Österreich entwickelt sich bei der alpinen Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau) langsam aber sicher zum Podest-Dauergast. Nach der Goldmedaille von Stephanie Venier, Silber von Raphael Haaser (beide Super-G) sowie Mirjam Puchners Silber-Abfahrt setzte ÖSV-Star Vincent Kriechmayr vor den Augen seiner Frau Michaela den Medaillenlauf eindrucksvoll fort.
Vierte ÖSV-WM-Medaille in Saalbach
Der 33-jährige Oberösterreicher landete bei der Herren-Abfahrt am Sonntag auf Rang zwei. Der Sieg ging an den zehn Jahre jüngeren Franjo von Allmen aus der Schweiz. Dritter wurde dessen Landsmann Alexis Monney.
Die weiteren Österreicher konnten am Sonntag nicht vorne mitmischen. Daniel Hemetsberger wurde Siebenter (+0,91), Stefan Babinsky Neunter (+1,31), Stefan Eichberger landete außerhalb der Top 20 (+2,23).
Hochspannung von Startnummer acht bis 13
Monney eröffnete mit Startnummer acht das Rennen neu, hatte das Feld um zumindest 1,03 Sek. distanziert. Die spannendsten Minuten sollten folgen, denn gleich im Anschluss knallte Kriechmayr eine neue Bestzeit in den Schnee und verbeugte sich vor der Traumkulisse von 22.500 Zuschauer:innen. Mit Nummer elf stellte von Allmen auf den 3.129 m der Schneekristall-Strecke die neue Zeitrechnung auf, die für den Tag Gültigkeit haben sollte. Denn ein dieses Mal fehlerhafter Odermatt im Trikot des Titelverteidigers statt der Zahl 13 auf der Brust schrammte um mehr als 3/10 am Podest vorbei.
Die Schweizer Männer waren die überragende Nation in der Abfahrtssaison. Von 15 Podestplätzen eroberten sie neun, von Allmen war dreimal Zweiter. In Kitzbühel hatte von Allmen in einem Mediengespräch erzählt, dass er sich noch nicht auf einem Niveau mit Odermatt sieht - und dass er große Menschenmengen meidet. In Hinterglemm stand er am Sonntag über dem großen Star, da durfte die noble Zurückhaltung in beiden Fällen eine Pause einlegen.
Kriechmayr gelang eine "sehr gute Fahrt"
"Es waren ein paar Kleinigkeiten dabei, ich habe nicht alles umgesetzt, aber es war eine sehr gute Fahrt", meinte Kriechmayr gegenüber dem ORF, dessen WM-Antreten nach seiner in Wengen erlittenen Knieverletzung lange nicht fix war.
Bereits in den Abfahrtstrainings in dieser Woche und als Vierter des WM-Super-G hatte der 33-Jährige aber gezeigt, dass Körper und Kopf voll mitspielen.
Den Erfolg bezeichnete Kriechmayr als "Genugtuung", die Medaille reihte er "sehr weit oben" in seiner Erfolgskarriere ein. "Gold in Cortina ist natürlich höher einzustufen, aber mit dem Publikum ist es sicher ein Highlight in meiner Karriere." Zu speziell waren auch die Vorzeichen. "Natürlich war es keine einfache Situation, das alles spielt jetzt keine Rolle mehr."
Start vor einer Woche "unmöglich"
Er hatte vor drei Wochen in Wengen bei einem Sturz kurz vor dem Ziel eine Innenbandzerrung im rechten Knie erlitten, musste eine Pause einlegen und verpasste Kitzbühel. Die "Fettn", die er bisher in Bezug auf Gesundheit gehabt habe, war aufgebraucht, meinte Kriechmayr lapidar. "Es war im Vergleich zu vielen meiner Kollegen eine Kleinigkeit", sagte er am Sonntag zwar, gab dann aber zu, dass ein WM-Start vor einer Woche "unmöglich" gewesen sei.
Dass er für seine "erste und letzte Heim-WM" rechtzeitig fit wurde, war ein erster Sieg. Nach dem unglücklichen vierten Platz im Super-G folgte die Veredelung in der Abfahrt. "Die Silbermedaille gebührt viel mehr den Personen im Hintergrund, die das möglich gemacht haben", sagte Kriechmayr. Er dankte den Physios und seiner Frau Michaela. "Sie haben genau gewusst, was ich brauche, damit ich schnell wieder fit bin." Anders als im Super-G brauchte er auch kein "Spritzerl" mehr. "Es war gestern schon deutlich besser und heute habe ich mich perfekt gefühlt."
Gold (1):
- Stephanie Venier (Super-G Frauen)
Silber (3):
- Raphael Haaser (Super-G Männer), Mirjam Puchner (Abfahrt Frauen), Vincent Kriechmayr (Abfahrt)
(Quelle: salzburg24)