Zahlen aus nur einem Jahr

Falsche Polizisten richten über 20 Millionen Euro Schaden an

Veröffentlicht: 19. Dezember 2023 14:43 Uhr
Österreichweit wurden in den letzten beiden Jahren 1.572 Versuche registriert, dass falsche Polizisten ihren Opfern Geld oder Wertgegenstände abnehmen wollten. Für 2022 gab das Ministerium eine Gesamtschadenssumme von 15 Millionen Euro an, 2023 werden es fast 20 Millionen sein.
SALZBURG24 (tp)

Seit 2021 nehmen Trickbetrugsdelikte mit falschen Polizisten in Österreich stark zu. Da die Kriminellen besonders die Weihnachtsfeiertage für ihre Taten nutzen, warnte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien: Wenn ein Polizist oder eine Polizistin vor der Türe steht und Geld bzw. Wertsachen verlangt, so sei dieser "zu 100 Prozent falsch". Betroffene sollten umgehend die Polizei verständigen.

Millionenschaden durch falsche Polizei

2022 und 2023 registrierten die Behörden österreichweit 1.572 Versuche, dass falsche Polizisten ihren Opfern Geld oder Wertgegenstände abnehmen wollten. In 290 Fällen gelang den Tätern dies auch. Der Schaden beläuft sich pro Delikt durchschnittlich auf rund 25.000 Euro, wobei einer Frau Schmuck im Wert von zwei Millionen Euro abgepresst wurde. "Er wurde in einem Koffer übergeben", sagte Karl Popper vom Landeskriminalamt Niederösterreich. Für 2022 gab das Ministerium eine Gesamtschadenssumme von 15 Millionen Euro an, 2023 werden es vorläufig 19,4 Millionen sein.

Die Täter setzen die Opfer bei ihrem Vorgehen unter enormen psychischen Druck. So geben sie sich am Telefon entweder als Richter, Staatsanwalt oder Polizist aus und behaupten, dass ein naher Verwandter im Ausland einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe und nun rasch eine größere Geldsumme für eine Kaution aufzubringen sei oder dass Geld- und Wertgegenstände auf der Bank nicht mehr sicher seien. Diese würden dann zeitnahe von einem Polizisten abgeholt werden.

Wenn Vorname auf ältere Person schließen lässt

Laut Manuel Scherscher, Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt, gehen die dem Organisierten Verbrechen zuzuordnenden Täter sehr geschickt vor. Telefonkeiler, die meist lange in Österreich gewohnt haben und akzentfrei Deutsch sprechen, rufen aus dem Ausland wie der Türkei oder Polen bei Nummern aus dem Telefonbuch an, wenn der Vorname auf eine ältere Person schließen lässt. Sobald sich das Opfer auf die Masche einlässt, wird ein Komplize in Österreich verständigt, der sich dann als falscher Polizist ausgibt und Bargeld bzw. Wertsachen abholt.

Inzwischen wurde im Bundeskriminalamt eine eigene Einsatzgruppe im Kampf gegen die falschen Polizisten eingerichtet, die diese Betrugsform bekämpfen bzw. zurückdrängen soll. In den Jahren 2022 und 2023 wurden demnach auch 99 Personen festgenommen. Die Zusammenarbeit ist aber auch international: Bei einem Einsatz in Polen, Österreich, der Schweiz und Luxemburg gegen Trickbetrüger wurden vor drei Wochen etwa 27 Verdächtige auf frischer Tat ertappt und festgenommen.

Falsche Polizisten: Checkliste

Die Behörden warnten bei der Pressekonferenz noch einmal eindringlich vor den Tätern. Schon beim leisesten Verdacht sollte umgehend die Polizei gerufen werden. Für die Opfer sind die Folgen nicht nur materiell, manche wurden durch die Delikte "psychisch wahrscheinlich zugrunde gerichtet", wie Karner sagte.

Die Polizei gibt ebenfalls einige Tipps für solche Fälle:

  • Weder Polizei noch Banken gehen in der beschriebenen Art vor
  • Beendet sofort das Telefonat
  • Die Polizei übernimmt und bewahrt grundsätzlich kein Bargeld oder Wertgegenstände für euch auf
  • Seid vorsichtig, wenn ein Anrufer Sie nach Wertgegenständen, Bargeld oder Kontoguthaben anspricht. Beendet in diesem Fall sofort das Gespräch
  • Klärt eure Verwandten über diese Betrugsform auf
  • Redet in eurem engsten Verwandtenkreis über diese Vorgehensweise
  • Legt für eure Angehörigen auch alternative Ansprechpartnerinnen und -partner für die Kontaktaufnahme fest, falls ihr einmal nicht sofort erreichbar seid
  • Sobald ihr merkt, dass die oder der Anrufende Geld von euch verlangt, brecht das Gespräch ab
  • Notiert euch die Nummer der Anruferin oder des Anrufers
  • Wendet euch an die nächste Polizeidienststelle und erstattet Anzeige

(Quelle: apa)

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