"Tötet, wenn ihr wollt. Wir werden von hier nicht weichen", sagte ein Prediger vor den dicht an dicht stehenden Menschen. Andere forderten die Armee, die den ersten demokratisch gewählten Präsidenten am 3. Juli gestürzt hatte, zur Rückkehr in die Kasernen auf. "Soldaten, ihr habt nichts in der Politik verloren", rief ein anderer Redner der Fäuste schwingenden Menge zu.
Die Sicherheitskräfte waren in der Nähe der Moschee nicht zu sehen. Das Militär hat ein Eingreifen angekündigt, sollten die Demonstranten nicht friedfertig gehen. Beobachter erwarten zwar, dass die Armee nicht vor dem Ende des Festes zum Fastenbrechen am Sonntag einschreitet. Dann aber könne es ernst werden. "Die Situation ist sehr gefährlich", sagte ein westlicher Diplomat.
Während es in Kairo zunächst ruhig blieb, kam es in mehreren ländlichen Regionen zu Zusammenstößen. In der Provinz Fayum feuerte die Polizei Tränengrasgranaten auf Anhänger und Gegner Mursi ab. Sieben Demonstranten und fünf Polizisten wurden verletzt. Zusammenstöße meldete die staatliche Zeitung "Al-Ahram" auch aus einer Provinz im Nildelta. Dort wurden 13 Islamisten festgenommen, außerdem gab es vier Verletzte.
Die Militärs hatten den Sturz Mursis mit dem Argument verteidigt, den Volkswillen umzusetzen. Rund 300 Menschen starben seitdem bei Zusammenstößen. Seit Mittwoch hat sich die Lage zugespitzt, nachdem die vom Militär eingesetzte Regierung die internationalen Vermittlungsbemühungen für gescheitert erklärt hatte. Zuvor hatten sich Politiker aus der EU und den USA um eine Lösung des Konfliktes bemüht.
Nach Einschätzung von Diplomaten kann sich die Lage nur beruhigen, wenn ein ehrenhafter Ausweg für Mursi gefunden wird, seit dem Umsturz inhaftierte politische Gefangene freigelassen werden und die Muslimbrüder auch künftig eine politische Rolle spielen dürfen. Bisher weigern sich die Muslimbrüder, die Absetzung Mursis anzuerkennen.
(Quelle: salzburg24)