Sport

Eisspeedway-Ikone Franky Zorn: „Alter schützt vor Vollgas nicht“

Franky Zorn bei seiner Arbeit: Am Eis, in extremer Schräglage.
Veröffentlicht: 27. November 2012 18:16 Uhr
Der Salzburger Franky Zorn ist eine feste Größe im Eisspeedway. Mit SALZBURG24 spricht er über den Tiefschlag eines zu langsamen Motorrades, die russische Konkurrenz und der größten Angst des Adrenalinjunkies.
SALZBURG24 (Florian Gann)

Franky Zorn ist gerade im Stress. Zwischen den letzten Terminen bei Teilelieferanten und den finalen Schraubeinheiten am selbstgebauten Motorrad findet er kurz vorm Saisonstart trotzdem Zeit, mit SALZBURG24 über seine Leidenschaft zu sprechen: Eisspeedway. Beim rennmäßigen Fahren auf gefrorenem Untergrund heizen die Fahrer mit bis zu 140 km/h um ein 350 bis 400 Meter langes Eis-Oval. Kopf an Kopf mit jeweils drei Konkurrenten. Körperkontakt mit den 28 Millimeter langen Spikes an den Reifen stellt man sich besser nicht bildlich vor, ist aber schon jedem Fahrer passiert. Stürzen? Besser auch nicht dran denken.

Perspektivenwechsel: „Die hom ja alle an Vogel“

Wie muss man ticken, um sich so einen Sport zu geben? „Ich denk mir nix dabei“, meinte Franky Zorn. Im Laufe der Zeit werde schließlich alles normal. „Aber wenn i selber zuschau, is mei erste Reaktion: ‚Die hom alle an Vogel’“.

Begonnen hat alles mit 21 – lässt man die Mopedzeit und das Umackern in Mamas Gemüsebeet im Vorpubertären Alter mal außer Acht. Onkel Toni Hörl, selbst ein Eisspeedway-Crack, wohnte und schraubte im selben Haus. „Da wächst man damit auf“, so Zorn. Vom Onkel übernahm er die ersten Teile.

„Ohne Vize-WM-Titel hätt ich ein Problem gehabt“

Von da an dauerte es sechs Jahre bis zur großen Entscheidung. Amateur bleiben oder die Sache richtig angehen und nur noch für das Eisspeedway leben. „Ich bin im Kran drinnen gesessen und hab mir gedacht: ‚So, was mach ich jetzt.’ Ich hab mir zusammengeschrieben was ich brauche, um dabei zu sein und hab mir dann 180.000 Schilling aufgenommen.“ Franky Zorn ließ Job und Alltag hinter sich, gewann 24 Rennen und wurde Vizeweltmeister, nur einen Punkt hinter dem Sieger. Das war im Jahr 2000. „Wenn ich nicht Vizeweltmeister geworden wäre, hätt ich ein Problem gehabt.“ So aber kam statt der persönlichen Schuldenkrise die große Karriere. Sponsoren klopften an, der Weg zum Quasi-Profi – der Saalfeldener verdient nichts mit seinem Sport – war geebnet. Seither folgten eine ganze Reihe Siege und Titel. An die 70 Podiumsplätze schätzt Zorn mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Nur wenige Nicht-Russen haben das im Eisspeedway geschafft. Das einzige, dass noch fehlt: Der Weltmeistertitel im Einzel.

Ziel Weltmeister: „Wert wäre unvorstellbar“

„Dieses Jahr bin i wieder guter Dinge“, erzählte der Franky Zorn. Letzte Saison ist das „Werkl“ nicht so richtig gelaufen, mitten in der Saison hat er angefangen ein neues Motorrad zu bauen. Die Maschinen werden komplett selbst gebaut, jedes Teil ist eine Sonderanfertigung. Zum Testen bleiben nur zwei, drei Wochen Anfang Dezember. „Das ist der größte Tiefschlag, wenn man den ganzen Sommer am Motorrad arbeitet, und dann funktioniert das Werkl nicht. Dann muss man die Saison irgendwie rüber bringen.“ Oder eben ein neues Bike bauen. Bis zum letzten Grand Prix hat Zorn sein Eisen richtig zum laufen gebracht, deswegen rechnet er sich heuer Chancen gegen die russische Übermacht aus. Bei den Kollegen aus dem Osten hat Eisspeedway einen anderen Stellenwert. Als Fahrer ist man Held und ein gemachter Mann. Die Vereine haben das notwendige Geld, sorgen für die nötige Infrastruktur und das beste Material. Franky Zorn dagegen ist im Wesentlichen eine One-Man-Show. „Wie wenn ein Jamaikaner gegen zehn Schlierenzauers springen müsste“, findet er den passenden Vergleich. „Der Wert wäre unvorstellbar, wenn man als Österreicher Weltmeister werden würde.“

Angst? „Nur vorm aufhören“

Obwohl er weiß, dass er sich ständig im Extremen bewegt, macht dem Saalfeldener trotzdem nur eines Angst: Das Aufhören. Mit 42 sieht er noch kein Ablaufdatum. „Alter schützt vor Vollgas nicht“, heißt das in seinen Worten. Nach seinem Rücktritt will er keine Lücke hinterlassen und sucht deswegen einen Nachfolger. „Es wird ein Casting geben“, meinte Zorn. Ein bis zwei junge Fahrer sollen gefördert werden. „Normalerweise dauert es fünf bis sechs Jahre, bis man schnell ist. Ich musste mir alles selber erarbeiten. Mit meiner Erfahrung kann ich dem Nachwuchs helfen.“ Die Jungspunde sollen dann mit ihm zu den Trainings und Rennen fahren. „Wenn sich die Jungen dann für einen Grand Prix qualifizieren, weiß ich, dass für mich die Zeit gekommen ist.“ Bis dahin wird Franky Zorn noch jede Menge Spaß dabei haben, seinen Eisspeedway-Konkurrenten das Leben schwer zu machen.

(fga / SALZBURG24)

(Quelle: salzburg24)

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