Fußball

Spielerberater Schreier im Exklusiv-Interview: "Wo viel Geld verdient wird, gibt es auch schwarze Schafe"

Der netzwerkende Spielerberater Frank Schreier im ausführlichen Interview.
Veröffentlicht: 13. März 2016 16:05 Uhr
Spielerberater als Menschenhändler im Fußballgeschäft? Im SALZBURG24-Interview spricht der 45-jährige Spielerberater Frank Schreier über das "dubiose" Geschäft, den üblichen Ablauf von Vertragsverhandlungen und klärt Mythen wie Fax-Pannen und Verhandlungen an Raststätten auf.

Betrug im Fußballgeschäft. Vergangenen Montag wurde ein 42-jähriger Salzburger “Spielervermittler” bei einem Prozess in Salzburg wegen gewerbsmäßig schweren Betruges zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt worden. Die Berater als finstere Menschenhändler? Wir haben uns mit dem lizensierten Spielervermittler zum Interview in seiner Agentur getroffen.

Der Aufstieg zum lizensierten Spielervermittler

Früher noch in der Tennisszene aktiv, heute ist der Halleiner Frank Schreier Geschäftsführer von „More than Sport GmbH“ und berät zahlreiche Spieler wie Stefan Ilsanker, Michael Madl, Ernst Öbster oder Pirmin Strasser. Erfahrung aus über 25 Jahren im Fußball-Geschäft zeichnen ihn mit Transfers vom FC Kitzbühel bis zum FC Chelsea aus. Mit seinem Netzwerk und seinen internationalen Partnern wie Ahmed Bulut, Pinhas Zahavi und Abdilgafar Ramadan zählt Frank Schreiers Agentur zu den größten in Europa.

Der Alltag eines Spielerberaters

SALZBURG24: Wie sind sie dazu gekommen Spielerberater zu werden?

Frank Schreier: Mit 19 Jahren habe ich durch glückliche Umstände den Heilpraktiker Mohamed Khalifa kennengelernt und bin im Sportmanagement gleich ganz oben eingestiegen. Meine ersten Kontakte waren Steffi Graf und Boris Becker aus der Tennisszene. Ion Tiriac, damals der größte Sportmanager in Europa, hat es mir ermöglicht mit 19 Jahren nach Monte Carlo zu ziehen um erste Kontakte zu knüpfen.

Wie sieht der Alltag eines Spielervermittlers aus?

Es gibt keinen Alltag, da ständig Neues an der Tagesordnung ansteht. Es ist ein sehr intensiver Job, vor allem wenn man international tätig ist. Ich bin in den letzten 14 Tagen zwölf Mal geflogen, um die persönlichen Netzwerke, die ich mir über die Jahre aufgebaut hat, zu pflegen.

Was macht einen guten Berater aus? Wie haben Sie es in den Anfängen geschafft ihr Spieler-Portfolio zu vergrößern?

Eine Vertrautenbasis zu den Spielern zu entwickeln hat oberste Priorität. Es geht darum ein nationales und internationales Netzwerk aufzubauen und es zu pflegen. Ein enges Verhältnis zu den Vereinen, Sportdirektoren und Trainern ist ebenso unumgänglich in diesem Metier.

Spielerberater Frank Schreier stand Sportredakteur Aleksandar Andonov im Interview Rede und Antwort./ SALZBURG24/Andonov Salzburg24
Spielerberater Frank Schreier stand Sportredakteur Aleksandar Andonov im Interview Rede und Antwort./ SALZBURG24/Andonov

Spielerberater und dubiose Geschäfte?

Spielerberatern werden oft dubiose Geschäfte nachgesagt.

Früher wurde viel von Schwarzgeld und ähnlichem geredet. Das kenne ich jedoch gar nicht. Heutzutage sind die Transfers generell viel seriöser geworden, es liegt alles offen vor. Wo jedoch viel Geld verdient wird, gibt es auch immer wieder schwarze Schafe.

Von früher heißt es, dass man sich zu Transfer- oder Vertragsgesprächen mit den Klub-Verantwortlichen auch mal in Autobahnraststätten oder an anderen ungewöhnlichen Orten getroffen hat. Wie liefen damals grundsätzlich die Gespräche und Geschäfte ab?

Tankstellen sind nicht die seriösen Orte, an denen man Millionen-Verträge abschließt. Früher und auch heute noch macht man es aus Zeitgründen. Eigentlich ist es üblich sich bei den Agenturen oder beim Verein direkt zu treffen. 

Gab es eine filmreife Geschichte, an die Sie heute noch gern zurückdenken? Man hört immer wieder, dass das finale Fax zu spät abgeschickt oder eine E-Mail nicht versendet wird. Wie kann sowas passieren?

Es gibt immer filmreife Geschichten. Manche sind für die Medien bestimmt, manche eben nicht. Grundsätzlich ist es eine sehr spannende und interessante Geschichte in der man viel erlebt. Ich bin mir nicht mehr so sicher ob die Fax-Geschichten so stimmen, wie sie in den Medien dargestellt wurden. Das ist heutzutage nicht mehr üblich. Da scheiterte der Transfer sicherlich an anderen Dingen.

Kommen wir in die Gegenwart: Vergangenen Monat schloss das Winter-Transferfenster. Wie extrem geht es da für einen Berater zur Sache? 

Früher waren die Transferfenster noch viel extremer, heute verteilt es sich aufgrund der guten Scout-Arbeit auf 365 Tage, da Transfers schon im Vorfeld abgewickelt werden können. 

Der Ablauf von Vertragsverhandlungen

Wenn ein Verein Interesse an einem der von Ihnen betreuten Spieler hat, wie sieht dann der erste Schritt aus?

Das hängt immer von der Qualität des Spielers ab. Bei hoher Qualität ergeben sich solche Sachen automatisch. Der Sportdirektor leitet über den Berater die Erstgespräche ein, hier werden in der Folge die sportlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abgesprochen. 

Welche Rolle spielt die Vertragslaufzeit?

Große Transfers werden fast immer mit einer Ablöse abgewickelt, wenn die Vertragslaufzeit des Spielers ist noch nicht abgelaufen. Daraus ergibt sich ein Transfererlös für den Verein und meistens eine sportliche Weiterentwicklung für den Spieler. 

Ausstiegsklausel: Risiko für Vereine?

In letzter Zeit wurde häufig über Aufstiegsklauseln in Spielerverträgen diskutiert. Bringt eine Ausstiegsklausel nur für den Spieler Vorteile mit?

Den Spielern würde ich es natürlich raten auf die Aufstiegsklauseln zu bestehen, aber viele Vereine gehen das Risiko nicht ein, da der Sportler bis zum letzten Transfertag für eine festgeschriebene Summe sofort wechseln könnte. Die Planungssicherheit für die Vereine ist dadurch eingeschränkt.

Sie beraten unter anderem die Salzburger Stefan Ilsanker, Ernst Öbster und Pirmin Strasser. Wie wichtig ist Ihnen eine enge Beziehung zu Ihren Klienten?

Grundsätzlich ist der Charakter und die Loyalität des Spielers das Um und Auf. Da wir beide in einem Boot sitzen ist die Basis um erfolgreich zu sein eine offene und ehrliche Beziehung zueinander. 

Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Wie entwickelt sich der internationale Markt und die Obergrenze bei Transfers?

Denke dass dir Obergrenze bei den Transfers ist noch nicht erreicht ist. Sollten die TV-Gelder in Zukunft noch weiter steigen, dann werden auch die Transfersummen und Gehälter nach oben gehen.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Unser Hauptgeschäft im kleinen österreichischen Markt liegt darin im Auftrag von Vereinen zu arbeiten. Ich bin Gott sei Dank mit den drei größten Agenten der Welt gut befreundet und wickle dadurch auch internationale große Transfers ab. Ziel ist es 50 Prozent im Auftrag von Vereinen und 50 Prozent mit unseren eigenen Spielern zu arbeiten.

(SALZBURG24/Andonov)

(Quelle: salzburg24)

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