Gabl bestätigte, dass die akute Operation unumgänglich gewesen sei, aber auch, dass einer Fortsetzung seiner Karriere nichts im Wege steht.
Reichelt hatte einen "Massenvorfall im Bereich des Lendenwirbels 11/5/1". Dabei löste sich ein Daumennagel großes Knorpelstück und verlegte den zentralen Nervenkanal. Dies führt nicht nur zu Schmerzen , sondern auch zu neurologischen Ausfällen (Lähmung in den Beinen). Dies habe die Untersuchung am Montag eindeutig ergeben. "Eine Operation war dringend notwendig, darüber gab es gar keine Diskussionen", sagte Gabl, "alles andere wäre zulasten der Gesundheit des Patienten gegangen. Jede Form sportlicher Belastung wäre grob fahrlässig gewesen."
Reichelt wird Knorpelstück entfernt
In einer 45-minütigen Routineoperation wurde Reichelt das Knorpelstück entfernt. Bereits am Dienstagvormittag wurde die Drainage aus der vier Zentimeter langen Wunde entfernt und Reichelt konnte kurz aufstehen. Der 33-jährige Salzburger muss nun fünf bis sieben Tage im Sanatorium bleiben. Während am Dienstag bereits mit der medizinischen Therapie begonnen wurde, wird es in zehn Tagen erstmals Physiotherapie geben.
In vier bis sechs Wochen könne er sich wieder sportlich betätigen. Sogar einen Start beim Weltcup-Finale in Lenzerheide wollte Gabl nicht ausschließen. "In drei Monaten wird es eine stabile Narbe geben und Hannes ist wieder voll belastbar. Einer Fortsetzung seiner Karriere steht nichts im Wege", betonte Gabl.
Seit Sommer in Behandlung
Der Innsbrucker Rückenspezialist hat Hannes Reichelt bereits seit Sommer in Behandlung. Von August bis Anfang Oktober hatte Reichelt schon große Probleme und war in Behandlung. Die Symptome besserten sich zunächst, rund um das Hahnenkamm-Rennen gab es dann aber eine akute neurologische Verschlechterung. "Erst Montag früh stellte sich ein Kraftverlust ein, der zur Lähmung führte", schilderte Gabl.
Dass Reichelt trotz der Probleme auf der Streif starten konnte und sogar gewann, überrascht Gabl nicht so sehr. "Sicherlich hatte er Schmerzen, aber so ein akuter Bandscheibenvorfall wie bei Hannes kann von einer Sekunde auf die andere auftreten", erklärte der Mediziner.
Reichelt ist psychisch angeschlagen
Inzwischen gehe es Reichelt körperlich den Umständen entsprechend gut. Psychisch sei das ÖSV-Ass aber sehr angeschlagen. "So eine Diagnose trifft jeden Patienten. Dass es Reichelt nicht gut geht psychisch ist klar. Er war in einer sensationellen Form und dann platzt fünf Minuten vor Olympia der große Traum", berichtete Gabl.
Doch Reichelt ist bei weitem nicht der einzige ÖSV-Fahrer, der mit Rückenprobleme kämpft. U.a. kämpft auch Benjamin Raich seit Jahren mit ähnlichen Problemen. Dass aber der Skisport ein "Rückenkiller" sei, verneinte der Spezialist Gabl eindeutig. "Sicherlich verlangt der Leistungssport dem Körper viel ab. Aber die Indizienz zu Rückenproblemen ist bei Spitzensportlern nicht höher als in der Vergleichsbevölkerung. Bandscheibenprobleme sind keine Probleme des Skisports."
Rückenrobleme weit verbreitet
Rückenprobleme seien weitverbreitet. Rund 2,5 Millionen Österreicher und 30 Millionen Deutsche leiden unter gravierenden Probleme mit dem Rücken, zitierte Gabl aus Untersuchungen. Reichelt, der derzeit abgeschottet ist, wird sich wahrscheinlich am Freitag selbst zu seinem Zustand äußern, wie der ÖSV bestätigte.
Unmittelbar nach seinem grandiosen Sieg auf der Streif in Kitzbühel gibt es augenblicklich leider keine guten Nachrichten von Hannes Reichelt. Der frischgebackene Hahnenkamm-Abfahrtssieger musste sich wegen eines schweren Bandscheibenvorfalls einer OP unterziehen. Nach dem Aus für Reichelt wurde Montagabend Joachim Puchner für die Olympischen Winterspiele in Sotschi nominiert.
Der Pongauer ließ am Montag im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck eine MRI-Untersuchung durchführen. Bei dieser wurde ein schwerer Bandscheibenvorfall diagnostiziert, der noch am Montag operativ behandelt wurde. Reichelt fällt damit für den Rest der Saison aus.
Bandscheibenvorfall stoppt Reichelt
Wenige Stunden nach der Olympianominierung ist der Traum von den Winterspielen in Russland für Hannes Reichelt auch schon wieder geplatzt.
"Zum Glück habe ich mich heute noch zu dieser Untersuchung entschlossen, sonst hätte das schlimme Folgen für mich haben können. Die Bilder sprechen leider für sich und eine Operation ist unausweichlich. Die Gesundheit geht einfach vor und ich möchte nach meiner Karriere noch sportlich aktiv sein. Leider ist damit auch der Olympia-Traum geplatzt", wird der 33-jährige Reichelt in einer ÖSV-Aussendung zitiert.
Puchner fährt statt Reichelt nach Sotschi
Die Option, dass sich Reichelt mit Injektionen und Schmerzmitteln durch Olympia quälen könnte, sei absolut "unverantwortlich". "Der Zustand ist so schlimm, dass es medizinisch unverantwortlich wäre, wenn Hannes auch nur einen weiteren Schwung fahren würde. Es war also wirklich höchste Zeit für diese Untersuchung", berichtete Berthold.
Wie am späten Montagabend bekannt wurde, ist nach Reichelts verletzungsbedingtem Aus Joachim Puchner für die Olympischen Winterspiele in Sotschi nominiert worden. Der Salzburger ist der zwölfte Mann im Aufgebot der österreichischen Alpin-Herren für die Bewerbe in Russland. Der 26-Jährige ist ein Kandidat für Starts in Abfahrt, Super-G und Super-Kombination, hat aber vor allem in den Speed-Bewerben nur Außenseiterchancen. Puchner wurde 1987 in Vöcklabruck in Oberösterreich geboren und lebt in St. Johann im Pongau.
Rückenprobleme seit September
Trotz der teilweise großen Erfolge hatten Reichelt die Rückenprobleme bereits seit September 2013 stets begleitet. Er hatte sich wegen seines Rückens erst kurz vor dem Start zum Antreten in der Abfahrt von der Streif entschlossen.
Zunächst musste der Sieger von sieben Weltcup-Rennen seine einstige Lieblingsdisziplin Riesentorlauf ad acta legen, in Kitzbühel holten ihn dann die starken Schmerzen aber auch in der Abfahrt ein.
"Wir haben bereits im Vorfeld der Kitzbühel-Abfahrt gesehen, wie schlecht es dem Hannes geht. Dass er das Rennen dann sogar gewonnen hat, ist fast unglaublich", so Berthold. Doch Reichelts Zustand verschlechterte sich fast stündlich. "Im Super-G war es dann richtig schlecht, deshalb haben wir uns zu dieser Untersuchung entschlossen."
In der Form seines Lebens
Die Diagnose bedeutet natürlich auch für ÖSV-Herren-Cheftrainer Mathias Berthold eine echte Hiobsbotschaft. "Für uns alle ist das ein extremer Schlag. Mir tut es für den Hannes extrem leid. Er war in der Form seines Lebens und kann jetzt beim wichtigsten Rennen der Saison nicht mitfahren", meinte Berthold am Montagabend in Schladming.
"Das ist natürlich sehr bitter, aber die Gesundheit geht vor. Wir wünschen ihm alles Gute und schnelle Genesung, damit er bald wieder zurückkommt", meinte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum.
(S24.at/APA)
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- "Mein schönster Tag"
(Quelle: salzburg24)