Der 1903 gegründete Fußballverein Atlético de Madrid blickt auf eine lange Geschichte zurück. In der spanischen Hauptstadt ist "Atléti" als Arbeiterverein bekannt. In diesem Jahr hat der Tabellenzweite der "La Liga" ein neues Kapitel aufgeschlagen. Anfang Januar stieg Red Bull als Großsponsor ein. Dass neben chinesischen Investoren, einem israelischen Milliardär (Idan Ofer) und nun auch Mark Mateschitz beim Klub die Finger im Spiel haben, stieß nicht nur den Fans des Erzrivalen Real Madrid sauer auf. Der Aufschrei nach dem Einstieg des österreichischen Milliardärs war in der (europäischen) Fußballwelt groß.
Red Bull dockt in Spanien an
Beim letzten Ligaspiel gegen Villareal (1:1) am vergangenen Samstag waren bereits die ersten Spuren des Getränkekonzerns im "Riyadh Air Metropolitano" zu sehen. Neben einer großflächigen LED-Bandenwerbung wurde auch die Dose an den Kiosken prominent beworben. Neben England, Italien, Deutschland und Frankreich dockt Red Bull nun auch in einer weiteren Top-Liga Europas an.

Salzburg und Atlético treffen erstmals als von Red Bull gesponserte Vereine am achten und letzten Spieltag der Champions League (CL) am Mittwoch aufeinander. Die Brisanz liegt vor allem in der Frage, wie sich die Unterstützung durch den Großsponsor Red Bull auf den (inter)nationalen Erfolg der beiden Teams auswirken wird. Dabei stehen nicht nur die sportlichen Leistungen, sondern auch die strategischen Entscheidungen des Salzburger Energiedrink-Konzerns im Mittelpunkt. Das erste Duell zweier Red-Bull-Vereine war das Aufeinandertreffen von RB Leipzig und Salzburg in der Europa League 2018.
Sieben Tage nachdem die Österreicher bei Real Madrid mit 1:5 verloren hatten, wartet mit dem Team von Startrainer Diego Simeone der zweite Großklub aus der spanischen Hauptstadt. "Atletico ist ein absoluter Top-Klub, den man zu den Favoriten in der Champions League zählen muss", betonte Salzburg-Trainer Thomas Letsch am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Das anstehende Duell gegen den Tabellenzweiten sei zwar nicht mit der Partie gegen Real zu vergleichen, so der Neo-Coach. Es sei aber eine weitere Chance, sich mit den Besten Europas zu messen. "Wir wollen es wie zu Beginn gegen Real machen und den Gegner vor Aufgaben stellen. Atletico verteidigt extrem tief, da müssen wir auch Lösungen im Ballbesitz finden. Dazu sind sie im Umschaltspiel brutal gefährlich", sagte der 56-Jährige.
Bei 100 Prozent sei sein Team nach der kurzen Vorbereitung noch nicht, erklärte Letsch. "Einige haben noch nicht die Power für volle 90 Minuten, aber wir müssen es als Mannschaft hinkriegen." Die überwiegend positive öffentliche Beurteilung des 1:5 in Madrid freue ihn. "Am Schluss geht es aber immer um Ergebnisse." Alleine könne man Topteams wie Atletico nicht verteidigen. "Du musst gegen diese Mannschaften das ganze Spiel über Kompaktheit und das Gemeinsame haben."
Fortschritte unter Letsch? "Trainings sind sehr intensiv"
Bei den Salzburgern zeigte nach einer beispiellosen Krise die Formkurve – vor allem aufgrund der starken 20 Minuten in Madrid – klar nach oben. Einen Anteil daran hat Letsch, der seit drei Wochen die Geschicke leitet. Was im Vergleich zu Ex-Trainer Pep Lijnders anders ist? "Die Trainingsbelastung ist eine andere und es war sehr intensiv – das bekamen wir gleich zu spüren. Ich habe das Gefühl, dass wir als Mannschaft Fortschritte machen", erläuterte Tormann Alexander Schlager. Der Schlussmann erhält diesmal die Chance sich zu beweisen und könnte bei einer ansprechenden Leistung die fixe Nummer eins im Kasten werden.
"Im Prinzip ist es eine besondere Situation, weil ich das in meiner ganzen Karriere noch nicht erlebt habe. Das Spiel ist das Endergebnis der Trainingswoche. Ich will mich beweisen und zeigen", fügte der gebürtige Salzburger hinzu.
Salzburg hat die vergangenen sieben CL-Heimspiele verloren - die drei bisherigen in dieser Saison gegen Stade Brest (0:4), Dinamo Zagreb (0:2) und Paris Saint-Germain (0:3) jeweils zu Null. Bei Letsch' Pflichtspiel-Premiere gegen Real boten die Salzburger 20 Minuten eine ansprechende Leistung.
Die Spanier belegen mit 15 Punkten aus sieben Spielen in der CL-Tabelle den fünften Rang und können den Aufstieg in das Achtelfinale mit einem Sieg. fixieren. Die Bullen hingegen sind fix aus dem europäischen Wettbewerb ausgeschieden. Vier Tage nach dem Atletico-Spiel wartet auf den Vizemeister das erste K.o.-Duell im Cup-Viertelfinale gegen den LASK. Mitwirken könnte dabei der zweite Winter-Neuzugang Maximiliano Caufriez. "Wir kennen ihn nicht erst seit gestern. Er ist zwar nicht im Rhythmus, aber ich denke, dass er uns mit seiner Erfahrung schnell weiterhelfen kann", sagte Letsch.
Spieler für die Zukunft gesucht, doch Neuzugang mit Ablaufdatum
In 16 Ligaspielen kassierten die Bullen sage und schreibe 19 Gegentore – das ist mehr als ein Treffer pro Duell. Noch eklatanter waren die Abwehrprobleme in der Champions League. In sieben Spielen in der Königsklasse klingelte es nicht weniger als 23 Mal im Salzburger Kasten. Die Vereinsführung erkannte die Schwäche und reagierte mit einer kurzfristigen Leihe bis Sommer. Caufriez soll als neuer Innenverteidiger die Defensive stabilisieren. Der 27-Jährige bringt einiges an Erfahrung mit. In seiner Heimat Belgien spielte er 97 Mal in der höchsten Liga. Zudem stehen 46 Spiele in der französischen Ligue 1 auf seiner Visitenkarte.
Ob die Verpflichtung des Belgiers den Abgang von Kamil Piatkowski ebnen könnte, wird sich weisen. Ebenso gut möglich ist, dass die Salzburger bis zum Ende des Transferfensters am 6. Februar noch neue Spieler verpflichten. Salzburgs Sportchef Rouven Schröder dazu: "Wir fühlen uns aber überhaupt nicht gedrängt, machen nur Dinge, die auch passen." Ein neuer Spieler müsse auf jeden Fall Professionalität, Wille und Leadership verkörpern, "gleich weiterhelfen" und zudem "nicht nur auf der Durchreise" sein.
Daher wird es auch spannend zu beobachten, ob die Zusammenarbeit mit Caufriez im Sommer endet oder fortgesetzt wird. Am Mittwoch muss der 27-Jährige – wie auch Karim Onisiwo – unter mindestens 24.000 Fans zuschauen, da er europäisch nicht einsatzberechtigt ist. Immer wieder wurden in der Vergangenheit ÖFB-Teamspieler wie Maximilian Wöber, Stefan Posch, Gernot Trauner und auch Stefan Lainer als mögliche Zugänge gehandelt.
Österreichische Teams liegen Atlético Madrid
Die Madrilenen reisten am Dienstag wegen starken Windes beim geplanten Abflug verspätet an. Dem Trainer machten zuletzt zudem Magen-Darm-Probleme zu schaffen. Namhafte Ausfälle hat Simeone dafür nicht zu verzeichnen. Atletico hat alle vier bisherigen Europacup-Auswärtsspiele gegen österreichische Klubs gewonnen. Gegen Salzburg siegten die "Colchoneros" in der CL-Gruppenphase 2020 zu Hause 3:2 und auswärts 2:0.
Auch wenn der Aufstieg nicht mehr möglich ist: Finanziell geht es auch für Salzburg noch um einiges. Jeder in der Königsklasse geholte Punkt bringt 700.000 Euro Preisgeld. Auch jede bessere Platzierung in der Endtabelle hat Auswirkungen in Millionenhöhe. Die Bullen starten als 34. unter 36 Teams in die letzte Runde.
Mögliche Aufstellungen
Salzburg: A. Schlager - Dedic, S. Baidoo, Blank, Terzic - Yeo, Capaldo, Bidstrup, Gloukh - Daghim, Nene
Es fehlen: Guindo (Knieverletzung), Kjaergaard (Sprunggelenksverletzung), Konate (Kreuzbandriss), Onisiwo, Caufriez (beide nicht spielberechtigt)
Fraglich: Gourna-Douath (erkrankt)
Atlético Madrid: Oblak - M. Llorente, Le Normand, Lenglet, Azpilicueta - G. Simeone, De Paul, Koke, Lino - Alvarez, Griezmann
Es fehlen: Barrios (gesperrt), Galan (Knöchelverletzung)
Fraglich: Gimenez (nach Muskelverletzung), Correa (nach Magen-Darm-Erkrankung)
(Quelle: salzburg24)