Während Letta und seine 21 Minister vor Präsident Giorgio Napolitano der Italienischen Republik ihre Treue schworen, feuerte ein Mann sechs Schüsse auf zwei Carabinieri, die ihm den Zugang zu dem Platz vor dem Regierungssitz versperrten. Dabei wurde auch eine schwangere Passantin verletzt. Keiner der drei Verletzten schwebt in Lebensgefahr, der Zustand eines Carabiniere sei jedoch kritisch, teilten die Sicherheitsbehörden mit.
Rom. Der Täter habe gezielt auf Menschen geschossen, berichteten Augenzeugen. Nach Angaben des neuen italienischen Innenministers Angelino Alfano handelt es sich um die Tat eines Einzelnen. Der Innenminister besuchte die verletzten Carabinieri im Krankenhaus. Einer von ihnen sei am Hals vertroffen worden, sein Zustand sei zwar ernst, er schwebe jedoch nicht in Lebensgefahr, berichtete Alfano bei der ersten Ministerratssitzung der neuen Regierung. Der Carabiniere soll schwere Verletzungen an der Wirbelsäule erlitten haben. Sein Kollege sei mit Beinverletzungen davongekommen. Auch der Zustand der verletzten Frau sei nicht besorgniserregend.
Noch keine Hinweise auf Motiv
Alfano betonte, es bestünde keine Sorge um die öffentliche Sicherheit in Italien. Allerdings seien die Kontrollen rund um institutionelle Einrichtungen verschärft worden. Die Regierung Letta äußerte ihre Solidarität mit den Verletzten.
Die geschiedene Ex-Frau des mutmaßlichen Täters zeigte sich erschüttert. "Ich kann nicht begreifen, warum er das gemacht hat", sagte die Frau. Sie lebt seit drei Jahren von dem Mann getrennt. Bei dem mutmaßlichen Schützen handle es sich um einen 49-jährigen, geistig verwirrten Mann, hatten die Sicherheitskräfte erklärt. Das wurde jedoch vom Bruder des Verdächtigen bestritten. Dieser sei arbeitslos und nach der Trennung von seiner Frau aus dem norditalienischen Piemont zu den Eltern nach Kalabrien zurückgekehrt. Die Wohnung der Eltern im kalabresischen Rosarno wurde durchsucht. Der mutmaßliche Schütze weigerte sich bisher, auf Fragen der Sicherheitskräfte zu antworten. Der Mann soll derzeit im Krankenhaus wegen Kopfverletzungen behandelt werden.
Grillo verurteilt Schießerei
Der römische Bürgermeister Gianni Alemanno machte das angespannte politische Klima in Italien für die Schießerei vor dem Regierungssitz verantwortlich. "Es handelt sich um die Tat eines geistig Verwirrten, doch man darf sich nicht wundern, wenn man ununterbrochen gegen die Institutionen wettert, als wären sie abzubauen", sagte Alemanno. Auf die Frage einiger Journalisten, ob er sich auf die Protestbewegung "Fünf Sterne" beziehe, die eine scharfe Kampagne gegen die ihrer Ansicht nach korrupten etablierten Parteien führt, antwortete Alemanno: "Ich beziehe mich auf niemanden." Die Parlamentarier der "Fünf Sterne"-Bewegung und ihr Gründer Beppe Grillo verurteilten die Schießerei. Der Regierungssitz Palazzo Chigi befindet sich rund einen Kilometer vom Präsidentenpalast in Rom entfernt nahe der belebten Einkaufs- und Touristenmeile Via del Corso. Auf dem Platz waren zum Zeitpunkt der Schießerei Hunderte Menschen, die auf die neuen Regierungsmitglieder warteten.
Kabinett von Letta vereidigt
Das neue Kabinett von Enrico Letta wurde am späten Sonntagvormittag im Präsidentenpalast Quirinal vereidigt. Der neuen Regierung gehören 21 Minister an, darunter sieben Frauen, ein Rekord in der republikanischen Geschichte Italiens. Im Eiltempo stellte der 46-jährige Letta sein Kabinett aus Politikern und Fachleuten vor. Die neue Regierung, die nach einem fast zweimonatigen Stillstand nach den Parlamentswahlen im Februar aus der Taufe gehoben wurde, besteht aus Lettas Demokratischer Partei, dem "Volk der Freiheit" um Ex-Premier Silvio Berlusconi und dem Zentrumsblock um den bisherigen Regierungschef Mario Monti. Am Montag wird sich das neue Kabinett der Vertrauensabstimmung in der Abgeordnetenkammer stellen, am Dienstag jener im Senat.
Schießerei in Rom
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(Quelle: salzburg24)