Das Eigentor gegen Frankreich von ÖFB-Verteidiger Maximilian Wöber löste beim 26-Jährigen Schuld- und Schamgefühle aus. Nach einer Flanke von Frankreichs Star Kylian Mbappe hielt der ehemalige Salzburg-Profi reflexartig seinen Kopf in die Flugbahn und fälschte den Ball unhaltbar für Torhüter Patrick Pentz ab. Am Ende unterlag die ÖFB-Auswahl zum Auftakt der EURO dem Turnierfavoriten mit 0:1. Auf den Titelseiten der Zeitungen war fast überall ein enttäuschter Wöber zu sehen. Auch im Netz wurde er teils hart kritisiert.
Um den negativen Auswirkungen des Eigentores entgegenzuwirken, entschied sich der ÖFB-Star, wie zuletzt Marcel Sabitzer nach dem verlorenen Champions-League-Finale, öffentlich über seine Gefühlswelt zu sprechen.
Maximilian Wöber sieht sich als "Dodel der Nation"
Denn der 26-jährige gebürtige Wiener und Ex-Bulle sprach nach einer schlaflosen Nacht bei einer Pressekonferenz über seine innere Unruhe. "Direkt nach dem Spiel war es für mich extrem emotional, wie ich es noch nie erlebt habe, weil man das Gefühl hat, eine ganze Nation im Stich gelassen zu haben", sagte der Abwehrspieler am "Tag danach" in Berlin. "Nach so einem Spiel, wo man der Dodel der Nation ist, ist es nicht schlecht, wenn man sich gleich hinstellt, damit das Ganze abgehakt ist", erklärte der Wiener seinen Umgang mit dem Eigentor, das österreichweit im Schnitt 1,66 Millionen Menschen vor den TV-Bildschirmen verfolgten.
Warum der Profi, der bei Leeds United in der englischen Premier League spielt, mit seiner Herangehensweise möglicherweise alles richtig gemacht hat, erklärt Manuel Horeth. Der Salzburger Mentaltrainer kennt sich mit solchen Rückschlägen bei Spitzensportlern bestens aus. Neben Starcoach Adi Hütter arbeitete der 46-Jährige bereits mit Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer und weiteren Sportler:innen zusammen.
Horeth: ÖFB-Verteidiger muss das "Unveränderbare akzeptieren"
"Manche brauchen die Öffentlichkeit und den Weg nach draußen, um zu zeigen, was sie fühlen und denken. Dann hat man das Gefühl, man kämpft gemeinsam", so Horeth gegenüber S24. Aber nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch intern, also hinter den Kabinentüren, ist der Umgang mit derartigen Situationen wichtig. Hier sind neben den Spielern vor allem die Trainer gefordert. Aber auch das Abhaken und die Akzeptanz jener Dinge, die man nicht verändern kann, stellt der Salzburger in den Fokus: "Die beste Technik, um wieder nach vorne zu kommen, ist, sich bewusst zu machen, dass man Dinge, die passiert sind, nicht mehr ändern kann. Das Unveränderbare zu akzeptieren, ist Regel Nummer eins", stellt der Mentalcoach klar. Und: "Man muss immer einmal mehr aufstehen als hinfallen. Wenn man sich das bewusst macht, geht man aus einem Fehler oder Rückschlag gestärkt hervor. Das ist echte Mentalität."
Warum Ex-Salzburger auch gegen Polen auflaufen sollte
Ob Maximilian Wöber am Freitag gegen Polen wieder aufstehen wird bzw. kann, ließ Cheftrainer Ralf Rangnick noch offen. Der Teamchef liebäugelt anstelle von Maximilian Wöber derzeit mit Gernot Trauner in der Abwehrkette. Auch hier hat Horeth einen Tipp parat. "Dann besteht natürlich die Möglichkeit, dass er das positive Denken nach vorne nicht mehr so schnell umsetzen kann. Das Ziel ist eigentlich, relativ schnell wieder ins Spiel zu kommen, damit man die Chance hat, die Erkenntnisse positiv umzusetzen. Denn wenn das nächste Spiel wieder positiv verläuft, dann hat man eigentlich schon wieder alles nach vorne gerichtet", sieht Horeth den Leeds-Profi in der Startelf und gleichzeitig Bedenken, dass ein Platz auf der Bank Auswirkungen auf den 26-Jährigen haben könnte.
Somit bleibt abzuwarten, wie gestärkt Wöber am Freitag zurückkehren wird. SALZBURG24 berichtet vom zweiten EM-Match Österreichs am Freitag ab 17.50 Uhr LIVE.
Österreich - Polen
Aleks tippt: 1:0
Mathias tippt: 1:2
(Quelle: salzburg24)