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Papst bezeichnete Kindesmissbrauch als Lepra

Papst Franziskus sieht auch Gefahr für die Kirche
Veröffentlicht: 13. Juli 2014 13:39 Uhr
Der Papst hat gegenüber der Tageszeitung "La Repubblica" Kindesmissbrauch als "Lepra" bezeichnet, die auch die Kirche anstecke. Kindesmissbrauch sei eines der schrecklichsten Verbrechen, das man sich nur vor stellen könne, vor allem weil es oft in Familien oder in einer Gemeinschaft vorkomme. Angebliche Aussagen des Papstes wonach es auch pädophile Kardinäle gebe, dementierte der Vatikan umgehend.

Der Papst gab zu, dass Kindesmissbrauch auch die Kirche belaste. "Wir auch haben diese Lepra zu Hause. Mitarbeiter, die mit mir gegen Kindesmissbrauch kämpfen, versichern aufgrund zuverlässiger Daten, dass Pädophilie in der Kirche zwei Prozent betrifft. Diese Zahl sollte mich beruhigen, doch ich muss offen sagen, dass sie mich überhaupt nicht beruhigt. Ich halte das für äußerst gravierend. Zwei Prozent von Pädophilen, das sind Priester und sogar Bischöfe und Kardinäle", sagte der Papst im Interview mit dem Gründer von "La Repubblica", Eugenio Scalfari, am Sonntag.

Der vatikanische Pressesprecher, Pater Federico Lombardi, dementierte umgehend die angeblichen Aussagen des Papstes. Franziskus habe nicht behauptet, dass es pädophile Kardinäle gebe, sagte Lombardi.

Bei dem Gespräch zwischen Franziskus und Scalfari habe der Journalist nicht die genauen Worte des Papstes wiedergegeben. Lombardi wies darauf hin, dass es sich nicht um wörtliche und autorisierte Aussagen des Heiligen Vaters handelte, sondern um einen journalistischen Beitrag über den Papst aufgrund einer Begegnung.

Scalfari habe kein Interview mit dem Papst, sondern ein persönliches Gespräch geführt. "Der Artikel widerspiegelt zwar den Sinn des Gesprächs zwischen dem Heiligen Vater und Scalfari, doch einzelne Formulierungen können nicht mit Sicherheit dem Papst zugeschrieben werden", so Lombardi.

Das Interview des 90-jährigen Starjournalisten mit Papst Franziskus entstand wie bereits zwei andere in den vergangenen Monaten offenbar ohne Aufzeichnungen. Wie Scalfari auf Nachfrage nach den ersten beiden Interviews mit dem Papst erklärt hatte, habe er weder auf eine Tonaufzeichnung noch auf schriftliche Notizen zurückgegriffen.

Franziskus monierte, dass in der Kirche über Kindesmissbrauch zu oft geschwiegen werde. "Viele wissen, aber schweigen, bestrafen, ohne den Grund bekannt zu geben. Das finde ich, ist unerträglich, und es ist meine Absicht, all dies mit der notwendigen Strenge in Angriff zu nehmen", betonte der Papst.

Papst Franziskus hatte am vergangenen Montag drei Stunden mit sechs Opfern von sexuellem Missbrauch durch Kleriker verbracht und ihnen zugehört. Sechs Personen, je zwei aus Deutschland, Irland und England, waren von Kardinal Sean O'Malley, dem Erzbischof von Boston, zu dem Treffen eingeladen worden. Franziskus sprach mit jedem der Opfer rund eine halbe Stunde.

Zur Gruppe gehörte auch die Irin Marie Collins, Mitglied einer Kommission zum Schutz von Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche, die der Papst im März eingesetzt hatte. Die aus Dublin stammende Collins war in den 60er-Jahren von einem katholischen Priester sexuell missbraucht worden und engagiert sich seit längerem für einen besseren Schutz von Kindern in Einrichtungen der katholischen Kirche.

(Quelle: salzburg24)

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