Eine Eishockey-Saison kann lange dauern. Sehr lange. Im Grunddurchgang und somit vor der heißen Playoff-Phase steht Eishockey-Meister Red Bull Salzburg 42 Mal auf dem Eis. Davon 21 Mal auswärts. Das heißt: 6.912 Kilometer in rund 70 Stunden verbringen Tim Harnisch und Co somit auf der Straße. Eine Zeit, die nicht nur körperlich fordert, sondern nach bislang 39 absolvierten Partien auch zwischenmenschlich wirkt.
Zickereien? "Das gehört auch irgendwo dazu"
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und viel Schmäh untereinander traten die Salzburger am Freitagnachmittag von der Eishockey-Akademie im Salzburger Stadtteil Liefering die rund eineinhalbstündige Busfahrt Richtung Tirol an, wo am Abend das erste von zwei Auswärtsspielen innerhalb von 48 Stunden wartete. Denn schon kurz nach der Partie in Innsbruck verloren die Salzburger keine Zeit und machten sich auf den Weg über den Brenner in Richtung Südtirol, wo schon am Samstagabend der nächste Punktekampf anstand. "Die Busfahrten sorgen auch dafür, dass der Zusammenhalt in der Mannschaft noch mehr gestärkt wird", verriet Bulls-Stürmer Harnisch noch vom Spiel verschwitzt in den Katakomben der Bozener Eishalle.
"Man kann sich in der Kabine oder im Hotel auch mal anzicken, aber das gehört irgendwo dazu. Schließlich verbringt man viel Zeit miteinander und nicht jedes Ergebnis sorgt für gute Laune. Der Mannschaft tut es jedenfalls sehr gut", so der 22-jährige Niederösterreicher. Apropos gute Laune: Für diese sorgt in der Kabine Ali Wukovits. "Von Rap bis hin zu Techno oder Pop legt Ali wirklich alles auf. Er ist ein talentierter DJ", lachte Harnisch. Hörbar war die Musik indes allemal und das nicht nur wenige Meter von der Kabinentür entfernt.
Red Bull Salzburg zählt auf Kartenspiele statt Konsole
Die langen Fahrten quer durch die Republik, bei denen jeder seinen festen Platz hat, wirken sich vor allem zwischenmenschlich und im Teambuilding aus. "Da wird über Gott und die Welt gequatscht und auch viel gespielt", erzählt der Angreifer über den Zeitvertreib im Bus. Während Mario Huber beim Kartenspielen zu den Besten gehören soll, tut sich Harnisch eher schwer. "Wenn ich ehrlich bin, zähle ich mich zum unteren Mittelfeld", schmunzelte das Offensiv-Ass im Gang vor der Kabine, wo sich nach der Partie Tyler Lewington und Luca Auer dehnten.
Freilich ist es jedoch oberstes Ziel, mit der vollen Punkteausbeute in die Mozartstadt zurückzukehren. Dafür sorgen nicht nur die Vorbereitungen auf heimischem Eis, sondern auch jene in den Meetings vor den Spielen auf fremder Platte. Headcoach Oliver David und dessen Assistenten Ben Cooper, Daniel Petersson oder auch Tormann-Trainer Markus Kerschbaumer leiten die Besprechungen in den Konferenzräumen der jeweiligen Hotels, die meist nur unweit der Hallen liegen und halten diese auf Videoleinwand ab. "Da analysieren wir zum einen unser eigenes Spiel, aber auch das des nächsten Gegners", sagte der österreichische Nationalspieler.
Ein wichtiger Punkt bei den Treffen ist neben dem Taktikstudium auch die Ernährung. Für die richtige Zusammenstellung des Bullen-Menüs ist Teammanager Roland Luchner verantwortlich. "Roli (Luchner, Anm.) kennt sich aus und steht schon Wochen vorher mit den Hotels und diversen Restaurants in Kontakt. Das macht er wirklich gut", lobt Harnisch den Tiroler, der dafür sorgt, dass es dem Titelverteidiger an nichts fehlt. Gegessen wird beim amtierenden Meister dann gemeinsam in einem Lokal oder abgeschottet in einem der Konferenzräume.
Eishockey-Auswärtsfahrten fordern auch die Partner:innen
Dass Profisportler viel unterwegs sind, ist zwar ohnehin klar und keine Überraschung, jedoch auch psychisch und in puncto Liebe nicht immer leicht. "Natürlich vermisst man sich die ganze Zeit. Sie ist da aber zum Glück sehr verständnisvoll und wir kreieren da auch immer einen guten Plan zusammen, wo wir uns am besten sehen können", so der Österreicher über die Beziehung zu seiner Freundin. "Wenn man sich dann nach paar Tagen auswärts wieder sieht, ist es umso schöner", strahlte der Wiener Neustädter kurz vor Rückfahrt nach Salzburg.
Salzburger bei Black Wings Linz um Wende
Vor einer großen Challenge stehen die Eis-Bullen am Dienstagabend (19.15 Uhr) beim schweren Auswärtsspiel in Linz, wo sie um den Turnaround kämpfen. Denn die letzten beiden Auftritte in Innsbruck (3:4) und Bozen (1:4) waren wahrlich keine Glanzleistungen und ließen viele Fragezeichen zurück.
"Linz ist eine starke Mannschaft. Die Rivalität ist groß und die Stimmung richtig gut. Es ist immer etwas Besonderes, dort zu spielen. Wir haben einiges zu verbessern", warnte der Linksschütze. Sollten die Bulls in der Stahlstadt einen Dreier einfahren und Fehervar daheim gegen Villach eine Leerfahrt drehen, wäre Platz zwei zumindest vorübergehend wieder an der Salzach beheimatet.
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(Quelle: salzburg24)

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