Während Prag (0:3), Brest (0:4), Zagreb (0:2) und Leverkusen (0:5) mit Torfestivals für viele Schmerzen bei den Salzburgern sorgte, gelang Weltklasseklub Paris Saint-Germain in Wals Siezenheim "nur" drei Treffer.
Die Zahlen sprechen für sich: In sechs Partien erzielten die Bullen nur drei Tore (alle gegen Feyenoord) und kassierten 18 Gegentreffer. In den vergangenen Jahren hatte der Ex-Dominator Österreichs gegen solche Schwergewichte die Partien lange offen gehalten und immer wieder für Überraschungen gesorgt – doch davon war man heute meilenweit entfernt.
Dominate Franzosen
Vorjahres-Halbfinalist PSG kam dank der Treffer von Goncalo Ramos (30.), Nuno Mendes (72.) und Desire Doue (85.) zu einem ebenso verdienten wie wichtigen Sieg. Die in der CL bisher schwächelnde Truppe von Trainer Luis Enrique musste sich nur vorwerfen lassen, nicht mehr Treffer erzielt zu haben und arbeitete sich vorerst auf Platz 24 vor. Salzburgs leise Hoffnung, von der Sieglos-Serie (1 CL-Niederlage, 2 Remis in der Ligue 1) der Franzosen profitieren zu können, wurde deutlich enttäuscht.
Der größte Unterschied zu den großen Debakeln war die Art und Weise, wie die Niederlage gegen die Franzosen zustande kam. Vor den Augen von PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi legten die Österreicher einen beherzten – wenn auch unterlegenen – Auftritt Herz hin und ließen ihr Herz auf dem Platz.
"Dass nicht alle ihr Bestes gegeben haben, kann man niemandem im Team absprechen. Aber deutlicher kann man nicht verlieren", resümierte Alexander Schlager gegenüber "Sky".
Die Chancen, gegen die Madrider Klubs Atlético und Real noch sechs Punkte zu holen und in der europäischen Königsklasse zu überwintern, sind marginal.
Salzburger Systemumstellung zeigt Wirkung
Die Bullen konnten den Schaden in Grenzen halten und machten – abgesehen vom 3:1-Erfolg bei Feyenoord Rotterdam – die beste Figur bei der fünften Pleite in der Königsklasse.
Seit der Verpflichtung von Rouven Schröder als neuem Sportdirektor und der Systemumstellung von Trainer Pep Lijnders läuft es beim Vizemeister deutlich besser.
Der Niederländer verabschiedete sich von seinem geliebten 4-3-3-System und sorgte mit einer 4-2-3-1-Formation für mehr Stabilität im Zentrum. Mit Amar Dedic als Innenverteidiger entschied sich der 41-Jährige für eine Notlösung, um den verletzten Kamil Piatkowski zu ersetzen.
Wirklich Gelegenheiten, um die Pariser in Bedrängnis zu setzten, hatten die Salzburger nicht.
"Qualitätsunterschied zu groß"
Lijnders zu den Gründen der Niederlage: "Wir haben nie unser Spiel gefunden. Sie haben viel Qualität und waren sehr flexibel. Wenn wir in die Nähe kamen, ließen sie ihre individuelle Klasse aufblitzen und das war sehr hart für uns. Die Champions League war für uns ein Bonus, aber der Qualitätsunterschied war zu groß."
Oscar Gloukh und Co. agierten vor 25.065 Fans im erneut nicht ausverkauften Stadion in Wals-Siezenheim wie schon zuletzt wieder mit zwei Sechsern im Mittelfeld, dahinter wählte man eine – einmal mehr – neue Variante: Amar Dedic rückte neben Samson Baidoo aufgrund von Verletzungen ins Defensivzentrum, außen agierten der zuletzt eigentlich offensiv auffällige Nicolas Capaldo bzw. Daouda Guindo.
Barcola spielt Bullen schwindlig
Defensive war dann auch das Stichwort. PSG um "Edelzangler" Bradley Barcola ließ den Ball nach Belieben zirkulieren und wurde dabei von den Hausherren auch nur selten unter Druck gesetzt und konnte nahezu nach Belieben zaubern.
Goalie Alexander Schlager war folglich der auffälligste Salzburger, er verhinderte schon früh bei einer Doppelchance gegen Achraf Hakimi und Ramos das 0:1 (10.).
In der 25. Minute stand nur das Unvermögen von Ramos zwischen PSG und der Führung, wenig später holte der erstmals in der CL von Beginn an aufgebotene Portugiese den Jubel nach. Hakimi legte eine Flanke auf Ramos ab, dieser erzielte seinen ersten Treffer nach längerer Verletzungspause. Während PSG auch danach noch mehrere gefährliche Momente hatte, kam Salzburg kaum zum Umschalten. Einzig nennenswert war ein Schuss von Dorgeles Nene, der aber doch klar am langen Eck vorbeizog (23.).
An der Charakteristik änderte sich auch nach Seitenwechsel nichts. PSG gefiel mit seinem Ballbesitzfußball, verzeichnete vorerst aber keine weiteren Chancen. Die hinten fleißig rackernden Gastgeber blieben bei ihren raren Kontern unsauber und hektisch und litten nach nur drei Siegen in den jüngsten 14 Pflichtspielen wohl auch unter chronischem Mangel an Selbstvertrauen. Gegen Ende ließen es die Gäste dann doch noch zweimal klingeln. Erst lieferte Doue den Assist für Mendes, schließlich vollendete der 19-Jährige nach einer schönen Kombination selbst.
"Was soll man bei einer 0:3-Niederlage sagen? Wir waren in allen Belangen unterlegen und hatten keinen Zugriff gegen den Ball. Mit dem Ball leisteten wir uns zu leichte Fehler. Wir waren zwar bemüht, sind aber gegen ein anderes Kaliber gestoßen. Es war nicht meine Lieblingsposition, aber ich habe mein Bestes gegeben. Dass es jetzt sehr schwierig wird, ist klar – wir versuchen es zu genießen", meinte Salzburg-Kapitän Amar Dedic.
PSG mischt in Champions League wieder mit
Bei zwei ausbleibenden Spielen kann Salzburg ein Weiterkommen nahezu abhaken – außer es passieren noch zwei Fußballwunder. PSG hingegen hat mit sieben Zählern nun wieder alles selbst in der Hand.
Was Salzburg noch fehlt, um das Niveau der Königsklasse zu erreichen? "Erstens, dass wir sie mehr unter Druck setzen können, damit sie mehr Probleme haben. Zweitens, dass wir besser organisiert sind, um Dribblings, Querpässe und all diese Dinge zu vermeiden. Drittens, dass wir den Ball besser und länger halten, vor allem nach Ballgewinne. Viertens, dass wir beim Konter unsere Position ausspielen. Wir müssen in allen Bereichen besser werden. Es ist klar, dass wir nicht auf Champions-League-Niveau sind, um in die nächste Phase zu kommen", analysierte Lijnders auf S24-Nachfrage.
Für die Bullen geht es am Samstag im letzten Spiel des Jahres daheim gegen Austria Klagenfurt weiter.
Salzburg – Paris Saint-Germain im LIVETICKER zum Nachlesen
Tore: Ramos (30.), Mendes (72.), Doue (85.)
Aufstellungen
Salzburg: Schlager - Capaldo, Dedic, S. Baidoo, Guindo - Bidstrup (80. Kawamura), Gourna-Douath (66. Bajcetic)- Yeo (57. Clark), Gloukh (80. Terzic), Nene - Ratkov (57. Daghim)
Es fehlen: Konate (Kreuzbandriss), Kjaergaard (Sprunggelenk), Morgalla, Fernando, Piatkowski (alle Oberschenkel), Blaswich (Wade/wieder im Mannschaftstraining)
PSG: Donnarumma - Hakimi, Marquinhos, Pacho, Mendes - Ruiz, Vitinha, Neves - Lee, Ramos, Barcola
Es fehlen: Dembele (gesperrt), Mayulu (Wade), Kimpembe (nicht im Kader)
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(Quelle: salzburg24)