Mit Holger Bauer hat fortan ein neuer Cheftrainer das Sagen beim zuletzt Tabellenachten der zweiten Liga SPG Geretsberg/Bürmoos. Der 43-jährige Niederbayer kommt vom 1. FC Passau in den Flachgau und nimmt für Training und Heimspiele die 72 Kilometer lange Anfahrt auf sich. Der erste Spielzug scheint ihm aber schon vor dem ersten Duell auf dem Platz gelungen zu sein.
72 Kilometer Anfahrt: Bürmoos-Trainer bildet Fahrgemeinschaft mit Spielerinnen
"Natürlich sind die beiden Orte sehr weit auseinander. Zum Glück kann ich aber bei Spielerinnen aus Braunau und Umgebung dazu steigen und wir bilden damit eine Fahrgemeinschaft. Das ist ziemlich lässig", verriet der Chefcoach gegenüber S24 den ersten Deal mit seinen Spielerinnen, die in den vergangenen acht Spielzeiten stets nach Meindls Pfeife tanzten.
"Es ist mir schon klar, dass ich hier in Bürmoos in große Fußstapfen trete. Ich glaube aber, dass ich mit meiner Art bei den Spielerinnen ganz gut ankommen werde", so Bauer, der bei seiner ersten Vorstellung vor wenigen Wochen bereits klarmachte, was er von seiner neuen Crew erwartet: "Ich will Leidenschaft und Herz auf dem Platz sehen. Das ist mir eigentlich noch wichtiger als Talent. Außerdem möchte ich, dass meine Spielerinnen sofort zu mir kommen, wenn es etwas zu besprechen gibt."
Holger Bauer: "Ich würde niemals..."
Die offene Kommunikation und das Dinge angesprochen werden, ist dem Neo-Bürmooser also mehr als wichtig. Zugleich weiß er aber auch, dass er zu jeder seiner Spielerinnen einen anderen Zugang suchen muss, damit die Worte auch wirken. "Man muss jede Spielerin anders angreifen. Ich würde niemals von der Seitenlinie aus jemanden öffentlich kritisieren oder irgendetwas laut auf dem Platz schreien. Das macht keine Spielerin besser, sondern verunsichert sie nur", ist der Bayer überzeugt. "Hier muss man als Trainer meiner Meinung nach viel mehr über die Motivation kommen und ihnen gut zureden", so Bauer, der damit bereits eine erste Parallele zu Andreas Meindl verriet.
Denn wie auch Meindl ist auch Bauer ein Trainer, der alles dem Fußball und seiner fordernden Aufgabe in Bürmoos unterordnet. "Ich bin ein Coach, der in seiner ganzen Trainerzeit vielleicht erst ein Training oder eine Partie verpasst hat. Dass ich einmal nicht kann, so etwas gibt es bei mir eigentlich nicht. Ich habe sogar die Beerdigung meines Opas verpasst. Das kam bei uns in Niederbayern natürlich weniger gut an", erzählte er. Zum Vergleich: Andreas Meindl hat in seiner Trainer-Karriere keine einzige Partie verpasst und ließ zudem die Hochzeit seines besten Freundes für ein Auswärtsspiel sausen.
Neo-Coach hat großen Respekt vor Ex-Trainer Andreas Meindl
Was Meindl in Bürmoos auf die Beine gestellt hat, davon ist Bauer sehr beeindruckt. "Ich schätze Andreas sehr und habe großen Respekt davor, dass er hier acht Jahre lang gearbeitet hat. Der Schritt war für ihn sicher nicht einfach. Da geht es dann ja auch um emotionale Bindung. So ein Verein und so eine Mannschaft entwickelt sich auf Dauer zu einer Art zweiten Familie. Das darf man keineswegs unterschätzen", stellte er klar. Unterschätzen sollte man in der kommenden Saison auch nicht seine Bürmoos-Damen. "Der Kader ist gut. Es ist eine schöne Mischung aus jungen und auch erfahrenen Spielerinnen. Ich freue mich sehr darauf, mit ihnen zu arbeiten."
Damit das Team auch von Beginn an ordentlich harmoniert, rückt Bauer das Teambuilding in den Fokus. "Ich finde Jürgen Klopp hat abgesehen von seinem sportlichen Wissen immer eine besondere Beziehung zu seinen Spielern und das imponiert mir sehr. Wenn das Verhältnis zwischen den Athlet:innen und dem Trainer passt, dann sieht man das auch auf dem Platz", so Bauer, der kommende Woche seine neue Crew beim Fußballgolf in Salzburg noch besser kennenlernen will. "Es ist auch wichtig zu wissen, mit welchen Menschen man es zu tun hat. Wer arbeitet was und wie sieht es eigentlich privat aus? Das sind Dinge, die eine Zusammenarbeit und eine gewisse Dynamik einfach stärken", glaubt der Vater von zwei Kindern.

BVB und Augsburg: Bei den Bauers dreht sich alles um Fußball
Auch in Bauers Privatleben geht es hoch her. Während der ältere Sohn bei ihm wohnt, hat er auch den neunjährigen Nachzügler wochenendweise bei ihm. "Da dreht sich auch alles um Fußball. Der Jüngste ist ohnehin immer der größte Fan meiner Mannschaften. Man kann schon fast sagen, dass er dann eine Art Maskottchen ist", schmunzelte der bekennende Dortmund und FC Augsburg-Fan. Doch wenn ein Bayer in Österreich arbeitet, darf die Frage nach dem künftigen Europameister derzeit freilich nicht fehlen. "Ich hoffe natürlich auf Deutschland, aber ich muss ehrlich sagen, dass mich der Auftritt der Österreicher sehr beeindruckt. Mich freut es einfach, wenn vergleichsweise kleinere Nationen für so einen Wirbel sorgen und wer weiß, vielleicht kommen sie am Ende sogar weiter als die Deutschen."
(Quelle: salzburg24)