Dass ein Spieler von Red Bull Salzburg zu RB Leipzig wechselt, ist mittlerweile gang und gäbe. Jene, die es noch überrascht, wollen wohl die Philosophie der beiden Klubs nicht wahrhaben. Mittlerweile fanden 20 Kicker den Weg von der Salzach nach Sachsen – insgesamt 27 Fußballer plus ein Trainer wurden hin- und hergeschoben.
Viele Klubs wollen Salzburger – Leipzig kriegt sie
Für die Fußballer aus Österreich ist es ein Segen, dass sie mit Leistungen den nächsten Schritt in der deutschen Bundesliga machen können. Der Transferweg ist aufgrund desselben Sponsors bekanntlich kürzer als es mit anderen Vereinen wäre – was für beide Klubs freilich viele Vorteile bringt.
Das System ist leicht erklärt: Salzburg schnappt sich die vermeintlich talentiertesten Spieler Europas und bildet diese aus. Im zarten Alter von 16 bis 18 Jahren reifen die "Bubis" in der Mozartstadt zu begehrten Fußball-Profis. Top-Teams aus aller Welt strecken die Fühler nach den Kickern aus. Und oft entscheidet RB Leipzig das Rennen gegen die namhafte Konkurrenz für sich – auch wenn Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund klarstellte, dass jeder Spieler selber über seine Zukunft entscheide.
RB Leipzig zeigt Salzburg, wer der Chef ist
Die Bekanntgabe des Transfers von Nicolas Seiwald am Sonntag nach Ostdeutschand beweist: Im RB-Kosmos hat Leipzig die Hosen an. Der um vier Jahre später gegründete Schwesterklub diktiert das Geschehen – dieses Gefühl erhält man bei der näheren Betrachtung des Deals.
Während RB Leipzig den Kuchler (Tennengau) in einem Video als Max Eberls ersten Transfer vorstellt, verkünden die Salzburger den Wechsel fast lieblos mit ein paar Fotos und Zitaten. Das war gar nicht Salzburg-like. Normalerweise zelebriert Österreichs Abo-Meister große Transfers mit Best-of-Highlights oder Abschiedsinterviews. So war das auch bei Maximilian Wöber, Mohamed Camara, Karim Adeyemi und Co der Fall.
Keine Hommage an Nicolas Seiwald nach 13 Jahren im Heimatklub
Beim waschechten Salzburger Seiwald, der sich nach 13 Jahren ebenso eine ähnliche Hommage verdient hätte, vermisste man solch eine Inszenierung. Nicht, weil der 21-Jährige der Typ dafür ist, sondern weil seine Entwicklung in Salzburg ihn von der U9 bis hin zur österreichischen Nationalmannschaft und nun nach Leipzig brachte. Außerdem avancierte er mit 95 Profi-Einsätzen bei den Fans und dem eigenen Nachwuchs zur Identifikationsfigur.
Zudem kam es beim gestrigen Spiel gegen die SV Ried zu einer Premiere: Sportdirektor Christoph Freund tanzte mit Seiwald im Gepäck an und sprach gemeinsam mit dem "Kuchler Bua" über dessen nächsten großen Schritt. Die gesamte Vorgehensweise machte den Eindruck, dass RB Leipzig den Deal – warum auch immer – am Sonntag unbedingt veröffentlichen wollte. Sehr wahrscheinlich wollten die Sachsen den deutschen Medien zuvorkommen und gaben daher den Marschbefehl. Nach SALZBURG24-Informationen waren nicht alle Mitarbeiter:innen von Red Bull Salzburg von der Bekanntgabe eingeweiht.
Pikantes Detail am Rande: Eberl, der am Samstag den Deal noch dementierte, echauffierte sich 2016 (damals Gladbach-Sportdirektor) über die Transfer-Politik der beiden Bullen-Klubs und hat nun einen Salzburger als seine erste Neuverpflichtung vorgestellt.
Die Handhabe beim Seiwald-Deal ist ein weiterer Beweis, dass im RB-Kosmos Leipzig und nicht der ältere Bruder, Salzburg, die Hosen anhat.
(Quelle: salzburg24)