Wenige Tage nach seiner Freilassung sorgt Boris Becker bereits wieder für Schlagzeilen. Der deutsche Ex-Tennisstar ließ bei TV-Sender Sat 1 tief blicken und äußerte sich emotional zu seiner Zeit in Haft.
Äußerliche Veränderungen bei Becker
Die Erfahrungen hinter Gittern sind an dem einstigen Weltstar auch äußerlich nicht spurlos vorbeigegangen. Erste Fotos zeigen Becker jetzt deutlich schlanker. Er hat etwas dunklere Haare. Die Zeit im Gefängnis hat in seinem Gesicht Sorgenfalten hinterlassen. Über seine Zeit in der Haft sagte der Sportler: "Im Gefängnis bist Du niemand. Du bist nur eine Nummer. Meine war A2923EV. Ich wurde nicht Boris genannt. Ich war eine Nummer. Und es interessiert sie einen Scheißdreck, wer Du bist." Becker war Ende April von einem Gericht in London zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, weil er Teile seines Vermögens in seinem Insolvenzverfahren nicht ordnungsgemäß angegeben hatte. Er war am Donnerstag schließlich freigekommen.
"Hoffte, dass Zellentür aufgeht"
Über die letzten Stunden vor seiner Freilassung und Abschiebung nach Deutschland sagte der Tennisspieler: "Ich saß ab sechs Uhr in der Früh auf meiner Bettkante und hoffte, dass die Zellentür aufgeht. Sie kamen um halb acht, schlossen auf und fragten: Bist du fertig? Ich sagte: 'Los geht's!' Ich hatte auch schon alles gepackt"
Ex-Tennisstar hatte Angst
Moderator Steven Gätjen, der Becker zur Vorbereitung bereits getroffen hat, sagte über ihn: "Ich glaube, dass er wirklich willens ist, aufzuräumen und viele Dinge klarzustellen." Wie Gätjen schilderte, ist ihm persönlich vor allem Beckers Beschreibung der ersten Tage im Gefängnis Wandsworth in Erinnerung geblieben. "Dort sitzen ja nicht nur Menschen ein, die finanzielle Straftaten begangen haben, sondern auch Sexualstraftäter, Mörder und Menschen, die große Raubüberfälle begangen haben. Boris Becker erzählte mir, dass er große Angst davor hatte, in einer Sammelzelle zu landen."
Noch kurz vor seiner Inhaftierung im April hatte sich Becker im Interview mit Apple TV+ emotional gezeigt. "Ich habe meinen Tiefpunkt erreicht. Ich werde sehen, was ich damit anfange", sagte er damals unter Tränen. Wenige Tage später musste er ins Gefängnis.
Insolvenz ebnete Weg hinter Gittern
Begonnen hatte Beckers Misere in London damit, dass er 2017 von einem Gericht für insolvent erklärt wurde. Eigentlich können solche Verfahren in Großbritannien recht schnell beendet werden. Doch bei Becker zog es sich in die Länge. Es folgten demütigende Episoden: Unter anderem wurden ein Teil seiner Trophäen und andere persönliche Erinnerungsstücke öffentlich versteigert.
Doch es kam noch schlimmer: Sein Insolvenzverwalter warf Becker vor, Vermögensbestandteile in Millionenhöhe verschleiert zu haben. Die Tennis-Legende musste vor Gericht. In dem Prozess im Frühjahr plädierte Becker in allen Punkten auf schuldlos. Sein Anwalt stellte ihn als einen Mann dar, der oft mit dem Leben als Star außerhalb des Tennisplatzes überfordert war, Entscheidungen oft anderen überließ und sich kaum um die Konsequenzen seines eigenen Handelns kümmerte. Doch die Geschworenen nahmen ihm das nur zum Teil ab und befanden Becker in mehreren Anklagepunkten für schuldig.
Deutscher Tennis Bund hält Rückkehr möglich
Der Deutsche Tennis Bund hält dem aus der Haft entlassenen Boris Becker die Tür für eine Rolle im deutschen Tennis offen und will den Kontakt zu ihm suchen. "Wir werden nach seiner Rückkehr nach Deutschland weiterhin einen engen Austausch mit ihm haben", teilte der DTB am Dienstag auf Anfrage mit: "Boris Becker ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der deutschen Tennisfamilie. Seine Verdienste sind und bleiben einzigartig."
(Quelle: salzburg24)