Nicolas Seiwald ist beim österreichischen Top-Klub als Einheimischer zum Leithammel aufgestiegen. Der Kuchler Bua aus dem Tennengau mischt mit Red Bull Salzburg wieder im Europacup mit.
Nicolas Seiwald träumt von deutscher Bundesliga oder Premier League
Als Dauerläufer ist er bei den Bullen auch in der Europa League im Play-off der K.-o.-Runde gegen die Truppe von Star-Trainer José Mourinho, die AS Roma, gesetzt. Im Multi-Kulti-Team von Matthias Jaissle übernimmt der 21-jährige Lokalmatador immer mehr Verantwortung und spricht am Valentinstag mit uns über:
- sein Date und Romantik am Valentinstag
- seinen Premierentreffer in der Bundesliga
- sein Debüt in der Europa League gegen Rom
- die magere Kulisse bei Bundesliga-Heimspielen
- Verjüngung bei Red Bull Salzburg
- seine schönsten und ärgerlichsten Momente
- seine Rolle als Vizekapitän
- das Potenzial im ÖFB-Team
- einen Foto-Wunsch
- seine Lieblingsliga
SALZBURG24: Passend zum Valentinstag: Hast du eine romantische Ader und wenn ja: Ist dir und deiner Freundin so ein Tag wichtig?
Ja eigentlich schon, vor allem weil es unser erster gemeinsamer Valentinstag ist. Ich werde heute mit meiner Freundin essen gehen und habe auch ein kleines Geschenk vorbereitet. Das will ich aber nicht verraten, weil es eine Überraschung ist.
Im 63. Anlauf hast du deinen Premierentreffer in der Bundesliga erzielt. Macht das Lust auf mehr?
Es war ein geiles Gefühl, weil es nicht so oft vorgekommen ist – vor allem in der Bundesliga. Ich hoffe, dass damit der Knoten geplatzt ist. Im Hotel hat Pavlo (Strahinja Pavlovic/Anm. d. Red.) noch gescherzt und gemeint, dass ich nach einem möglichen Tor von ihm mit ihm jubeln sollte. Und dann kam es genau umgekehrt.
Zum Sportlichen: Jetzt kommen die Römer. Furcht ist bei euch im Team ja ein Fremdwort: Wie erwartest du die Italiener?
Wir erwarten, dass sie mit einer Dreierkette spielen. Sie haben Top-Spieler in ihren Reihen und sind nicht umsonst in der Europa League aufgestiegen. Es wird ein harter Kampf, das steht fest.
Dafür steht auch ihr Star-Coach José Mourinho. Macht das dieses Duell noch spezieller?
Freilich haben sie mit Mourinho einen Star-Trainer. Aber während des Spiels ist mir das egal, da gibt es ohnehin keinen Kontakt. Auch wenn viele glauben, dass sie defensiv auftreten werden: Wir glauben nicht, dass sie sich hinten reinstellen, sondern erwarten auch Phasen mit Offensivpressing.
Was viele vielleicht gar nicht wissen: Du hast noch kein Spiel in der Europa League bestritten, dafür 14 Mal in der Champions League gestartet. Was bedeutet der Bewerb für dich?
Es ist wieder ein internationales Match und das nächste Highlight-Spiel in meiner Karriere. Daheim sind wir schwer zu schlagen. Da wir das Stadion gewohnt sind und die Fans uns einen Extra-Schub geben, wird es sicher wieder etwas Besonderes.
Anders als in der Liga wird das Stadion beim Europacup-Spiel komplett voll sein. Wo siehst du die Gründe dafür?
Ja, die zwei Spiele waren nicht so gut besucht. Aber das lag auch daran, dass die Ankickzeit sehr spät und das Match im ORF zu sehen war. Und am Wochenende kam dann auch noch die Kälte dazu. Gegen Rom wird es zum Glück wieder voll werden.
Red Bull Salzburg steht für einen mutigen Weg. Dein Trainer Matthias Jaissle meinte am Wochenende, dass der Klub an der Grenze der Verjüngung angelangt sei. Wie siehst du das als Spieler?
Mir ist es eigentlich relativ egal, wie alt oder jung die Spieler sind. Ob 18 oder 36: Ich will einfach, dass jeder hungrig ist und man sich aufeinander verlassen kann. Ich sehe es positiv, dass wir jung sind – so entwickelt sich eine ganz spezielle Dynamik, weil sich jeder verbessern will.
Worin willst du besser werden?
Ich habe in der Bundesliga mein erstes Tor geschossen – da gibt es also Nachholbedarf. Mein Ziel ist es, torgefährlicher zu werden. Zudem will ich mein Offensivspiel generell verbessern.
Du hast bislang für keinen anderen Verein gespielt und bist seit fast eineinhalb Jahren nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. Was waren die schönsten bzw. ärgerlichsten Momente für sich?
Also das Ärgerlichste war das jüngste Cup-Aus (gegen Sturm Graz/Anm.). Das war schon ein Rückschlag. Aber die schönsten Momente – wie das Weiterkommen in der Champions League gegen Sevilla – überwiegen bei weitem. Auch an meine erste Meisterschaft und den Cup-Sieg als Stammspieler erinnere ich mich gerne zurück.
Würdest du dich als Feierbiest bezeichnen?
Wenn es was zu feiern gibt, dann bin ich schon dabei. Aber während der Meisterschaft geht gar nichts, da liegt der Fokus auf den Spielen.
Immer mehr gebürtige Salzburger erhalten beim derzeit besten Klub Österreichs einen Profi-Vertrag. Du wurdest heuer sogar zum Vizekapitän ernannt. Was könnte das noch toppen?
Natürlich freut es mich, wenn ein Salzburger einen Profi-Vertrag kriegt. Lukas Wallner zum Beispiel kenne ich seit meinen Jugendjahren. Dadurch ist die Chance gegeben, dass Einheimische zur Identifikationsfigur in der Region werden. Letztlich geht es aber darum, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind, das zählt. Wir wollen die Saison so weiterführen, dass wir in der Bundesliga Meister werden.
Für mich hat sich nicht viel verändert. Ich bin nicht der Typ, der sich vor der gesamten Mannschaft in den Kreis stellt und brüllt. Vielmehr will ich auf dem Feld die Mitspieler coachen, Kommandos geben und sie unterstützen.
Nici, du hast dich auch im ÖFB-Team zu einer Fixgröße etabliert. Was ist mit der österreichischen Nationalmannschaft in den drei Jahren drinnen?
Die Partien im März zählen als Wegweiser. Wenn wir gegen Estland und Aserbaidschan gut starten, haben wir mal in der Qualifikation die Basis gelegt. Wir alle wollen bei der Europameisterschaft in Deutschland dabei sein. Längerfristig ist es ein Ziel von mir, bei einer WM dabei zu sein.
Auf deinem Instagram-Kanal sehen deine 10.000 Follower:innen fast nur Fußballbilder. Warum?
Ich sehe ihn eigentlich als reinen Fußball-Account und will, dass der Sport überwiegt. Ich bin nicht der Typ, der sein Privatleben da ausbreitet.
Hast du dennoch Foto-Wünsche, die dir in deinem persönlichem Album fehlen?
Fotos mit Cristiano Ronaldo und Lionel Messi wären schon cool. Aber was für mich mehr zählt, sind Trikots. Ich habe eines mit Luka Modric getauscht und es in meinem Zimmer aufgehängt.
Also ein Trikot-Sammler?
So viele habe ich gar nicht. Außer ein paar von Freunden, gegen die ich in der Bundesliga gespielt habe. Beim Freundschaftsspiel gegen Bayern München schnappte ich mir ein Dress von Jamal Musiala.
Kleiner Ausblick: Wo siehst du dich in drei bis fünf Jahren?
Das ist ein langer Zeitraum. Mein Ziel ist es natürlich irgendwann im Ausland zu spielen. Ob und wann das sein wird, kann ich nicht sagen. Mit dem Nationalteam will ich auf eine erfolgreiche EM zurückblicken und in der WM-Qualifikation vorne dabei sein.
Meine Lieblingsligen sind die deutsche Bundesliga und die Premier League. Einmal dort zu spielen, wäre ein Traum.
Danke für das Gespräch.
(Quelle: salzburg24)