Gemeinsam mit fast hundert Staats- und Regierungschefs harrten sie stundenlang im strömenden Regen aus, um Mandela die letzte Ehre zu erweisen. US-Präsident Obama würdigte den Verstorbenen als einen Giganten der Geschichte und rief dazu auf, seinen Kampf fortzusetzen - gegen Hunger, Krankheit und politische Verfolgung. "Zu viele Staatschefs erklären sich mit Madibas Kampf für die Freiheit solidarisch, aber dulden im eigenen Volk keinen Widerspruch", kritisierte er, indem er Mandela bei seinem Stammesnamen ansprach. "Und zu viele von uns stehen an der Außenlinie, ruhen sich in Selbstgefälligkeit und Zynismus aus, anstatt ihre Stimme zu erheben."
Trotz des schlechten Wetters war die Stimmung im Stadion fröhlich. Schon auf dem Weg dorthin tanzten Weiße und Schwarze in überfüllten S-Bahn-Waggons, tröteten mit Vuvuzela-Plastik-Trompeten und sangen die Hymnen der Anti-Apartheid-Bewegung. "Ich war hier, als Mandela 1990 freigelassen wurde, und jetzt bin ich wieder hier, um Abschied von ihm zu nehmen", sagte die 51-jährige Beauty Pule. "Ich bin mir sicher, dass Mandela stolz war auf das Südafrika, das er mit erschaffen hat - es ist nicht perfekt, aber keiner ist perfekt, und wir haben große Fortschritte gemacht."
Seit Mandelas Tod ist der Himmel über Johannesburg bewölkt und es regnet, was sehr untypisch für die Jahreszeit ist. Nach afrikanischer Tradition ist dies ein Zeichen dafür, dass ein verehrter Stammesältester gestorben ist und seine Vorfahren ihn im nächsten Leben begrüßen.
Zahlreiche Redner würdigten Mandela, der während des Apartheid-Regimes 27 Jahre in Haft saß, als einen der großen Helden des 20. Jahrhunderts. Ganz im Geiste Mandelas kamen am Rande der Zeremonie auch alte Feinde einander näher: Obama reichte auf dem Weg zum Redner-Podium Kubas Präsidenten Raul Castro die Hand, der diese lächelnd ergriff. Es war eine seltene Geste zwischen Präsidenten der beiden Länder, die seit mehr als 50 Jahren verfeindet sind.
"Er bewirkt im Tod, was er schon im Leben bewirkte: Er bringt Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, mit unterschiedlichen Meinungen, politischen Zielen und Religionen zusammen", sagte Mandelas frühere Assistentin Zelda la Grange.
Der jetzige südafrikanische Präsident Jacob Zuma wurde von der Menge im Stadion ausgebuht. Zumas Amtszeit wird von zahlreichen Skandalen und Korruptionsaffären überschattet, die in Gegensatz zu Mandelas Wirken stehen. Zuma ist seit 2009 im Amt.
Nach der Trauerfeier wird Mandela in Pretoria aufgebahrt, wo er 1994 als erster Schwarzer den Eid für das Präsidentenamt leistete. Er soll am Sonntag in seiner Heimatstadt Qunu am Ostkap beerdigt werden.
(Quelle: salzburg24)