"Zuckerl" von der Regierung

Anreize für Arbeit im Pensionsalter – Fair oder zu kurz gedacht?

Veröffentlicht: 08. November 2023 14:52 Uhr
Um Anreize zu schaffen, auch nach Erreichen des Regelpensionsalters weiterzuarbeiten, hat die Bundesregierung gestern ein Maßnahmenpaket präsentiert. Der Salzburger Pensionistenverband kritisiert, dass bis zu einer Verdienstgrenze von rund 1.000 Euro Pensionsversicherungsbeiträge wegfallen sollen. Wie steht ihr zu dem Thema? Stimmt ab!
SALZBURG24 (KAT)

Die österreichische Bundesregierung will das Arbeiten neben der Pension künftig attraktiver machen. Am Dienstag stellte ÖVP-Klubobmann August Wöginger gemeinsam mit ÖVP-Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec ein Maßnahmenpaket vor. So soll der Dienstnehmeranteil der Pensionsversicherungsbeiträge bis zu einem Verdienst in Höhe der doppelten Geringfügigkeitsgrenze wegfallen. Aktuell liegt diese Grenze bei rund 1.000 Euro. Auf ein Jahr gerechnet würden sich arbeitende Pensionist:innen damit rund 1.200 Euro an Beiträgen ersparen, argumentiert Wöginger.

Lösung für Pensionistenverband zu kompliziert

Kritik kommt vom Österreichischen Pensionistenverband (PVÖ). Diese Lösung sei nämlich zu kompliziert. „Es wäre wesentlich einfacher gegangen“, kritisiert Präsident Peter Kostelka in einer Aussendung der Salzburger Landesorganisation. Und zwar durch die vom Pensionistenverband vorgeschlagenen Steuerfreibeträge, die sich an der Höhe der geleisteten Sozialversicherungsbeiträge orientieren. „Davon würden die arbeitenden Pensionist:innen stärker profitieren, das Pensionssystem hätte seine Beiträge direkt erhalten und das ganze System wäre wesentlich transparenter gewesen.“ Laut Kostelka würde die Senkung der Sozialversicherungsbeiträge nämlich gleichzeitig eine Erhöhung der Steuerlast bedeuten. Je nach Höhe von Pension und Einkommen bleibe den Arbeitenden nämlich am Ende weniger Geld übrig, da gleich wieder Einkommensteuer abzuführen sei.

 
 

Auf Zuspruch stößt hingegen die Aufwertung des Pensionsbonus auf 5,1 Prozent für jedes Jahr, das man nach Erreichen des Regelpensionsalters weiterarbeitet, ohne Pension zu beziehen. Auch die Vermeidung von Härtefällen wegen zu hohem Zuverdienst neben der Korridorpension sei „eine vernünftige Sache“. Das Regel-Pensionsalter für Männer beträgt in Österreich übrigens 65 Jahre. Frauen können derzeit schon mit 60 Jahren in Pension gehen. Das ändert sich aber bald: Ab 1. Jänner 2024 wird das derzeitige Pensions-Antrittsalter von Frauen stufenweise angehoben: Und zwar um jeweils 6 Monate pro Jahr.

 

Expert:innen skeptisch über Effekte

Expert:innen bewerten die von der Regierung angekündigten Anreize für längeres Arbeiten zwar grundsätzlich positiv, zeigen sich aber skeptisch über deren Effekte. Das Potenzial älterer Erwerbstätiger zu heben, sei aus ökonomischer Sicht sinnvoll, aber die "Maßnahme wird diesem Ziel nicht wirklich gerecht werden", so Wifo-Expertin Christine Mayrhuber. Auch Fiskalrats-Präsident Christoph Badelt findet die Anreize "gut, aber sie werden nicht die grundsätzliche Problematik lösen". Denn die Abschaffung der Pensionsversicherungsbeiträge für Personen, die Pension beziehen und weiterarbeiten, führe nicht 1:1 zu einem höheren Nettoeinkommen, erklärt auch. Das Pensions- und das Erwerbseinkommen werden zusammengerechnet für die Bemessungsgrundlage der Lohnsteuer. Daher würden den arbeitenden Pensionistinnen und Pensionisten von 100 Euro, die sie sich an Pensionsversicherung sparen, nur rund 80 Euro netto in der Tasche bleiben. Der Rest werde an Lohnsteuer bezahlt.

Fiskalrats-Chef Badelt bemängelt, dass die grundsätzliche Problematik der steigenden Pensionsausgaben bis zum Jahr 2030 nicht gelöst wird. Auf längere Frist brauche es daher "ernsthafte Gespräche für eine stärkere Orientierung des Pensionsalters an der Lebenserwartung", so Badelt im "Ö1"-Mittagsjournal am Mittwoch. Diese Gespräche müssten wirklich seriös geführt werden, fordert der Chef des Fiskalrats. Denn die Lebenserwartung steige zwar im Durchschnitt, aber es gebe auch gesellschaftliche Gruppen wie Schwerarbeiter, bei denen sie nicht steige.

 

Unter welchen Bedingungen könntet ihr euch vorstellen, auch nach Erreichen des Regelpensionsalters weiterzuarbeiten? Und welche anderen Möglichkeiten gibt es aus euer Sicht, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare!

(Quelle: salzburg24)

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