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UN-Sicherheitsrat berät über Jetabsturz

Die Wrackteile liegen weit im Abstruzgebiet verstreut.
Veröffentlicht: 18. Juli 2014 03:55 Uhr
Nach dem Absturz einer Passagiermaschine über der Ukraine haben zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie internationale Organisationen eine unabhängige Untersuchung gefordert. Der UN-Sicherheitsrat sollte in einer Sondersitzung über die Krise in der Ukraine und den mutmaßlichen Abschuss des Flugzeugs mit rund 300 Menschen an Bord beraten.

Die Maschine war als Flug MH 017 um 12.15 Uhr von Amsterdam mit dem Ziel Kuala Lumpur gestartet. Insgesamt kamen 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder ums Leben. Das teilte der Vizepräsident der Fluggesellschaft Malaysia Airlines Europe, Huib Gorter, Donnerstagnacht am Amsterdamer Flughafen Schiphol mit.

Großteils Niederländer an Bord

Unter den Absturzopfern waren 154 Niederländer, 27 Australier, 23 Malaysier, elf Indonesier, sechs Briten, vier Deutsche, vier Belgier, drei Filipinos und ein Kanadier. Bisher gab es keine Berichte über österreichische Opfer, allerdings war die Nationalität von 47 Passagieren vorerst unklar.

In einem Telefonat mit seinem ukrainischen Kollegen Petro Poroschenko sagte Obama, am Ort des Absturzes dürfe nichts verändert werden, bis internationale Experten "alle Aspekte der Tragödie" untersuchen können. Zugleich sicherte der US-Präsident sofortige Hilfe von US-Experten zu, teilte das Weiße Haus weiter mit. Ähnlich äußerte sich Obama auch in einem Telefonat mit dem malaysischen Ministerpräsidenten Najib Razak, hieß es weiter.

Viele Aidsaktivisten starben bei Absturz

Der australische Ministerpräsident Tony Abbott machte am Freitag prorussische Separatisten für den Absturz verantwortlich. Es sehe so aus, dass "von Russland unterstützte Rebellen" hinter dem Abschuss stünden. Mehrere Passagiere an Bord der Air-Malaysia-Maschine waren auf dem Weg zur am Sonntag beginnenden internationalen AIDS-Konferenz in Melbourne. Das teilte die australische Außenministerin Julie Bishop am Freitag mit. Zu der Konferenz wird auch Ex-US-Präsident Bill Clinton erwartet.

Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier, die EU und die NATO verlangten eine internationale Untersuchung.

Kreml: Putin beschuldigt die Ukraine

Russlands Präsident Wladimir Putin gab der Ukraine indirekt die Schuld. Die schreckliche Tragödie wäre nicht passiert, wenn es in der Ostukraine keinen Krieg gebe, sagte der Kremlchef.

Es ist der zweite schwere Schlag für Malaysia Airlines innerhalb von Monaten. Im März verschwand Flug MH370 auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking. Wochenlange Suchen im Pazifik nach dem Wrack blieben erfolglos.

"Kein Unfall" - Maschine "vom Himmel geholt"

Nach der Tragödie in der Ostukraine sprach auch US-Vizepräsident Joe Biden von einem Abschuss der Maschine. Der Absturz sei sei "kein Unfall", die Maschine sei "vom Himmel geholt worden", sagte Biden nach Angaben des TV-Senders MSNBC in Detroit. Das entspricht der Einschätzung des US-Geheimdienstes, der von einem Raketenbeschuss ausgeht. Die "Washington Post" zitierte einen namentlich nicht genannten Geheimdienstbeamten.

Bei der Rakete habe es sich um eine Boden-Luft-Rakete gehandelt, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf namentlich nicht genannte Experten der US-Regierung. Das Flugzeug sei auf einer Höhe von 9100 Meter geflogen, hieß es unter Berufung auf Daten eines Spionagesatelliten der US-Streitkräfte.

Der Satellit liefere aber keine Informationen, wo genau die Rakete abgefeuert wurde. Experten von Militär und Geheimdienst seien aber dabei, mit Hilfe von mathematischen Formeln und Hochgeschwindigkeits-Computern, den genauen Ursprungsort der Rakete zu ermitteln. Andere Experten arbeiteten mit ukrainische Behörden zusammen, um Trümmerteile der Rakete und des Flugzeuges zu untersuchen.

Eilig einberufene Sondersitzung des UN-Rates

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen will sich in einer eilig einberufenen Sondersitzung mit dem Flugzeugabsturz in der Ukraine befassen. Das mächtigste UN-Gremium werde am Freitag um zehn Uhr (Ortszeit, 16 Uhr deutscher Zeit) zusammentreten, hieß es am Donnerstag aus Diplomatenkreisen. Großbritannien hatte die Sitzung beim ruandischen UN-Botschafter, in diesem Monat Präsident des Rates, beantragt. Auch der ukrainische Botschafter Juri Sergejew soll an der voraussichtlich offenen Sitzung teilnehmen. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass irgendwelche Beschlüsse gefasst werden.

Poroschenko: "Terroristischer Akt"

Der ukrainische Präsident Poroschenko sprach von einem "terroristischen Akt". Er warf den Separatisten vor, die Boeing abgeschossen zu haben - wie zuletzt mehrere ukrainische Militärflugzeuge. Die ukrainische Luftwaffe habe mit der Tragödie nichts zu tun, so der Präsident, der umgehend eine Untersuchungskommission bilden ließ. "Wir sind überzeugt, dass die Verantwortlichen für diese Tragödie zur Verantwortung gezogen werden."

Die Lufthansa und andere Fluggesellschaften reagierten umgehend auf das Unglück und änderten ihre Flugrouten nach Asien. Der ostukrainische Luftraum werde bis auf weiteres weiträumig umflogen, sagte ein Lufthansa-Sprecher in Frankfurt.

Bewaffnete Separatisten erschweren Arbeiten

Rettungskräfte erreichten am Abend das Wrack des Flugzeugs in der Nähe der Ortschaft Grabowo. "Die Arbeiten werden davon erschwert, dass die Trümmer in großem Umkreis verstreut sind", sagte der Sprecher des ukrainischen Notfalldienstes, Sergej Botschkowski. Zudem seien bewaffnete Separatisten in der Nähe.

Die Separatisten gaben an, sie hätten den Flugschreiber der Boeing gefunden. "Die Black Box wurde sichergestellt", sagte einer der Sprecher, Konstantin Knyrik. Auch Experten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) machten sich auf den Weg zum Wrack. Die Separatisten boten am Abend eine befristete Feuerpause während der Bergungsarbeiten an.

Weitere Eskalation in der Ukraine

Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich schockiert und forderte eine umgehende und unabhängige Untersuchung. Merkel trauere um die Opfer des Absturzes der malaysischen Passagiermaschine, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. "Sollte sich diese Nachricht (vom Abschuss) bestätigen, so stelle sie eine weitere, tragische Eskalation des Konfliktes im Osten der Ukraine dar."

Großbritanniens Premierminister David Cameron zeigte sich bestürzt: "Ich bin schockiert und traurig."

Die Separatisten hatten zuletzt mehrfach zugegeben, ukrainische Kampfjets, Transportmaschinen und mehrere Hubschrauber abgeschossen zu haben. Nach unbestätigten Twitter-Berichten haben die Separatisten behauptet, ein Buk-Flugabwehrsystem im Verlauf der Kämpfe erbeutet zu haben. Das in den 80er-Jahren von der sowjetischen Militärindustrie entwickelte Lenkwaffen-System Buk (Buche) kann Ziele in Höhen bis zu 25.000 Metern treffen. (APA)

(Quelle: salzburg24)

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