Zehntausende Menschen, fünf teils gigantisch große Bühnen, dröhnende Bässe gepaart mit einer beeindruckenden Feuerwerk- und Lasershow. So kennen wir das Electric Love Festival, das am heutigen Donnerstag offiziell eröffnet wird. Bis Samstagnacht feiern täglich 50.000 Menschen am Salzburgring. Am gesamten Festivalwochenende arbeiten – von Reinigungskräften über Bühnenarbeiter bis zum Drohnenpilot – bis zu 5.000 Personen rund um das ELF23. "Jeder weiß, was zu tun ist", sagt Michael Struber, Projektleiter bei ELF-Veranstalter Revolution Event im Interview mit SALZBURG24.
ELF-Startschuss im Jahr 2013
Dass das Electric Love zu dem Festival geworden ist, was es heute ist, hätte sich das Organisationsteam vor zehn Jahren nicht zu träumen gewagt. Zwar konnte mit David Guetta ein Mega-Star zur ELF-Premierenausgabe im Jahr 2013 gewonnen werden, das Festivalgelände am Salzburgring war aus heutiger Sicht allerdings aufs Nötigste beschränkt – zumal die Mainstage eher einer größeren Konzertbühne mit vielen Lichtern glich.
Was damals als zweitägiges Festival startete, ist heute eines der größten elektronischen Musikfestivals Europas.
Party auf den Campingplätzen
Eines ist auch nach zehn Jahren gleich geblieben: Die Wiesen rund um die Rennstrecke verwandeln sich zum riesigen Campingplatz – und damit zur gigantischen Party abseits des Festivalgeländes. "Partygäste aus aller Welt, die zusammenkommen und einfach das Leben feiern – das macht bis heute den Reiz aus", findet Struber, der gebürtig aus St. Koloman kommt. "Wir haben erst einige Jahre später gemerkt, was wir mit der ersten ELF-Ausgabe überhaupt erreicht und damit in die Wege geleitet haben." Auch die Hardstyle-Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang beim Electric Love. "Heute ist Hardstyle nicht mehr wegzudenken", weiß Struber, der 2013 als Praktikant bei Revolution Event angefangen hat und mittlerweile oberster Projektleiter ist.
Tragischer Zwischenfall
"2014 konnten wir die Qualität beim ELF erhöhen, täglich hatten wir bis zu 40.000 Besucherinnen und Besucher", erinnert er sich und weiter: "2015 war dann zum einen ein großer Produktionssprung, aber zum anderen auch leider der tödliche Unfall – das war eine Zäsur und sehr große Belastung." Ein damals 23-Jähriger aus Koppl wurde unter einem Beleuchtungsmast begraben, der von einer Windböe umgerissen wurde. Der junge Flachgauer erlag seinen schweren inneren Verletzungen. Auf Anraten der Behörden wurde das Festival jedoch nicht abgebrochen und fand nach Rücksprache mit dem Umfeld des Verstorbenen im nächsten Jahr wieder statt. Ein eigens eingerichteter Bereich am Campingplatz erinnert noch heute an das tödliche Unglück.
Viel Liebe beim Electric Love
Nach 2015 wurde das Festival um weitere Stages und Nebenaktivitäten, wie etwa einem Riesenrad, sukzessive erweitert. Dass die Liebe beim Electric Love Festival nicht zu kurz kommt, hat ein romantischer Heiratsantrag vor tausenden Feierwütigen beim ELF17 bewiesen.
Und zwei Jahre später feierte ein Paar am 5. Juli die Hochzeit auf dem Festivalgelände, nachdem sie am Vormittag in Oberndorf standesamtlich heirateten.
Hardstyle wird immer beliebter
Ebenfalls im Jahr 2017 hat ELF-Veranstalter Revolution Event erstmals das Shutdown Festival am Gelände des nie eröffneten Atomkraftwerk Zwentendorf in Niederösterreich veranstaltet. "Wir konnten aus den Fehlern lernen, die wir beim ELF gemacht haben und weil das Festival nur einen Tag lang dauert, ist das wie Urlaub fürs Team", sagt Struber mit einem Grinsen im Gesicht.
Mittlerweile hat sich das Shutdown in der Festivalszene etabliert und heuer am 16. Dezember findet im Salzburger Messezentrum erstmals eine eigene Hardstyle-Party statt.
Kein Festival im Corona-Jahr 2020
Zurück zum Electric Love: 2019 wurde das Festival einmal mehr erweitert – seitdem ist etwa die Techno-Stage fester Bestandteil. Und wie fast allen Veranstaltungen im Jahr 2020 hat Corona auch dem ELF einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht – erstmals musste das Festival schweren Herzens abgesagt werden. Im Folgejahr fand das ELF als stark abgespeckte Version ohne Camping als "Boutique Edition" statt. Es wurden damals auch nur drei Bühnen am verkleinerten Festivalgelände bespielt.
Das große Comeback nach der Corona-Pandemie wurde dann 2022 gebührend mit einem Spektakel gefeiert. Auf dem 700.000 Quadratmeter großen Gelände wurde indes ein Mehrwegsystem für Becher eingeführt, zudem gab es ein eigenes Areal zum Relaxen am Fuschlsee.
Zehn Jahre Electric Love Festival
Was die ELF-Besucher:innen heuer zur Jubiläumsausgabe erwartet, dass wollte sich das Organisationsteam um Struber freilich nicht entlocken lassen. Wie jedes Jahr wird um das Design der Mainstage ein großes Geheimnis gemacht, bis der Salzburger DJ Felice das Festival heute traditionell mit einer Mega-Show eröffnet. Für das große Opening des zehnten Electric Love Festivals am Donnerstagabend (21.45 Uhr) hat der Veranstalter eine Show angekündigt, die einem Jubiläum jedenfalls "mehr als gerecht" werde.
Strubers Heimat in der Einsatzzentrale
Auf fünf Bühnen treten 160 internationale und nationale Künstler:innen auf – aus Salzburg mit dabei sind etwa Felice und Toby Romeo. Um die Belastungen für die Anrainer:innen rund um den Salzburgring möglichst gering zu halten, schließt das Festival heuer schon ab 3 Uhr statt 4 Uhr. Zudem wird nur noch bis spätestens 1 Uhr Feuerwerk in den Himmel geschossen und eine Flugshow gibt es auch nicht mehr. ELF-Projektleiter Struber, dessen Heimat während des Festivals in der Einsatzzentrale ist, freut sich übrigens am meisten auf Sonntagnachmittag: "Gegen 14 Uhr sind alle wieder abgereist und wir haben hoffentlich ein tolles Festival hinter uns."
Die letzten Tage vor dem Festival waren freilich die stressigsten. Dennoch habe Struber "heuer so angenehm wie nie in den vergangenen Jahren geschlafen". Denn nach zehn Jahren Electric Love sei im Organisationsteam eine gewisse Gelassenheit eingetreten. "Wir haben alles schon mindestens einmal erlebt". 80 Prozent der Vorbereitung und Durchführung eines solchen Mega-Festivals könne man planen, der Rest müsse improvisiert werden. "Lösungen zu finden zeichnet unser Team aus. Keiner steckt den Kopf in den Sand."
Damit dürfte einer weiteren Mega-Party am Salzburgring nichts mehr im Wege stehen, zumal auch das Wetter nach Regen zum Warm-Up viel Sonnenschein an den kommenden Tagen verspricht. Das Electric Love Festival ist jetzt ein Jahrzehnt alt – herzlichen Glückwunsch!
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(Quelle: salzburg24)