Projekt in München

Alkoholfreier Biergarten auch in Salzburg denkbar?

In Salzburg würde ein alkoholfreier Biergarten nicht funktionieren, meint Wirtesprecher Ernst Pühringer. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 19. Juli 2024 13:25 Uhr
In München hat diese Woche der erste alkoholfreie Biergarten aufgesperrt: "Die Null" schenkt in zentraler Lage alkoholfreie Alternativen aus, dazu gibt es Speisen und Live-Musik. Ein Konzept, das auch in Salzburg funktionieren könnte? Wir haben beim Salzburger Wirtesprecher Ernst Pühringer nachgefragt.

Die bayerische Landeshauptstadt München ist wohl bei vielen für das Oktoberfest bekannt. Beim weltweit größten Volksfest, das im vergangenen Jahr rund 7,2 Mio. Menschen aus aller Welt besuchten, kommt dem Bier eine zentrale Rolle zu. Das sorgt einerseits für ausgelassene Stimmung, aber auch immer wieder für negative Schlagzeilen.

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Einen anderen Weg schlägt nun der Biergarten "Die Null" ein. Diese besondere Form der Freiluft-Ausschank bietet den Besucher:innen in zentraler Lage in München ausschließlich alkoholfreie Getränke an. "Da die Biergartenkultur nicht durch Alkohol, sondern durch das Beisammensein im Freien definiert wird, ist 'Die Null' ein Biergarten im traditionellen Sinne – mit einem notwendigen Dreh", beschreiben die Organisatoren das Projekt, das bis kurz vor dem Start des Oktoberfests betrieben wird.

"Halte das in Salzburg für undenkbar"

Der alkoholfreie Biergarten – ein Konzept, das auch in Salzburg funktionieren könnte? "Ich halte das hier für undenkbar. Zumindest als Geschäftsmodell", teilt Ernst Pühringer, Fachgruppenobmann der Sparte Gastronomie bei der Salzburger Wirtschaftskammer, im Gespräch mit SALZBURG24 am Freitag seine Einschätzung mit. Als Grund nennt er unter anderem die Größenunterschiede der beiden Städte: In Salzburg leben mehr als 150.000 Menschen, in München rund 1,5 Millionen. "Das ist eben ein anderes Einzugsgebiet."

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Nachfrage nach alkoholfreiem Bier steigt

Der Trend hin zu alkoholfreien Getränken zeichne sich aber auch hierzulande bereits seit geraumer Zeit ab. "Man merkt deutlich, dass das alkoholfreie Bier – speziell das alkoholfreie Weißbier – mittlerweile sehr gut geht." So gut, dass der Wirt bereits überlegte, von Flaschenbier auf Fassbier umzustellen, verrät Pühringer. "Die Akzeptanz ist vorhanden. Dass die Menschen aber ein komplett alkoholfreies Lokal besuchen, diese Situation haben wir noch nicht."

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Die Gründe für den Trend hin zu alkoholfreien Getränken seien vielschichtig. Einerseits würden vor allem jüngere Menschen diese einfordern, aber auch bei Älteren habe sich das Bewusstsein vor allem in Bezug auf Alkoholkonsum und Autofahren geändert. Zudem würden die aktuell hohen Temperaturen die Gäste gerade tagsüber eher zu antialkoholischen Getränken greifen lassen. "Man muss auf die alkoholfreien Getränke durchaus eingehen, und zwar mit Variationen. Banal gesagt, Fanta, Cola und Apfelsaft funktionieren einfach nicht mehr." Der Gesundheitsgedanke zeichne sich auch beim Essen ab – laut Pühringer macht der Anteil vegetarischer und veganer Speisen mittlerweile 20 bis 25 Prozent aus, beim alkoholfreien Bier liege der Anteil bei bis zu 10 Prozent.

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Getränkebranche reagiert auf Wünsche der Konsument:innen

Die Getränkebranche hat auf das veränderte Konsumverhalten bereits reagiert. Egal ob Bier, Gin oder Wein – mittlerweile gibt es von nahezu allen Getränken alkoholfreie Alternativen. Wobei Pühringer durchaus noch Verbesserungspotenzial sieht: "Es gibt nicht wirklich einen trinkbaren Wein oder Sekt. Da braucht es noch einen Durchbruch in der Produktion, damit das schmackhafter wird." Potenzial bei alkoholfreiem Bier sehen jedenfalls die Brauer. Im vergangenen Jahr lag der Bierausstoß der heimischen Brauereien bei 9,98 Mio. Hektoliter, 3,3 Prozent oder 29 Mio. Liter machte alkoholfreies Bier aus. Dieser Anteil soll heuer auf 5 Prozent gesteigert werden.

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Pühringer: Alkoholfreier Biergarten "vielleicht in 20 Jahren"

Zurück zum alkoholfreien Biergarten – in Österreich gibt es für die Gastronomie die gesetzliche Verpflichtung, zumindest zwei antialkoholische Getränke anzubieten. Wer also will, kann je nach Lokal aus einem mehr oder weniger ausgeprägten Sortiment wählen. Die Nachfrage steigt allerdings: "Aus derzeitiger Sicht kann ich mir vorstellen, dass es in Salzburg vielleicht in zehn oder 20 Jahren einen Null-Promille-Gastgarten gibt", so Pühringer abschließend.

Alkoholfreie Getränke gänzlich ohne Alkohol?

Die Bezeichnung "alkoholfrei" bedeutet nicht, dass der Alkoholgehalt des jeweiligen Getränks gleich null ist. Gerade die alkoholfreien Alternativen von Bier und Wein enthalten aufgrund des Herstellungsprozesses oftmals eine geringe Menge Alkohol, die in Österreich maximal 0,5 Prozent ausmachen darf. Nach europäischer Lebensmittel-Informationsverordnung ist die Kennzeichnung des Alkoholwerts erst ab 1,2 Prozent erforderlich. Die Bezeichnung "ohne Alkohol" darf nur angeführt werden, wenn der Alkoholwert tatsächlich 0,0 Prozent beträgt.

(Quelle: salzburg24)

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