Der Oktober fängt genauso an, wie der Horror-Monat September verlief: Red Bull Salzburg fand bei der 0:5-Demütigung im Gipfeltreffen ihren Höhepunkt. Der Vizemeister musste gegen den amtierenden Champion Sturm Graz die höchste Bundesliga-Niederlage seit 2008 hinnehmen und wurde nach allen Regeln der Kunst gedemütigt.
Die Bullen wurden in der Grazer Merkur Arena mit einem 5:0 abgefertigt, was das Ausmaß ihrer aktuellen Krise noch einmal verdeutlicht. Nach der 0:4-Abfuhr in der Champions League gegen Brest war dies der nächste Tiefpunkt.
Sturm Graz dominiert von Beginn an
Schon in den ersten Minuten zeichnete sich ab, dass der Tag für die Salzburger alles andere als glorreich verlaufen würde. Trotz einer neuen Startaufstellung von Salzburg-Trainer Pep Lijnders gelang es den Bullen nicht, auch nur annähernd Fuß zu fassen.
Malich Yalcouye eröffnete den Torreigen in der 15. Minute mit einem abgefälschten Schuss – der Anfang einer Demontage, die ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht hatte.
Blaswich unter Druck – Dedic verletzt
Salzburgs Schlussmann Janis Blaswich, der bereits in den vergangenen Wochen bei den Fans unter Kritik stand, konnte sich auch in Graz nicht behaupten. In der 30. Minute unterlief ihm ein folgenschweres Eigentor, als er einen Kopfball von Mika Biereth, der an der linken Stange gelandet war, zum 2:0 ins eigene Tor lenkte.
Dazu kam das verletzungsbedingte Ausscheiden von Amar Dedic in der 55. Minute, das den Salzburgern noch mehr zusetzte. "Ja, es ist schwer zu erkennen. Es war einfach eine schlechte Leistung von uns allen und das sah man glaube ich ganz klar", resümierte Amar Dedic auf SALZBURG24-Anfrage.
Salzburg im Spitzenspiel chancenlos
Die Salzburger Fehlerkette riss nicht ab. Ein katastrophaler Abwehrfehler von Kamil Piatkowski führte in der 51. Minute zum 3:0. Biereth nutzte die Vorlage, drehte sich ungestört und vollendete eiskalt ins linke Eck. Die Salzburger Defensive wirkte völlig überfordert und zeigte Schwächen, die auf diesem Niveau schlichtweg nicht verzeihbar sind.
Pep Lijnders: "Sonst wird es eine schwierige Saison"
Lijnders zog ein ernüchterndes Fazit: "Wir sind nur ein Schatten unserer selbst. Ich sehe das, seitdem wir uns für die Champions League qualifiziert haben. Wenn man heute nur über Taktik oder das Spiel selbst spricht: Sturm Graz war uns in jedem Moment des Spiels überlegen. Sie haben es geschafft, viel zu leicht Bälle in gefährliche Zonen zu bringen, wo ihre Stürmer dann 1-gegen-1 gegen unsere Verteidiger agieren konnten. Sie haben das Spiel an sich gerissen und mit viel Selbstvertrauen gespielt. Wenn wir aus diesem Spiel lernen, wird es eine gute Saison. Wenn wir nicht lernen, wird es eine wirklich schwierige Saison."
Christian Ilzer: "Musste mich zwicken"
Sturm Graz spielte sich derweil in einen Rausch. Besonders Mika Biereth, der einen Dreierpack schnürte, und Seedy Jatta, der als Vorbereiter glänzte, drückten dem Spiel ihren Stempel auf. Der 4:0-Treffer durch Biereth in der 61. Minute besiegelte endgültig das Schicksal der Bullen.
"Ich musste mich in der Coaching Zone ein paar Mal zwicken. Was die Mannschaft geleistet hat, war überragend. Es war ein fast perfektes Spiel und am Ende eine Topleistung. Intern wussten wir genau, wo wir stehen. Wir wollen uns eine gute Ausgangsposition für den Herbst schaffen. Uns ist alles aufgegangen und Salzburg halt fast gar nichts", resümierte Sturm-Trainer Christian Ilzer.
Clark und Gloukh krachen aufeinander
Die Frustration auf dem Platz wuchs. In der 76. Minute krachten Bobby Clark und Oscar Gloukh bei einem Missverständnis aufeinander, was durch das Eingreifen von Karim Konate deeskaliert werden konnte. Die Spieler wirkten ratlos, die Struktur zerfiel.
Historische Niederlage und bitteres Ende
Das 5:0 fiel nach einem Eckball von Emanuel Aiwu, der per Kopf den Schlusspunkt setzte. Die Folge war die höchste Liga-Niederlage seit dem 0:7 gegen Rapid Wien am Ostersonntag 2008.
Ein Spiel zum Vergessen für die Lijnders-Elf, die am Tiefpunkt ihrer Krise angekommen ist. Selbst die mitgereisten Fans kehrten der Mannschaft beim Jubeln vorzeitig den Rücken und sorgten für eine ungewöhnliche Geste.
Seonbuchner gefragt, Schicker vor großem Wechsel
Was diese Demütigung für Red Bull Salzburg bedeutet, bleibt abzuwarten. Die aktuellen Probleme der Mannschaft sind unübersehbar. Sportdirektor Bernhard Seonbuchner kündigte für Montag eine "große Analyse" an.
Sein Gegenüber steht indes vor einem großen Deal. Der Abgang von Sturm-Graz-Sportchef Andreas Schicker zum deutschen Fußball-Bundesligisten Hoffenheim naht. "Ich bin mit meinen Gesprächen mehr oder weniger durch", sagte Schicker zu Sky. Vollzug in der Causa aber dementierten sowohl Schicker als auch Sturm-Präsident Christian Jauk. "Es gibt noch keine Einigung, es gibt Gespräche", sagte Jauk.
Tore:
- 1:0 Yalcouye (15.)
- 2:0, 3:0 und 4:0 Biereth (30., 51, 61.)
- 5:0 Aiwu (76.)
Aufstellungen
Sturm Graz: Scherpen - Gazibegovic (86. Malic), Aiwu, Geyrhofer, Lavalee - Yalcouye (78. Horvat), Chukwuani, Kiteishvili (86. Hierländer), Böving - Biereth (78. Yardimci), Jatta (74. Camara)
Es fehlten: Gorenc Stankovic (Ellbogen), Wüthrich (Knie), Sarkaria (bei Sturm II), Borkovic (im Aufbautraining)
Salzburg: Blaswich - Morgalla (29. Guindo), S. Baidoo, Blank (46. Piatkowski), Dedic (57. Clark) - Bidstrup, Bajcetic, Capaldo - Daghim, Konate (73. E. Baidoo), Gloukh (73. Gourna-Douath)
Es fehlen: Kjaergaard (Sprunggelenk), Ratkov, Terzic, Fernando (alle Oberschenkel), Kawamura (Knie)
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(Quelle: salzburg24)