Auf der Straße zum internationalen Flughafen in Tripolis kam es zu Gefechten zwischen Anhängern und Gegnern Haftars. Mindestens zwei Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei gewaltsamen Zusammenstößen in verschiedenen Stadtteilen getötet.
Der heftigste Gewaltausbruch seit der Besetzung des Parlaments durch Anhänger einer anti-islamistischen Miliz am Wochenende wurde aus dem Bezirk Salaheddin gemeldet. Vor einer Kaserne detonierten dort Augenzeugen zufolge mehrere Sprengsätze. Auch aus dem Vorort Tadjura im Osten wurden Schusswechsel und Explosionen gemeldet. Die Urheber der Gewalt blieben zunächst unklar.
Die liberale Allianz der Nationalen Kräfte, die größte Kraft im libyschen Parlament erklärte unterdessen, sie unterstütze Haftars Offensive gegen "Terroristen und ihre Geldquellen". Sie warnte die mit Haftar verbündeten Militärs und Polizisten jedoch davor, "sich in das politische Leben einzumischen". Auch der Innenminister sowie die Führung der Luftabwehrtruppen schlossen sich der "Operation Würde" an. Wie lokale Medien berichteten, wurde ihr Stützpunkt in Tripolis kurz darauf mit Raketen beschossen.
Haftar hatte vergangene Woche eigenmächtig mit einigen Offizieren eine Offensive gegen islamistische Brigaden in Benghazi begonnen. Seine Milizen vertrieben kurz darauf gemeinsam mit ehemaligen Revolutionskämpfern aus der westlichen Stadt Sintan die Abgeordneten aus dem Parlament.
Die libysche Regierung warf Haftar daraufhin vor, einen Putsch vorzubereiten. Dennoch forderte sie das Übergangsparlament am Dienstag auf, nach Verabschiedung des Budgets 2014 bis zu Neuwahlen in Parlamentsferien zu gehen.
Der Urnengang könnte laut Wahlkommission am 25. Juni stattfinden. Die Libyer hätten ursprünglich bereits im Februar ein neues Parlament wählen sollen, die Abgeordneten verlängerten ihre Legislaturperiode jedoch eigenmächtig bis Dezember.
Seit dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 sorgen bewaffnete Gruppen und Milizen immer wieder für Unruhen. Viele Libyer sind mit dem Parlament und mit der von den Parlamentariern gewählten Übergangsregierung unzufrieden, weil sie nicht viel gegen die häufigen Attentate und Entführungen unternommen haben.
Am Mittwoch überlebte der Generalstabschef der Marine, Bahar Bu Shnak, einen Attentatsversuch in Tripolis. Er wurde ebenso wie sein Fahrer und zwei Wachleute leicht verletzt. In Benghazi wurden am Dienstag drei chinesische Ingenieure verschleppt. Nach einem Bericht der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua töteten die Entführer eines ihrer Opfer, die beiden anderen Chinesen seien freigelassen worden.
(Quelle: salzburg24)