Am Montag war in der ostukrainischen Region Lugansk eine Armeemaschine abgeschossen worden. Kiew warf Moskau vor, das Flugzeug von russischem Gebiet aus beschossen zu haben. Zuvor war am Sonntag im russischen Grenzort Donezk, das denselben Namen trägt wie eine Großstadt in der Ostukraine, ein Mann durch ein Geschoss getötet worden. Moskau machte die Ukraine dafür verantwortlich und drohte mit Konsequenzen.
Ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums sagte am Dienstag in Kiew, es gebe "zahlreiche Beweise für die Verwicklung Russlands in Kampfhandlungen". Damit gebe es auch "immer mehr Gründe" für die nächste Stufe von Strafmaßnahmen gegen Moskau, die Wirtschaftssanktionen umfassen könnte. Nach Angaben des Sprechers soll über die Frage beim Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs am Mittwoch in Brüssel beraten werden.
Aus Kreisen des Kremls in Moskau hieß es, Russland erwäge nach dem Todesfall in Donezk "gezielte Schläge" auf ukrainisches Gebiet. Offiziell teilte das Außenministerium mit, OSZE-Beobachter sollten sich am Mittwoch zu den Grenzposten Donezk und Gukowo begeben. Moskau hatte die OSZE am Montag "als Geste des guten Willens" eingeladen, die Grenze zu überwachen. Die OSZE erwägt den Einsatz von Aufklärungsdrohnen.
Nach dem Abschuss des Militärflugzeugs teilte die ukrainische Armee am Dienstag mit, vier der acht Insassen seien gerettet worden. Sie seien "gefunden und an einen sicheren Ort gebracht" worden. Von zwei weiteren Besatzungsmitgliedern fehlte demnach noch jede Spur, die zwei letzten Mitglieder der Gruppe waren in der Gewalt prorussischer Separatisten. Der Such- und Befreiungseinsatz dauere an, hieß es.
Die Suche nach einer friedlichen Lösung des Konflikts wurde fortgesetzt. Für Dienstag waren direkte Gespräche zwischen Kiew und den prorussischen Separatisten geplant. Es sei eine Videokonferenz der Kontaktgruppe aus der Ukraine, Russland und der OSZE mit den Rebellen vorgesehen, teilte das Büro des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko nach einem Telefonat mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am späten Montag mit.
Ungeachtet dessen gingen die Gefechte zwischen Armee und Separatisten in den Regionen Donezk und Lugansk weiter. In Lugansk wurden nach Angaben des Stadtrats in der Nacht zum Dienstag acht Zivilisten getötet. In der Region Donezk meldeten die Behörden nach einem Luftangriff an der Grenze zu Russland vier zivile Opfer. Die Armee erklärte zudem, sechs Soldaten seien bei nächtlichen Gefechten getötet worden.
(Quelle: salzburg24)