Nach dem vor vier Jahren bei den Winterspielen in Pyeongchang erlittenen Kreuzbandriss hätte ein kleines persönliches Skimärchen geschrieben werden können, allein die Worte fügten sich nicht zum Happy End zusammen und die Leidensgeschichte ist um ein Kapitel reicher.
Salzburger sagt Medaille adé
Enttäuschungen stellen sich bei Stefan Brennsteiner immer erst verspätet ein. "Was wäre wenn. Ich hasse diesen Satz, er ist bei mir schon viel zu oft gekommen. Das Skifahren war ganz okay, der zweite Lauf war nicht das Gelbe vom Ei. Oben weg hat es sich nicht gut angefühlt, im Mittelteil war es eigentlich ganz gut. Dann verhaspel ich mich so blöd, bekomme die Ski deppert übers Kreuz", analysierte der Salzburger im Schneetreiben am Fuße der "Ice River" recht emotionslos seinen Lauf.
Es sei Skisport und man müsse das immer wieder relativieren. "Es tut zwar schon weh und ist Olympia und nur alle vier Jahre, aber nichtsdestotrotz gibt es viel schlimmere Sachen." Aus einem blöden Umstand heraus wollte es nicht klappen, denn es komme ihm nicht vor, als ob er einen großen Fehler gemacht habe. Er hoffe nun, dass er im Teambewerb "eine gute Rolle" spielen werde. "Dass wir vielleicht ein versöhnliches Ende mit Olympia herbringen."
Abfahrt "kompletter Blindflug"
Feller fand weit drastischer Worte, er konnte nicht verstehen, warum man das Rennen nicht auf Montag verschoben habe, wo Sonnenschein vorhergesagt wird. "Grenzwertig, kompletter Blindflug. Auch im Ziel ist Schnee drinnen, das ist eine Frechheit und gefährlich. Es ist allgemein schon auf der Strecke gefährlich, weil man einfach gar nichts sieht." Wenn das Rennen vor Olympia gewesen wäre, wäre er wahrscheinlich unterwegs herausgefahren, um einer Verletzung vorzubeugen. Er scheidet im zweiten Durchgang aus.
Brennsteiner nach Verletzung vorsichtiger
Denn am 18. Februar 2018 wäre beinahe seine Karriereende beendet gewesen. Im Olympia-Riesentorlauf in Yongpyong riss er sich im Finallauf nach engagierter Fahrt bei einem Sturz das Kreuzband im rechten Knie. "Gleich nach der Verletzung war meine Einstellung, dass ich mir das sicher nicht mehr antue", erinnerte der 30-Jährige. Zu oft hatte er das schon erlebt, es war sein vierter Kreuzbandriss. Doch nach der Operation in der Privatklinik Hochrum fasste er neuen Mut.
Verletzungsserie schüchtert ÖSV-Athlet ein
Die Verletzung passierte in einer Phase, als Brennsteiner das Gefühl hatte, erstmal in seiner Laufbahn in die Weltspitze vorzudringen zu können. Er hatte mit den Rängen 12 in Adelboden und 13 in Alta Badia die besten Weltcup-Ergebnisse erreicht. Nach dem Comeback fiel es ihm jedoch schwer, wieder Fuß zu fassen. Und im Februar 2020 kam der nächste Rückschlag: Im Parallel-Riesentorlauf in Chamonix erlitt er eine Außenmeniskus- und Knorpelverletzung im linken Knie – und war schlicht erleichtert, dass es nicht wieder ein Kreuzbandriss war.
Im Saisonfinish 2020/21 und unter Anleitung von Gruppentrainer Michael Pircher und Ferdinand Hirscher aus dem einstigen Marcel-Hirscher-Erfolgsgespann gelang Brennsteiner ergebnistechnisch dann doch noch der Durchbruch, mit zwei dritten, einem vierten und einem fünften Platz in den letzten vier Saisonrennen beendete er den Winter. Nun sei der Existenzdruck weg, meinte er erleichtert.
Die aktuelle Saison begann durchwachsen, ein siebenter und ein zehnter Rang waren die besten Ergebnisse. Es fehlte nicht viel, um in Yanqing die Vergangenheit vergessen zu machen. Aber "was wäre wenn" bringt Brennsteiner wie gesagt nicht weiter. "Das Gute ist, dass mein Skifahren wieder auf einem guten Level ist. Aber ich liege wieder daneben."
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(Quelle: apa)