Die EU-Wahl hat die FPÖ erstmals bei einem bundesweiten Urnengang zur stärksten Kraft gemacht. Nur knapp dahinter folgte trotz Rekordverlusten die ÖVP. Ihr schlechtestes Ergebnis auf Europa-Ebene musste die SPÖ bei der ersten Bundeswahl unter Andreas Babler einstecken. FPÖ und ÖVP blieben aber in Sichtweite. Die Grünen und die NEOS schafften ein zweistelliges Ergebnis. KPÖ und DNA scheiterten.
So reagieren die Parteien
KPÖ-Spitzenkandidat Günther Hopfgartner sah am Sonntagabend "ein gewisses Sprungbrett im Hinblick auf die Nationalratswahlen". Die Listenerste der erstmals kandidierenden DNA, Maria Hubmer-Mogg, zeigte sich über die erreichten 2,71 Prozent enttäuscht und will nicht für den Nationalrat kandidieren.
Deutlich besser war die Stimmung bei den Freiheitlichen. Spitzenkandidat Harald Vilimsky nahm ein Votum für mehr nationale Selbstbestimmung wahr. Die Angstkampagne der Konkurrenz sei ins Leere gelaufen. Parteichef Herbert Kickl feierte "demütig" ein "historisches Ergebnis" und sah ein "Etappenziel" erreicht. Hoffnungsfroh stimmt die Freiheitlichen wohl eine Wahltagsbefragung für ATV/Puls24. 69 Prozent der Personen, die bei der EU-Wahl FPÖ gewählt haben, wollen dies demnach nämlich sicher auch bei der Nationalratswahl tun. Das ist mit Abstand der beste Wert aller Parteien. Zu denken gibt der FPÖ wahrscheinlich, dass sie in Wien wieder nicht überzeugen konnte. Dafür reichte es in den Flächenbundesländern Oberösterreich und Steiermark sowie in Kärnten zu Platz eins.
VP-Spitzenkandidat Reinhold Lopatka nannte die starken Einbußen "bitter", erkannte aber auch eine "gute Basis" und die "riesige Chance", das im Herbst schon wieder gut zu machen. Parteichef und Kanzler Karl Nehammer fand das Ergebnis hingegen "überhaupt nicht erfreulich". Die "große Unzufriedenheit" in der Bevölkerung will er aufnehmen und in konkrete Politik gießen - etwa über entschlossenes Vorgehen gegen illegale Migration und Überregulierung. Später am Abend war die Stimmung bei der Volkspartei dann sogar richtig gut, hatte man doch die von Umfragen geschürten Erwartungen übertroffen. Erster ist man in den drei westlichen Bundesländern sowie in Niederösterreich.
Durchhalteparolen kamen von der SPÖ. Parteichef Andreas Babler meinte spät am Abend: "Die SPÖ ist stabilisiert." Auch wenn man sich etwas mehr erwartet hätte, sei man mit der FPÖ "in Schlagdistanz". Bei der Nationalratswahl peilt man weiter Platz eins an. Realistisch äußerte sich Spitzenkandidat Andreas Schieder: "Rückenwind wäre besser gewesen." Die SPÖ befinde sich weiter in einer schwierigen Phase. Die burgenländischen und die Wiener Sozialdemokraten erwiesen sich in ihren Heimatbundesländern immerhin als stärkste Kraft.
20 Mandatare aus Österreich
Fehler werde man aufarbeiten und verbessern, versprach Grünen-Bundessprecher Werner Kogler nach einem turbulenten Wahlkampf. Mit dem Ergebnis konnte der Vizekanzler unter den gegenwärtigen Umständen leben: "Wir sind Gegenwind gewöhnt, und wir lassen uns nicht umblasen." Die Kür von Schilling zur Spitzenkandidatin lobte er als "sehr gut und richtig". Schilling selbst will nach einem für sie "argen" Wahlkampf in Brüssel nun mit Herz für die Klimagerechtigkeit kämpfen.
Nicht schlecht reden lassen wollte sich NEOS-Spitzenkandidat Helmut Brandstätter sein "hervorragendes Ergebnis", obwohl dieses hinter den Umfragen-Werten blieb. Parteichefin Beate Meinl-Reisinger zeigte sich begeistert: "Wir sind Gewinner heute." Das Wahlziel sei mit dem zweiten Mandat voll erreicht.
Statt wie bisher mit 19 Abgeordneten wird Österreich nach der Wahl künftig mit 20 Mandataren in Straßburg bzw. Brüssel vertreten sein. Grund dafür ist die für die kommende Legislaturperiode beschlossene Erhöhung der Gesamt-Mandatszahl im EU-Parlament, das in Zukunft 720 statt 705 Sitze stark sein wird.
Wenig begeistert vom Ausgang in Bezug auf den Sieg der FPÖ war Österreichs scheidender EU-Kommissar Johannes Hahn (ÖVP): "Ein Reputationsschub war das nicht. Das Ergebnis der Freiheitlichen sei "keines, über das man sich freuen kann".
(Quelle: apa)