Eine Niederlage schmerzt immer. Besonders weh tun Pleiten gegen Erzrivalen. Salzburg verlor erstmals seit 2012 zwei Mal hintereinander gegen Rekordmeister Rapid Wien. Mit 2:3 musste sich der Vizemeister in Hütteldorf geschlagen geben und den ersten Rückschlag verdauen. Zudem verletzte sich Leistungsträger Maurits Kjaergaard, der wohl länger ausfallen wird.
Achillessehnen-Verletzung bei Kjaergaard?
Unter Mithilfe des Ärzteteams wurde der Däne in Minute 54 vom Platz getragen und konnte das Stadion nur auf Krücken verlassen. Heute stehen die nächsten Untersuchungen an und sollen zeigen, ob es sich tatsächlich um eine Achillessehnen-Verletzung handelt. "Weitere Experten werden mittels MRI seinen Fuß unter die Lupe nehmen", ließ der Klub auf SALZBURG24-Anfrage wissen. Fix ist allerdings, dass er auf seine Premieren-Einberufung ins dänische A-Nationalteam verzichten muss. Wie lange der Flügelspieler ausfallen wird, steht erst nach der genauen Diagnose fest.
Unmittelbar nach Spielschluss und vor der Länderspielpause stand für Trainer Pep Lijnders ein Interview bei Sky "Talk & Tore Exklusiv" an. Der 41-Jährige sprach dabei über seine bemerkenswerte Entwicklung, Johan Cruyff als Inspiration und die spannende Aufgabe bei Red Bull Salzburg.
Der Einfluss von Cruyff hat Lijnders nicht nur als Mensch, sondern vor allem als Trainer maßgeblich geprägt. "Die Art und Weise, wie er Fußball sieht, hat mich von Anfang an inspiriert. Zum Beispiel typisch mit den drei Stürmern und immer versuchen, den Fußball aggressiv zu verstehen und offensiv zu spielen", sagte Lijnders und schwelgte in Erinnerungen an seine Anfänge.
Wichtige Erfahrungen beim FC Porto
Lijnders' Trainerlaufbahn nahm ihren Anfang im Jugendbereich, mit Stationen bei PSV Eindhoven und dem FC Porto. Insbesondere in Porto verfeinerte er seine Fähigkeiten und erlebte wichtige Entwicklungsphasen. "Ich war also sieben Jahre dort und habe all diese Spieler kennengelernt, all diese Teams trainiert, ich habe es im Herzen", erzählt er über seine Zeit in Portugal.
Sein Engagement bei Liverpool unter Jürgen Klopp führte ihn schließlich in die höheren Sphären des europäischen Fußballs: "Wie ich schon sagte, ich bin so dankbar und ich verdanke diesem Klub alles." Die Arbeit an der Seite von Klopp, den er als jemanden beschreibt, der "das Herz der allerbesten Spieler erreichen kann", bereitete ihn ideal auf seine jetzige Rolle vor.
Sein Engagement beim FC Liverpool startete ein Jahr bevor Sir Alex Ferguson seine legendäre Trainerlaufbahn bei Manchester United beendete. Lijnders erinnert sich lebhaft an den Moment: "Ich war gerade am Steuer, als ich im Radio hörte, dass Ferguson von United weggeht". Zu dieser Zeit hielt er im Rahmen der UEFA Pro Lizenz in Wales einen Vortrag. "Ich fühlte das, ich dachte mir, jetzt bin ich bereit, dort hinzugehen, wo der Fußball entstanden ist. Wenn ich nach England gehen kann, dann schaffe ich alles." Als sein Vertrag in Porto endete, stand er kurz davor, zu Ajax zu wechseln.
Lijnders' Notlüge vor Liverpool-Abenteuer
Doch nur drei Wochen vorher kontaktierte ihn Liverpool und bot ihm die Position des U16-Trainers an. Nach anfänglichen Überlegungen und intensiven Gesprächen entschied sich Lijnders für den Schritt: "Ich habe damals gerade in Wales eine Präsentation für die Pro-Lizenz gemacht, und die Verantwortlichen von Liverpool waren dort. Sie wollten unbedingt, dass ich sofort nach Liverpool komme und mit ihnen das Projekt vorantreibe." Kurzerhand wurde er nach Liverpool chauffiert, wo die Verhandlungen begannen.
Um die nötige Zeit für diesen Wechsel zu haben, täuschte Lijnders sogar eine notwendige Verlängerung seines Aufenthalts in Wales mittels einer Notlüge vor. Diese entscheidende Phase markierte den Beginn seiner bemerkenswerten Karriere bei Liverpool, die ihn letztlich an die Spitze des europäischen Fußballs katapultierte.
Die neue Herausforderung bei Salzburg
Nun steht Lijnders als Salzburger Cheftrainer an der Seitenlinie. "Es ist ein Privileg, diesen Klub zu repräsentieren, diese Stadt zu repräsentieren. Ich kann das gar nicht trennen. Diese Schönheit, die Kultur, die Geschichte, das ist alles sehr besonders", sagte er über seine neue Heimat.
Seine Vision mit den Bullen ist klar: Dominanz auf dem Spielfeld durch aggressiven Angriffsfußball und ein starkes Pressing. "Ich denke mir immer, und sage es auch immer, dass wir das Team sein wollen, das jede Mannschaft der besten in Europa schlagen kann.“ Diese Philosophie wird durch den kontinuierlichen Entwicklungsdrang untermauert, der ihm wichtig ist: "Das war immer schon mein Stil, seit 23 Jahren als Trainer."
Wie Lijnders den Druck bei den Talenten verringert
Besonders die Qualifikation für die Champions League stellt ein Highlight dar. "Wir wollen das Team sein, das die Fußballwelt überraschen kann." Bereits früh in der Saison startet Salzburg ambitioniert. Die Mannschaft ist jung und talentiert, doch Lijnders möchte den Druck nicht auf die Schultern der Nachwuchstalente legen. Daher hat er Janis Blaswich als neuen Kapitän ernannt, betonte er. "Wenn man Fußballmatches gewinnt, kann jeder ein Team führen, aber man braucht dann die Führungsqualitäten, wenn man ein Match verliert."
Trotz der jungen Mannschaft und aller Unwägbarkeiten blickt er positiv und zuversichtlich in die Zukunft. "Ich halte das absolut für möglich, unter die besten 24 in der Champions League zu kommen. Aber wir müssen das auf unsere Weise tun, mit 60 Metern hinter uns."
Salzburgs Premieren-Dämpfer nach Marathon-Programm
Den ersten Dämpfer musste die Lijnders-Crew nach neun Pflichtspielen in nur fünf Wochen verkraften. "Ich habe nie gedacht, dass wir jedes Spiel gewinnen werden, gewusst, dass es nicht nur bergauf gehen wird", gab der Niederländer nach Spielschluss in Hütteldorf zu Protokoll. Nun gelte es, die Schlüsse aus dem Spiel zu ziehen, um den nächsten Schritt machen zu können. Von Kritik an seiner Defensivreihe wollte er nichts wissen.
"Verteidigen beginnt bei den drei Offensiven. Die haben nicht so gepresst, die Mitte wurde nicht gut geschlossen, dann ist es schwierig. Wir müssen gemeinsam als Team agieren. Wenn die Defensive nicht genug Qualität hätte, hätten wir nicht die guten Ergebnisse und die Champions League erreichen können", erläuterte der Ex-Liverpool-Co-Trainer.
Gegen Rapid vermisste er über weite Strecken die Aggressivität und Zweikampfstärke. "Nach der Länderspielpause müssen wir eine Reaktion zeigen", forderte der 41-Jährige.
(Quelle: salzburg24)