Tierschützer:innen entsetzt

Wölfe sollen in Tirol trotz Welpen abgeschossen werden

Obwohl die Wölfe aktuell Welpen aufziehen, wurden sie zum Abschuss freigegeben. 
Veröffentlicht: 10. August 2022 07:36 Uhr
Zwei Wölfe in Tirol sollen abgeschossen werden, obwohl sie Welpen haben. Die beiden Tiere sollen bereits im Juli mehrere Schafe gerissen haben und wurden nun zum Abschuss freigegeben.
SALZBURG24 (AG)

Die beiden Wölfe in Tirol mit den Bezeichnungen „108 MATK“ und „121 FATK“ bleiben, obwohl sie offenbar Welpen haben, zum Abschuss freigegeben. Ein eingelangter DNA-Befund besagt, dass ein bei Schafsrissen am 9. Juli im Osttiroler Lavant nachgewiesener Wolf mit hoher Wahrscheinlichkeit von den beiden „Problemwölfen“ abstammt, teilte LHStv. und Agrarlandesrat Josef Geisler (ÖVP) am Dienstag mit. Der WWF protestierte scharf gegen die Vorgangsweise und kündigte Beschwerde an.

Aktuell etwa 45 Wölfe in Österreich

Neben drei bestätigten Rudeln sind 2021 zusätzlich 36 Wölfe in Österreich nachgewiesen worden. Das ergibt derzeit etwa 45 Wölfe im Land. "Menschen sind an den Anblick von Rehen, Hirschen und …

Wölfe sollen Rinder bedrohen

Weitere Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den mittlerweile sieben verschiedenen, im heurigen Jahr in Osttirol nachgewiesenen Wolfsindividuen, seien bei den DNA-Abgleichen bisher nicht festgestellt worden, so Geisler. „Diese Problemwölfe töten nicht nur Schafe, sondern auch nahezu ausgewachsene Rinder. Sie sind eine Bedrohung für sämtliche Almtiere. Wir müssen unbedingt verhindern, dass sich ein Rudel bildet, das selbst Rinder reißt“, betonte der Landeshauptmannstellvertreter. Die „Entnahme“ sei rechtlich gedeckt. Dies bestätige auch ein vom Land in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten.

Wolfsbestand in den Alpen wächst rasant

Während sich Tierschützer:innen darüber freuen, bangen Landwirt:innen um ihr Vieh: Immer mehr Wolfsrudel leben in den Alpen. Und der Bestand steigt weiter an.

 Ochse auf Lavanter Alm wohl Wolfriss

Die beiden Wölfe, ein weibliches und ein männliches Individuum aus einer italienischen Population, waren bei Rissen vom 24. Juli in Lavant nachgewiesen worden. 17 Schafe und eine Ziege waren verendet. Außerdem wurde auf der Lavanter Alm ein Ochse getötet, „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ von einem Wolf, hatte es seitens des Landes geheißen. Das zuständige Fachkuratorium, das über den Umgang mit großen Beutegreifern entscheiden soll, empfahl daher den Abschuss der beiden Tiere.

 

WWF kritisiert Abschussbescheid

Die Naturschutzorganisation WWF kritisiert Geislers „Festhalten am Abschussbescheid“ trotz der beiden Welpen. Die Vorgangsweise sei „ein erschreckender Tabubruch“, erklärte Christian Pichler, Wolfsexperte des WWF Österreich, in einer Aussendung. Geisler wisse, dass die Welpen auf die Versorgung durch die Elterntiere angewiesen seien. Trotzdem halte er am Abschuss fest: „Das ist weder rechtlich, fachlich noch moralisch akzeptabel“. Es brauche eine Prüfung des Bescheids durch das Landesverwaltungsgericht. „Wir werden Beschwerde gegen den Abschuss einlegen“, kündigte Pichler an – wie schon bei einem weiteren „Problemwolf“ zuvor. Aufgrund des Nachweises von Jungtieren der beiden Wölfe anhand der DNA-Analyse weise die Karte des „Österreichzentrum Bär Luchs Wolf“ die Wolfsfamilie bereits als neues Rudel aus, betonte man beim WWF.

Bisher kein Wolf in Tirol getötet

Das Thema Wolf und Bär regt in Tirol seit einigen Jahren auf und erhitzt auch im aktuellen Landtagswahlkampf die Gemüter. In der letzten Landtagssitzung vor dem Sommer wurde mit einer Mehrheit der Koalitionäre ÖVP und Grünen ein Beschluss gefasst, der eine Prüfung von Weidezonen ermöglicht. In den Zonen soll der Umgang mit den Tieren definiert werden. Die Opposition hatte aus Protest gegen Schwarz-Grün geschlossen dagegen gestimmt. Erst vor einem Jahr wurde das Fachkuratorium eingerichtet, das über den Umgang mit auffälligen Tieren entscheiden soll. Bis dato wurde trotz Abschussbescheiden noch kein Wolf offiziell getötet.

(Quelle: apa)

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