Sie ist dreifache Gesamt-Weltcupsiegerin und dreifache Weltmeisterin im Mountainbike-Downhill. Valentina Höll ist gerade erst 23 Jahre jung geworden und hat in ihrem Sport schon alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Doch der Erfolgshunger ist immer noch da. Die Salzburgerin, die gerade eine Woche Training in Südafrika hinter sich hat, ist für 2025 topmotiviert. "Das Gleiche noch einmal wäre cool", meinte Höll im APA-Interview lachend.
Erfolgsbilanz auch für Vali Höll abstrakt
Ihre Erfolgsbilanz liest sich sogar für sie selbst fast ein bisschen abstrakt. "Es ist krass, weil es fühlt sich einfach nicht so an. Ich hätte immer gedacht, wenn man mal Weltcups oder Titel gewinnt, dass man dann diesen Rockstar-Moment irgendwann hat, aber ich fühle mich jeden Tag oder jedes Jahr gleich."
Die im ablaufenden Jahr erfolgte Rückkehr zu ihrer früheren Radmarke YT war auch ein emotionaler Schritt für die Wahl-Innsbruckerin, die dort Business Administration studiert. "YT war einer meiner ersten Sponsoren, die haben mich schon mit 13 das erste Mal unterstützt. Es ist cool, wenn man zu einer Familie wieder zurückkommt. Die Bike-Industrie ist schon relativ klein."
Tüfteln am perfekten Bike-Setup
Auch bei YT wird an technischen Entwicklungen gearbeitet, viel davon verraten darf Höll nicht. Mit GPS-Markern gibt es etwa Möglichkeiten, in einem Lauf je nach Untergrund verschiedene Dämpfungseinstellungen festzulegen. Es werde jedenfalls "herumgetüftelt", sagt Höll. (Noch) kann ein eventueller technischer Nachteil ausgeglichen werden. "Wenn du mental fit bist und dir 100 Prozent vertraust. Beim Downhillbike kommt es schon noch voll auf den Athleten an. Aber klar, man wird jedes Jahr schneller und besser und sucht woanders, einen Vorsprung rauszuholen."
Apropos Modernisierung: Im Vergleich etwa mit alpinen Abfahrtsläufern gibt es keinerlei Airbag-Diskussionen. "Lustigerweise gar nicht, weil wir relativ oft crashen, das ist relativ teuer. Es kann schon sein, dass du ein Wochenende hast, wo du öfter mal liegst."
Vali Höll ist finanziell zufrieden
Dieses Risiko lohnt sich mittlerweile für Höll auch finanziell. Sie verdiene "sicher nicht so gut wie eine Mikaela Shiffrin oder Sofia Goggia, aber ich darf mich nicht beschweren". Mit den Männern kann sie diesbezüglich in ihrem Sport mithalten. "Aber es braucht schon mehr Überzeugungskunst und man muss schon richtig aktiv sein, dass man sich gut verkauft."
Von den aus Hölls Sicht "peinlich" geringen Prämien für einen Weltcupsieg (3.750 Euro) oder einen Weltmeistertitel (5.000) allein könnte sie sich nicht ernähren. Mit ihren Partnern habe sie sich Bonus-Staffelungen ausgehandelt. "Ich bin wirklich von vorn bis hinten gut versorgt, kann gut Geld sparen."
Mountainbike-Downhill weiter nicht olympisch
Und dies, obwohl Mountainbike-Downhill nach wie vor nicht olympisch ist. Dazu hat die Saalbacherin eine zwiespältige Meinung. "Weil ich Athleten kenne, die bei Olympia richtig gut dabei waren und Medaillen gekriegt haben. Es ist schon krass, wie mental es einen mitnimmt, egal ob du eine Medaille gewinnst oder an der Medaille vorbeifährst - du hast trotzdem danach so ein krasses mentales Loch. Ich glaube, es geht niemandem gut nach den Spielen irgendwie", meinte Höll. Dennoch würde sie Olympia natürlich gern als Athlet erleben. "Es hat einen krassen Stellenwert im Sport und würde unserer Sportart guttun."
Die fehlende öffentliche Wahrnehmung stört sie nicht so sehr. "Wir wissen, wer wir sind und sind eine coole Gemeinschaft." Innerhalb von Österreich ist das etwas anders. Ob für sie ein Sportartenwechsel oder eine zusätzliche (olympische) Sportart denkbar wäre, verneint sie aktuell. Daran ändert auch nichts, dass Cross-Country-Spezialistin Laura Stigger 2025 auch auf der Straße fährt. "Das ist sehr weit weg von meiner Sportart. Ich habe schon ein bisschen herumüberlegt, was ich machen kann, dass ich irgendwie zu den Spielen komme", gibt sie lachend zu.
Höll für Öffnung der Wälder
In Sachen Stellenwert der Mountainbiker wäre ihr auch die Öffnung etwa von Forststraßen oder Wanderwegen ein Anliegen. Denn das ist in Österreich immer noch verboten. "Ein unnötiges Verbot irgendwie. Ich finde schon gut, dass darauf geachtet wird, wie viele Trails gebaut werden." Oder auch den Ausgleich, dass für gebaute Trails anderswo Bäume gepflanzt werden. Doch in der Schweiz gibt es schon länger ein Shareconcept. "Da ist jeder Waldweg für Biker und Wanderer da und jeder hat Respekt vor jedem."
Womöglich spielt der Klimawandel ihrem Sport da sogar in die Karten. Denn die Liftbetreiber könnten mit verlängerten Sommersaisonen auf bestehenden Anlagen auch mit den Radsportlern mehr Umsatz machen. "Man merkt schon, dass Leute auch motiviert sind, länger zu biken und auch im November noch die Lifte nützen wollen." Ein weiterer Vorschlag von Höll: "Oberhalb der Mittelstation Skifahren und unterhalb Radfahren - das hat es früher mal in Leogang gegeben."
In Sachen Spitzensport ist Höll froh, dass der Weltcupkalender im Downhill von sieben auf zehn Stationen aufgestockt wurde. "Es geht in die richtige Richtung, man hat uns schon mal 12 bis 15 Rennen versprochen."
Nach Weihnachten trainiert sie wieder in Neuseeland ("Ich habe noch nie so ein schönes Land gesehen"). Höll arbeitet erstmals seit einigen Jahren wieder mit eigenem Techniktrainer. "Ich habe das ein bissi vernachlässigt und will schauen, was ich noch rausholen kann", gesteht Höll, die sich in fernerer Zukunft im Sportmanagement oder Marketing sieht.
"Bin ready für Schnee und Weihnachten"
Nun zählt einmal nur die stillste Zeit des Jahres. "Ich bin ready für Schnee und Weihnachten. Meine Mama hat gesagt, ich kann das ganze Jahr weg sein, aber für Weihnachten muss ich heimkommen."
(Quelle: apa)