Grundlage der Analyse der Arbeiterkammer (AK) war der kürzlich vorgestellte Kinderbetreuungsbericht des Landes Salzburg für das Jahr 2024/25: 42 Prozent aller unter 15-Jährigen besuchen demnach eine Kinderbetreuungseinrichtung – davon rund zwei Drittel eine institutionelle und ein Drittel eine nicht-institutionelle Einrichtung.
Zu institutionellen Einrichtungen gehören Krabbelgruppen, Kindergärten, alterserweiterte Gruppen, Horte, Volksschulkindgruppen im Kindergarten sowie Schulkindgruppen. Zu nicht-institutionellen Einrichtungen zählen Tageseltern und die schulische Nachmittagsbetreuung.
Svazek: "Betreuungsquote steigt regelmäßig an"
Mit Stand 15. Oktober 2024 waren insgesamt 35.151 Kinder unter 15 Jahren in einer Betreuungseinrichtung angemeldet, davon entfallen fast 23.000 auf institutionelle Einrichtungen. "Die Betreuungsquote steigt in allen Altersklassen durch das Engagement der Rechtsträger regelmäßig an", sagt die ressortzuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) am Donnerstag auf SALZBURG24-Anfrage. Die Zahl institutionellen Einrichtungen wurde indes um 18 auf insgesamt 643 gesteigert.
In nicht-institutionellen Einrichtungen wurden zuletzt insgesamt 12.223 Kinder betreut. Die AK fordert in diesem Zusammenhang den weiteren Ausbau des Bildungs- und Betreuungsangebots und macht darauf aufmerksam, dass es landesweit zehn Gemeinden ohne institutionelles Angebot für Unter-Dreijährige gebe – und zwar in Schleedorf (Flachgau), Forstau, Untertauern, Dienten am Hochkönig (alle Pongau), Lessach, Ramingstein, St. Andrä im Lungau, Zederhaus (alle Lungau), Lofer und Viehofen (beide Pinzgau).
AK ortet "Lücken in Kinderbetreuung"
Einiges an Nachholbedarf bei der Kinderbetreuung ortet die AK, die für ihre Analyse ausschließlich die institutionellen Einrichtungen unter die Lupe genommen hat: Zwar ist die institutionelle Besuchsquote (vormals Betreuungsquote, Anm.) der Unter-Dreijährigen im Bundesland Salzburg von 28,3 auf 30,7 Prozent gestiegen, damit wird aber weiterhin das sogenannte Barcelona-Ziel von 33 Prozent sowie das im Jahr 2022 für Österreich reduzierte Ziel von 31,9 Prozent verfehlt. Übrigens: Im Jahr 2014 lag die Besuchsquote der Unter-Dreijährigen bei 18,7 Prozent. "Es wurde ein Ausbauturbo hingelegt, um dem Bedarf gerecht zu werden", betont Svazek gegenüber S24. Bei den Drei- bis Unter-Sechsjährigen liegt die Besuchsquote landesweit bei durchschnittlich 95 Prozent, was auf die im April 2023 eingeführte kostenlose Halbtagesbetreuung zurückzuführen sei.
"Die Lücken in der Kinderbetreuung werden wieder größer", bilanziert AK-Präsident Peter Eder am Donnerstag in einer Aussendung. Kritisiert wird vor allem die VIF-Konformität, das ist der "Vereinbarkeitsindikator Familie & Beruf". Solche Angebote erfordern eine wöchentliche Öffnungszeit von mindestens 45 Stunden an fünf Tagen pro Woche, mit mindestens 9,5 Stunden täglich und an mindestens vier Tagen. Nachdem im Betreuungsjahr 2021/22 bereits 41,6 Prozent die VIF-Kriterien erfüllt hatten, also mit einem Vollzeitjob beider Elternteile vereinbar waren, liegt der Anteil aktuell bei 33,5 Prozent. Auffällig ist hier das Stadt-Land-Gefälle: "Während in der Stadt Salzburg und im Tennengau fast die Hälfte der Einrichtungen die VIF-Kriterien erfüllt, sind es im Pinzgau nur 11,9 Prozent – hier war ein Rückgang um 14,1 Prozentpunkte zu verzeichnen", führt die AK aus. Mit Ausnahme vom Lungau habe es in allen Bezirken einen Rückgang gegeben.
Kritik an Öffnungszeiten
Der Analyse zufolge hat jede zweite Einrichtung im Bundesland mehr als 45 Stunden pro Woche geöffnet. Knapp zwei Drittel aller institutionellen Einrichtungen haben mehr als 47 Wochen im Jahr geöffnet. "Viele Einrichtungen haben etwa in den Osterferien geschlossen", schildert Eder. "Früh im Jahr erkennen Eltern dann, dass ihr Urlaubskontingent nicht zur Betreuung des eigenen Nachwuchses ausreichen wird." Darauf entgegnet Landesrätin Svazek: "Längere Öffnungszeiten brauchen mehr Personal, Planungssicherheit und Finanzierung auf Gemeindeebene. Genau hier setzen dann alternative Unterstützungsprogramme an. Aber abgesehen davon – das Personal, vor allem aber auch die Kinder brauchen auch einmal Urlaub."
AK-Präsident Eder fordert grundsätzlich mehr Personal: "Die verantwortliche Landespolitik darf nichts schönreden, sondern muss mit einer Personaloffensive gegensteuern." Aktuell gebe es im Land Salzburg rund 250 neue Dienstverhältnisse, entgegnet Svazek. Die Ausbildung zur Kindergartenpädagog:in obliege dem Bund. "Wir halten weiter an unserer Ausbildungsoffensive für Zusatzkräfte fest."
Tauziehen um Berndorfer Modell
Svazek forciert weiterhin das Berndorfer Modell, von Kritiker:innen "Herdprämie" genannt: "Könnten es sich Familien finanziell leisten, würden sie sich für ihre Familie und ihre Kinder entscheiden, nicht für institutionelle Einrichtungen. Auf Dauer können sich das Land und Gemeinden finanziell auch nicht leisten." Landesweit wurde das Berndorfer Modell noch nicht eingeführt. Salzburgs schwarz-blaue Landesregierung will aber in Zukunft jene Familien, die ihre Kinder länger familienintern betreuen möchten, finanziell unterstützen – das wurde im Arbeitsprogramm festgehalten. Wie konkret diese finanzielle Unterstützung aussehen soll, ist noch nicht bekannt.
Das Modell wird bekanntlich von der AK abgelehnt: "Wenn hier Einsparungen angedacht werden und weiterhin das nicht-zielführende Berndorfer Modell propagiert wird, befindet sich die Landesregierung auf dem Holzweg", erklärt Eder. "Damit Kinderbildung im Sinne der Eltern auf lange Sicht optimal geregelt wird, braucht es echte Wahlfreiheit. Nur mit einem flächendeckenden, qualitativ hochwertigen und kostenlosen Zugang zu institutioneller Kinderbildung kann Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit für alle Kinder erreicht werden."
Wie zufrieden seid ihr mit der Kinderbetreuung im Land Salzburg? Teilt uns eure Erfahrungen in den Kommentaren mit!
(Quelle: salzburg24)