Gleichzeitig meinte Schmidinger, dass die Unis gut beraten wären, jetzt das Beste aus der Situation zu machen und dem neuen Minister eine Chance zu geben. Seine Kritik an der Abschaffung eines eigenständigen Wissenschaftsministeriums habe sich nicht gegen Mitterlehner persönlich gerichtet. Dessen bisherige Aussagen habe er auch durchaus "ermutigend" gefunden. "Wenn wir diese Chance einräumen, haben wir aber auch Erwartungen."
Konkret betreffe das vor allem eine nachhaltige Finanzierung: "Es wäre in meinen Augen schon paradox, wenn ausgerechnet in einem Wirtschaftsministerium Bereiche angesiedelt wären, von denen man sagt, sie sind wirtschaftlich und finanziell nicht sichergestellt", so Schmidinger. Weiters erwarte er sich auch "Kreativität für die Lösung der Probleme vor allem im Hinblick auf das Regierungsprogramm. Die Aussagen darin halten sich sehr allgemein, es gibt sehr viele Ankündigungen, von denen niemand wirklich sagen kann, wie sie umgesetzt werden oder was damit gemeint ist".
Bei manchen Themen sieht Schmidinger "ganz neue Herausforderungen", etwa bei der ebenfalls im Wirtschaftsministerium angesiedelten Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Er könne sich nicht vorstellen, dass die bisherige Lösung - die Unis sind nur Mieter der von der BIG verwalteten Gebäude - einfach bestehen bleibe. Und schließlich erwartet sich der Rektoren-Chef von einem Wirtschaftsminister auch "mehr Durchschlagskraft beim Finanzminister".
Erste Nagelprobe für Mitterlehner wird aus Schmidingers Sicht die Umsetzung der Forderungen der Hochschulkonferenz sein. Als Gegenleistung für deren Zustimmung zur Einrichtung einer Medizin-Fakultät an der Uni Linz war auch den anderen Hochschulen sowie der Grundlagenforschung mehr Geld zugesagt worden. "Hier kann er erstmals Farbe bekennen." Ein erstes Treffen mit Mitterlehner werde es am Freitag geben, in einem Telefonat habe dieser bereits zumindest Mittelkürzungen ausgeschlossen.
Schmidinger kann "nach wie vor nicht verstehen, warum die beiden Ministerien zusammengelegt wurden". Man höre immer wieder, dass man die Zahl der Ministerien konstant halten wollte - aufgrund des neuen Familienministeriums habe man deshalb ein Ressort einsparen müssen. "Aber warum Wissenschaft und nicht ein so naheliegendes wie Landwirtschaft? Dann wäre Wirtschaft zu Wirtschaft gekommen. Aber man weiß, dass das politisch nicht zu stemmen gewesen wäre - das liegt am geringen Stellenwert von Wissenschaft und Forschung gegenüber anderen Themen."
(Quelle: salzburg24)