Wenn am Freitag mit dem Cup-Finale (im S24-LIVETICKER) das runde Leder im österreichischen Fußball wieder ins Rollen gerät, stehen auch für Schiedsrichter Veränderungen bevor. Grölende Fußball-Fans, die ihr Team mit Gesängen anpeitschen und über Entscheidungen der Unparteischen schimpfen bzw. jubeln.
Schiedsrichter Sebastian Gishamer im Interview
Anhänger, die über gewonnene Zweikämpfe die Faust gen Himmel strecken und sich die Seele nach einem Tor aus dem Leib schreien: All das, das dem Fußball die nötige Würze gegeben hat, fällt auf unbestimmte Zeit aus.
Viele Abläufe vor, während und auch nach dem Spiel werden sich grundlegend ändern: In dem 24-seitigen Präventionskonzept wurden – wie berichtet – Maßnahmen herausgearbeitet, die eine Corona-Ansteckung von Spielern, Betreuern etc. verhindern sollen. Auch der Job eines Schiedsrichters wird sich in einigen Punkten verändern.
Der gebürtige Bürmooser (Flachgau) Sebastian Gishamer leitete den Probegalopp zwischen den Bullen und Wattens (1:1). Uns erzählt er, wie sich seine Rolle als Unparteiischer zwischen zwei Strafräumen und 22 Spielern verändern hat.

SALZBURG24: Sebastian, wie fällt dein Fazit nach dem ersten Testspiel unter den neuen Rahmenbedingungen aus?
SEBASTIAN GISHAMER: Im Großen und Ganzen war das Spiel schwer in Ordnung. Der Fußball hat sich in punkto Regeln zwar nicht geändert, dennoch war es ein wenig gewöhnungsbedürftig das Spiel unter den speziellen Bedingungen zu leiten.
Welche Umstellungen ergeben sich nun für euch Schiedsrichter?
Es ist eine besondere Erfahrung, ein Spiel unter diesen Voraussetzungen zu leiten. Für mich war es gewöhnungsbedürftig zu sehen, wie an der Seitenlinie Bälle desinfiziert werden. Für uns ändert sich in Sachen Kommunikation einiges: Beim Austausch, Ermahnen und der Begrüßung mit den Spielern müssen wir uns daran gewöhnen, Abstand zu halten. Der Ellenbogen-Gruß und ein 'Servus mit dem Fuß' wird sich in Zukunft wohl etablieren.

Bei den sogenannten Geisterspielen wird die Stimmung von den Rängen fehlen, man hört nun fast jedes Wort der Spieler und Trainer. Hört man als Schiedsrichter nun genauer hin oder manchmal gar weg?
Natürlich nimmt man die Ausdrücke der Spieler mehr und deutlicher wahr. Am Freitag hat zum Beispiel ein Spieler nach einem vermeintlichen Foulspiel einen sehr lauten Schrei losgelassen. Ob Kritik oder einfach nur Ärger war, sei vorerst einmal dahingestellt. Für die Schiedsrichter wird es wichtig sein, sich an die geänderten Situationen zu gewöhnen und angemessen zu reagieren.
Kritik und Beleidigungen werden weiterhin gemäß den Vorgaben geahndet. Wichtig wird aber auch sein, dass die Akteure am Feld Emotionen zeigen dürfen. Auch wenn das nicht gleich ein Freibrief für Schimpftiraden bedeutet.
Spieler, Betreuer etc. müssen wöchentlich Corona-Tests machen. Wie läuft das bei euch ab?
Die genaue Vorgehensweise bzw. die Organisation der Tests wird derzeit noch von der Bundesliga konzipiert. Die Tendenz geht in die Richtung, dass auch wir ein mal pro Woche auf das Coronavirus getestet werden. Zwei Tage vor dem Testspiel wurde mein Team bei Red Bull Salzburg in Taxham getestet.
Es wird sicher nicht einfach werden, aber ich hoffe, dass sich die Abläufe relativ schnell einspielen werden. Es wird auch für uns eine fordernde und spannende Zeit werden.
(Quelle: salzburg24)