube nicht, dass Jackson die potenzielle Gefahr kannte", mutmaßte White.Conrad Murray habe Jackson über Wochen hinweg Propofol gespritzt
Nach dem amtlichen Ergebnis der Gerichtsmedizin war der 50-jährige Jackson im Juni 2009 an einer "akuten Vergiftung" mit Propofol im Mix mit anderen Beruhigungsmitteln gestorben. Conrad Murray hatte im Polizeiverhör zugegeben, dem schlaflosen Jackson über Wochen hinweg das weißliche Propofol gespritzt zu haben. Der Sänger, der vor seinen geplanten Mega-Konzerten in London unter Druck stand, habe ständig nach seiner "Milch" verlangt, so der Arzt. Propofol wird normalerweise nur vor Operationen oder auf der Intensivstation im Krankenhaus gespritzt und erfordert die ständige Überwachung des Patienten. Bis zuletzt stand es auf der Kippe, ob sich Conrad Murray vor der Jury selbst verteidigen würde. Am Dienstag, quasi in letzter Minute vor Abschluss des Verfahrens, schlug der Zwei-Meter-Mann den Auftritt im Zeugenstand aus. So bleibt den Juroren nur der Text einer zweieinhalbstündigen, polizeilichen Vernehmung Murrays im Juni 2009, zwei Tage nach Jacksons Tod. Da hatte Murray eingeräumt, Propofol gespritzt zu haben, aber angeblich nur eine kleine, ungefährliche Menge. Selbst wenn die Jury diese Aussage glaubt und davon ausgeht, dass Jackson sich selbst die tödliche Dosis verpasst hat, ist das noch kein Freispruch für Conrad Murray. Die Anklage hält den Arzt für den Schuldigen, allein schon weil er die vielen Medikamente beschaffte, die Jackson am Ende getötet haben.Jackson-Fan schrie Conrad Murray an
Für einige Jackson-Fans steht der Schuldige schon lange fest. "Mörder, Mörder", schrie in dieser Woche ein Fan im Gericht von Los Angeles Murray an, wie der TV-Sender CNN berichtete. Der Mann wurde aus dem Gebäude verwiesen. Eine Handvoll Fans halten seit Prozessbeginn die Stellung. Jacksons Familie hatte nach dem Tod des Sängers auf eine schwerwiegendere Anklage gedrängt. Sie wollte den Leibarzt wegen Totschlags angeklagt sehen. "Er hat ihn umgebracht", sagte die Mutter des Sängers, Katherine Jackson, damals über den Arzt. "Er hat nicht auf ihn aufgepasst." Wird Conrad Murray wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen, dann drohen ihm bis zu vier Jahre Haft. (APA)Links zu diesem Artikel:
- Conrad Murray machte schwere Fehler
- Jackson bettelte um seine "Milch"
(Quelle: salzburg24)