Auch die sechste Runde der KV-Verhandlungen in der Metallindustrie hat keine Einigung gebracht. In Reaktion darauf kündigten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA eintägige Streiks in rund 200 Betrieben der Metalltechnischen Industrie (FMTI) bis zum 17. November an. Es sind die ersten Metallerstreiks seit 2018. Eine Ausweitung könnte etappenweise erfolgen, sagte der Arbeitnehmerverhandler von der Gewerkschaft PRO-GE, Reinhold Binder, im Ö1-"Morgenjournal“.
Ab Samstag sei man aber wieder verhandlungsbereit. Auch in Salzburg wurden schon von mehreren Unternehmen Streiks angekündigt. Dienstagvormittag streikten etwa rund 350 Mitarbeiter:innen, heißt es von Pro-Ge-Landesgeschäftsführer Daniel Mühlberger in einer Aussendung. Bei Collini, W&H und Miele im Gewerbegebiet Bürmoos (Flachgau) legten die Angestellten die Arbeit nieder.
"Streikbereitschaft riesengroß"
„Wir verhandeln jetzt bereits sieben Wochen. Das Angebot der Arbeitgeberseite zeugt von Respektlosigkeit und Verantwortungslosigkeit gegenüber den Beschäftigten“, zeigt Mühlberger sich empört. Der Unmut und die Geschlossenheit unter den Beschäftigten sei enorm. „Die Streikbereitschaft ist riesengroß, so kämpfen wir gemeinsam für einen fairen KV-Abschluss“, betont Mühlberger.
„Teuerungsausgleich ist das Mindeste“
„Ein Teuerungsausgleich ist das Mindeste“, sagte auch Binder. In den Verhandlungen wird von einer rollierenden Inflation von 9,6 Prozent ausgegangen – das ist die durchschnittliche Inflation von September 2022 bis zum selben Monat heuer. Insgesamt lautet die Forderung der Arbeitnehmervertreter auf 11,6 Prozent. Binder betonte mehrmals, dass die Geschäfte in der Vergangenheit gut gelaufen sind. „Wir kämpfen um das Geld, das bereits am Konto der Firmen angekommen ist.“
Die Arbeitgeberseite wurde und wird hingegen nicht müde, auf die eingetrübte aktuelle Situation und die vorerst schwachen weiteren Aussichten in einer herrschenden Rezession hinzuweisen. Ihr nachgebessertes Angebot für Lohn- und Gehaltserhöhungen fiel den Arbeitnehmervertretern mit durchschnittlich sechs Prozent weiter deutlich zu gering aus, erklärten die Gewerkschaften am Montagabend.
Metall-KV: Elfstündige Verhandlung ohne Ergebnis
Trotz einer elfstündigen Verhandlung endete die Gesprächsrunde ohne greifbare Ergebnisse. Insbesondere das Angebot für Lohn- und Gehaltserhöhungen mit durchschnittlich sechs Prozent stößt auf Ablehnung, da es als unzureichend betrachtet wird. Die Beschäftigten leiden bereits unter erheblichen Reallohnverlusten, verschärft durch die beträchtlichen zweistelligen Preissteigerungen der Vergangenheit.
Gewerkschaften fordern bezahlten Streik
Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA verfolgen in den geplanten Streikmaßnahmen klare Ziele: eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 11,6 Prozent, die Bezahlung der Streikstunden durch die Unternehmen sowie die Vereinbarung eines weiteren Verhandlungstermins. Diese Forderungen sollen Reallohnverluste ausgleichen und die Verhandlungen vorantreiben.
Arbeitgeber bieten 8,2 Prozent mehr Lohn
Die Metalltechnische Industrie bezeichnet diese Vorgehensweise der Gewerkschaften als verantwortungslos und unverhältnismäßig. Das letzte Angebot des FMTI belief sich auf durchschnittlich 8,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Dies setzte sich aus nachhaltigen, sozial gestaffelten Lohn- und Gehaltserhöhungen von durchschnittlich 6 Prozent sowie einer steuerbefreiten Einmalzahlung von netto 1.200 Euro zusammen. In der untersten Beschäftigungsgruppe hätte dies sogar zu einem Lohnplus von bis zu 12 Prozent geführt.
Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, äußerte sein Unverständnis über die Blockadepolitik der Gewerkschaften und bezeichnete sie als inakzeptabel. Trotz mehrerer Angebote seitens des FMTI, die die wirtschaftliche Situation berücksichtigten, habe es keine Bewegung seitens der Gewerkschaften gegeben. Knill warnte vor den Folgen des kompromisslosen Verhaltens, das das Risiko von Arbeitsplatzverlusten in der Branche mit sich bringe.
Die Metalltechnische Industrie, als Österreichs stärkste Branche, umfasst über 1.200 Unternehmen aus verschiedenen Industriezweigen und ist für ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Die exportorientierte Branche beschäftigt direkt mehr als 137.000 Menschen.
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(Quelle: salzburg24)