Ein Bandscheibenvorfall im Jänner vergangenen Jahres zwang Julia Eistert zu einer monatelangen Pause, doch ans Aufhören dachte Eistert nie. Ihr Physiotherapeut Lukas Reiter fragte sie damals: „Wollen wir zurück auf die Fechtbahn, oder wollen wir nur wieder gesund werden?“
Die 22-Jährige entschied sich ohne Zögern für die Bahn und startete nur wenige Monate nach ihrer Rückenoperation bei den U23-Europameisterschaften (EM). Nach dieser Fokussierung auf den Leistungssport sind zehn Trainingseinheiten pro Woche für sie Normalität. Fünf Einheiten auf der Fechtbahn und fünf Trainings im Olympiazentrum in Rif bei Hallein (Tennengau), begleitet von ihren Trainern Csaba Szekely und Wilfredo Rafael Rodriguez Castillo. Mit dabei ist auch die talentierte Salzburgerin Lilli Brugger als Trainingspartnerin.
Leistungssport statt Universität: Julia Eistert macht ernst
Seit 2010 fechtet Julia Eistert - zuerst nur als Hobby, mit der Zeit auch auf Leistungssportniveau. Denn schnell stellte sich heraus, dass sie ein Talent fürs Fechten hat. So konnte sie schon während der Schulzeit durch das Salzburger Schulsportmodell gefördert werden. Nach der Matura hat sie sich in den letzten drei Jahren gleichermaßen auf Studium und Sport konzentriert. Jetzt absolviert sie ihren Master in Sprachwissenschaften/Linguistik eher nebenbei. "Die Uni mache ich, wenn ich Zeit habe", stellte sie gegenüber SALZBURG24 klar. "Der Fokus liegt in dieser Saison nur auf dem Fechten."

Die Umstellung hat sich gelohnt und die Salzburgerin konnte sich vorzeitig für die U23-Europameisterschaften in Tallinn (Estland) Ende April qualifizieren. Obwohl sie sich vor einigen Wochen einen Bänderriss zugezogen hat und nun wieder einige Wochen ausfällt, ist sie optimistisch. "Wir planen schon die nächsten Turniere und ich möchte auch bei der U23-EM ganz vorne angreifen."
Auch in der allgemeinen Klasse zahlte sich die Beharrlichkeit in dieser Saison aus: Eistert schaffte den Sprung ins österreichische Nationalteam, sodass auch Weltcup-Turniere ein fixer Bestandteil ihrer Saison sind. So ist sie mit dem Nationalteam bereits für die EM und WM der Allgemeinen Klasse qualifiziert, wo sie heuer zunächst Erfahrungen sammeln möchte. Den internationalen Durchbruch bei den Erwachsenen peilt sie für die kommende Saison an.
Fecht-Aufstieg trotz Sprachbarrieren
Unterstützt wird sie bei ihren Zielen vom Salzburger und Österreichischen Fechtverband, einem privaten Sponsor und natürlich von ihrem Trainerteam. Besonders am Herzen liegt ihr Fechttrainer, der Kubaner Castillo, der vor sieben Jahren nach Österreich kam. Die Zusammenarbeit sei anfangs spannend gewesen, erzählt sie: "Er konnte kein Wort Deutsch, kein Englisch und ich kein Wort Spanisch."
Doch das war nur am Anfang eine Hürde: Mittlerweile sind Eistert und „Pipo“, wie sie ihn nennt, ein eingespieltes Team: „Er ist für mich die größte Unterstützung, die es gibt.“ Mit ihm steht sie jeden Tag in der Fechthalle, er begleitet sie zu fast jedem Wettkampf und baut sie nach schweren Verletzungen und Niederlagen wieder auf. So war er auch beim letzten Qualifikationsturnier für die U23-EM dabei, bei dem sie sich vorzeitig qualifizieren konnte. „Beim Fechten bist du zwar alleine auf der Bahn, aber ich weiß, dass ich ohne meinen Trainer neben der Bahn nie so weit gekommen wäre“, erklärt sie ihre Dankbarkeit.
(Quelle: salzburg24)