Exklusive Analyse

Wahlplakate in Salzburg-Stadt im Check

Veröffentlicht: 21. Februar 2024 16:45 Uhr
Rund zweieinhalb Wochen vor den Salzburger Gemeindewahlen steuert der Wahlkampf auf seinen vorläufigen Höhepunkt zu. Etliche unterschiedliche Wahlplakate machen vor allem in der Landeshauptstadt auf die mit großer Spannung erwartete Bürgermeisterwahl aufmerksam. Ein Salzburger Marketing-Experte hat die Wahlplakate für uns analysiert.

In zweieinhalb Wochen werden im Land Salzburg neue Bürgermeister:innen und Gemeindevertretungen gewählt. Etwa ein Viertel aller Wahlberechtigten im Bundesland – exakt 112.733 Menschen – können ihre Stimme am 10. März in der Stadt Salzburg abgeben. Der Salzburger Unternehmensberater und Marketing-Fachmann Gregor Wimmer hat die Wahlplakate der sechs großen Parteien in der Mozartstadt am Mittwoch für SALZBURG24 analysiert.

Wer ist wer bei Salzburger Bürgermeisterwahl?

Schon vor der großen Analyse kritisiert Wimmer, dass es auf kaum einem Wahlplakat einen direkten und unmittelbaren Appell an die Menschen gebe, zur Wahl zu gehen. Zudem werden "trotz hohen Wählerpotenzials" nirgends die ebenfalls wahlberechtigten EU-Bürger:innen adressiert.

ÖVP setzt auf konservative Themen

Die ÖVP-Plakate mit Bürgermeisterkandidat Florian Kreibich betonen der Analyse zufolge klassische konservative Werte und Stabilität mit Slogans wie "Eigentum statt Enteignung" und "Verlässlichkeit statt Experimente" – und grenzen sich damit vom Thema der Veränderung ab. "Damit zielt die ÖVP auf Sicherheit und den Schutz des Status quo ab", analysiert Wimmer. Die visuelle Gestaltung mit klar lesbaren Botschaften findet der Marketing-Fachmann "professionell und schlicht, mit Fokus auf den Bürgermeisterkandidaten, um eine persönliche Verbindung zu den Wählern zu schaffen." Die traditionellen Parteifarben würden diesen Eindruck abrunden. Die mitunter genutzte Schnörkelschrift findet Wimmer jedoch "mutig, weil sie sehr schwer zu lesen ist".

Gemeindewahl: Wahlplakate in Salzburg-Stadt APA/Barbara Gindl
Die ÖVP setzt auf klassische konservative Themen.

"Die Kampagne zeichnet sich durch eine klare Markenbildung und ein professionelles Erscheinungsbild aus, das die Wiedererkennbarkeit fördert." Die klare Ansprache und der Aufruf, die Rot-Rot-Grüne Koalition zu verhindern, sollen die Wählerschaft mobilisieren, "können aber auch polarisieren und damit das Gegenteil erreichen", ergänzt Wimmer. "Insgesamt vermitteln die Plakate einen seriösen Eindruck und spricht die potenzielle Wählerschaft mit einer Botschaft von Stabilität, Vertrauen und Sicherheit an."

SPÖ zeigt Team um Auinger

Die SPÖ stellt im Wahlkampf in der Stadt Salzburg die Motive Teamarbeit und Erfahrung in den Vordergrund. "Damit sollen kollektive Herangehensweise und Kontinuität vermittelt werden", meint Wimmer. Mit Bernhard Auingers Slogan "Mit mir als Bürgermeister bekommt Salzburg das beste Team" wird der Fokus auf Zusammenarbeit und Vielfalt gelegt. "Und mit der Betonung auf Teamarbeit könnte das Gefühl von Inklusion und Partizipation vermittelt werden, womit ein möglichst breites Spektrum an Wähler:innen angesprochen werden soll", sagt der Marketing-Profi. Die visuelle Gestaltung der Wahlplakate sei mit Bildern lächelnder Teammitglieder vor realen Salzburger Kulissen freundlich gehalten. Zwar sind traditionellen Parteifarben klar zu erkennen, dafür das kleine Logo nicht. Dennoch hätten die Plakate eine hohe Wiedererkennbarkeit.

Gemeindewahl: Wahlplakate in Salzburg-Stadt APA/Barbara Gindl
Die SPÖ präsentiert auf Wahlplakaten das Team um Bernhard Auinger.

"Insgesamt vermitteln die SPÖ-Plakate einen positiven, einheitlichen Eindruck, der die Bedeutung von Team und Erfahrung hervorhebt und auf Zugänglichkeit und Nähe zur Wählerschaft setzt, um Vertrauen und Verbundenheit zu fördern." Die Botschaft sei auf "Einigkeit und Engagement für die Gemeinschaft ausgerichtet". Zwar würden die Plakate "durchdacht" wirken, allerdings vermisst Wimmer wie auch bei den anderen wahlwerbenden Parteien eine Aktivierung der Wählerschaft.

Grüne Bürgerliste einzige Partei mit Appell zum Wählen

Die Wahlplakate der Bürgerliste (Grüne in der Stadt Salzburg) mit Anna Schiester im Mittelpunkt stellen klassischerweise Umweltthemen und städtische Lebensqualität in den Mittelpunkt, was durch Slogans wie "Du willst eine grüne Stadt? Wähl sie" hervorgehoben werde. Die visuelle Gestaltung soll die Verbindung zwischen Menschen und Natur betonen. "Um eine Botschaft von Hoffnung und Wachstum zu symbolisieren, wurden Bilder mit grünen Blättern und eine natürliche Farbpalette gewählt." Das fördere gleichzeitig die Wiedererkennbarkeit der Partei. Als einzige Partei formuliert die Bürgerliste mit "Wähl sie“ eine Aufforderung zur Wahl zu gehen.

Gemeindewahl: Wahlplakate in Salzburg-Stadt APA/BARBARA GINDL
Anna Schiester wirbt für eine "grüne Stadt".

Trotz der klaren thematischen Fokussierung ist das Parteilogo nur minimal präsent, was die visuelle Botschaft über das explizite Branding stellt. "Insgesamt bieten die Plakate einen frischen und fokussierten Blick auf die Kernanliegen." Mit den Themen Umwelt und Lebensqualität werde Schiester als Fürsprecherin für die ökologischen Themen positioniert. Die Gestaltung vermittelt einen positiven Wandel.

FPÖ punktet mit klaren Botschaften

Die wahlwerbenden FPÖ-Plakate in der Landeshauptstadt vermitteln "eine Botschaft der Erneuerung und des Bürgerengagements mit Slogans wie 'Neuer Mut für unsere Stadt' und 'Sie haben dich im Stich gelassen', wobei die Freiheitlichen soziale Themen und lokale Belange aufgreifen", führt Wimmer aus. Die Kampagne setzt stark auf den Bürgermeisterkandidaten Paul Dürnberger, dessen prominent platziertes Porträt Führungsstärke und persönliche Verantwortung signalisieren soll. Die klassischen Parteifahren Blau und Weiß sowie weitere dynamische Elemente auf den Plakaten "unterstreichen Klarheit, Frische und den Wunsch nach Veränderung" und seien eindeutig wiederzuerkennen.

Gemeindewahl: Wahlplakate in Salzburg-Stadt APA/Barbara Gindl
Mit klaren Botschaften auf Wahlplakaten kann die FPÖ punkten.

Mit einer personalisierten Strategie und dem Slogan "Einer von uns" wird Kandidat Dürnberger als Schlüsselfigur positioniert. "Die Plakate zielen darauf ab, durch Betonung gemeinsamer Werte und Identität ein Gefühl der Dringlichkeit für Veränderungen zu schaffen und so die Wählerschaft zu mobilisieren." Insgesamt vermitteln die "super lesbaren FPÖ-Plakate ein entschlossenes Bild von Führungsanspruch und Veränderungsbereitschaft", so die Analyse von Wimmer. Dazu seien die Ansprache an die Wählerschaft sowie Slogans klar und direkt formuliert.

KPÖ Plus und das Kernthema Wohnen

Die Kampagne der KPÖ plus legt ihren Schwerpunkt wenig überraschend auf das Thema Wohnen, unschwer erkennbar am Slogan "Damit sich wer ums Wohnen kümmert" samt Bild des Bürgermeisterkandidaten Kay-Michael Dankl. "Die Botschaft adressiert ein fundamentales Bedürfnis und zielt darauf ab, Wähler anzusprechen, die sich mit Wohnungsproblemen konfrontiert sehen", sagt Wimmer. Durch den im Mittelpunkt der Kampagne stehenden Dankl werde der Wahlkampf zudem personalisiert und die Botschaft damit untermauert. "Die visuelle Gestaltung der Plakate mit dem Kandidaten vor einem urbanen Hintergrund in den Farben Gelb und Rot sorgt für Aufmerksamkeit und betont die Relevanz des Wohnthemas in Städten." Die direkte Ansprache und die beständige visuelle Gestaltung sollen die Wählerschaft aktivieren – insbesondere möglicherweise diejenigen, die sich von traditionellen Parteien vernachlässigt fühlen könnten.

Gemeindewahl: Wahlplakate in Salzburg-Stadt APA/BARBARA GINDL
Die KPÖ Plus besetzt das Thema Wohnen.

Die Plakate der KPÖ plus bieten Wimmer zufolge einen "modernen und engagierten Ansatz, der vor allem jüngere Wähler oder diejenigen, die nach Veränderung streben, ansprechen könnte." Die Gestaltung und Farbgebung in Gelb und Rot sorge zudem für hohe Sichtbarkeit und Wiedererkennbarkeit, womit sich die KPÖ plus laut Wimmer von den traditionellen Parteien abhebt.

NEOS-Wahlplakate mit offenen Fragen

Zwar verwenden die NEOS um Spitzenkandidat Lukas Rupsch im Wahlkampf in der Stadt Salzburg "auffällige und zum Nachdenken anregende Slogans wie 'Lebensraum statt Stau' und stellen provokative Fragen zur Urbanisierung, um ein gewisses Problembewusstsein zu schaffen – "aber bei den Wahlplakaten ist überhaupt nicht klar, worum es überhaupt geht, welche Partei hier für Wählerstimmen wirbt und wer eigentlich der Bürgermeisterkandidat ist", bemängelt Wimmer, der auf den Wahlplakaten zudem das Parteilogo und Hinweise auf die Wahl am 10. März vermisst.

Gemeindewahl: Wahlplakate in Salzburg-Stadt APA/Barbara Gindl
Die NEOS-Wahlplakate zeichnen sich durch Textbotschaften und Fragen aus.

Die visuelle Gestaltung mit der Papieroptik und großen, klaren Schriftarten könnte Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung suggerieren, während die Farbauswahl die Markenidentität stärken dürfte. Wimmer: "Die Kampagne der NEOS scheint darauf abzuzielen, durch direkte Fragen und Forderungen die Wählerschaft emotional zu engagieren und zum Handeln zu motivieren, wobei ein moderner und dynamischer Eindruck vermittelt wird." Die Gestaltung soll die Position der Partei als progressive und innovative Kraft betonen, die Themen wie Lebensqualität und Umweltbewusstsein in den Fokus rückt. Allerdings werden auf den Plakaten keine Lösungen für die auf den Plakaten gezeigten städtischen Herausforderungen präsentiert.

Infografik Wahl am 10. März 2024 Land Salzburg/Grafik
Bei der Wahl der Bürgermeister:innen und Gemeindevertretungen am 10. März 2024 sind in Salzburg so viele Menschen wie noch nie wahlberechtigt.

Was haltet ihr von den Wahlplakaten? Findet ihr die Form der Wahlwerbung überhaupt noch zeitgemäß? Teilt uns eure Meinung dazu in den Kommentaren mit!

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(Quelle: salzburg24)

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10.03.2024
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Von SALZBURG24 (tp)
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