Anlässlich des Jahrestages der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China 1997 forderten die Demonstranten freies und direktes Wahlrecht in der autonom regierten chinesischen Sonderverwaltungsregion. Den Festgenommenen wurde illegale Versammlung und Behinderung der Polizei vorgeworfen. Unter ihnen waren auch drei bekannte oppositionelle Hongkonger Abgeordnete. "Hongkong ist jetzt in einem kritischen Zustand. Es gibt keinen Platz für Optimismus. Aber wir können trotzdem nur weitermachen", sagte der führende Oppositionspolitiker Albert Ho Chun-yan nach seiner vorübergehenden Inhaftierung. "Wir müssen weiter hart für die Demokratie streiten."
Die Polizei sei auf so viele Festnahmen gar nicht vorbereitet gewesen, berichtete der Abgeordnete vor Journalisten. Die Polizisten seien aber zurückhaltend vorgegangen, hätten weder Tränengas noch Handschellen eingesetzt. Mehr als fünf Stunden lang hatten die Polizisten Demonstranten weggetragen. Wie viele der Festgenommenen sich am Mittwoch noch in Polizeigewahrsam befanden, war unklar.
Die nächtlichen Protestaktionen folgten auf die größte Demonstration seit 2003. Nach Angaben der Organisatoren beteiligten sich daran am Dienstag 510.000 Menschen, während die Polizei vorsichtig von 92.000 Teilnehmern sprach. Über Nacht blockierten Aktivisten noch Straßen im Finanzdistrikt, um für die für die nächsten Monate angedrohte Besetzung durch die Occupy-Central-Bewegung "zu üben". Die Aktionsgruppe selbst unterstützte die Besetzung aber nicht: Der Regierung solle mehr Zeit gegeben werden, ihre Wahlreformvorschläge vorzulegen, bevor zu solchem zivilen Ungehorsam aufgerufen werde, hieß es.
Nach dem Grundsatz "Ein Land, zwei Systeme" wird Hongkong als eigenes Territorium autonom regiert und genießt - anders als der Rest Chinas - auch Rede- und Versammlungsfreiheit. Hintergrund der Proteste ist ein Streit um die Pläne für die Wahl des nächsten Regierungschefs 2017. Die kommunistische Führung in Peking will zwar erstmals eine Direktwahl zulassen, aber weiter die Auswahl der Kandidaten kontrollieren, die auch loyal zu Peking stehen müssen.
Hongkongs früherer Bischof, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (82), hat angesichts der Ereignisse Papst Franziskus laut Kathpress von einem Besuch Chinas zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab. "Ich würde ihm sagen: Kommen Sie nicht, Sie würden manipuliert", sagte Zen der italienischen Tageszeitung "Corriere della Serra". Statt mit den "wenigen Mutigen" würde der Papst in China nur mit den illegitimen sowie den drei exkommunizierten Bischöfen zusammentreffen können, die ihm die kommunistische Führung vorstelle, so Zen.
Mit Blick auf Medienberichte über eine angeblich bevorstehende Wiederaufnahme formeller Gespräche zwischen dem Vatikan und Peking sagte Zen, er sehe derzeit "keine Spuren von Dialog" zwischen beiden Seiten. Selbst wenn Peking "die Hand ausstrecken" würde, wäre dies unter den gegenwärtigen Bedingungen ein Betrug. Die katholischen Bischöfe in China seien "Sklaven", so der Kardinal. Die kommunistische Führung versage ihnen jeden Respekt und versuche überdies, ihnen ihre Würde zu nehmen.
Rund 13 Millionen der gut 1,3 Milliarden Einwohner der Volksrepublik China sind Katholiken; die Behörden verzeichnen jedoch lediglich 6 Millionen.
(Quelle: salzburg24)