Die Gen Z, also junge Menschen im Alter zwischen zwölf und 27 Jahren, wird gerade von Vertreter:innen älterer Generationen häufig kritisiert, gerade in Bezug auf die Einstellung zur Arbeit. Sie seien weniger leistungsorientiert und trete dazu aktivistisch auf. Der Ö3-Jugendstudie zufolge seien die Jungen jedoch weitgehend zufrieden, suchen Sinn in einem Vollzeitjob, fordern besseren Klimaschutz und vertreten hinsichtlich Beziehungen durchaus eine klassische Ansicht. Das Motto laute: "Wir leben, wie wir wollen".
Für die Studie wurden österreichweit rund 30.000 Menschen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren befragt. Demnach seien 86 Prozent der Befragten mit ihrem eigenen Leben zufrieden, zu einem ähnlichen Ergebnis kam unlängst auch der Jugendreport des Landes Salzburg. Allen voran gelte dies für das soziale Umfeld, also für die Beziehung zu den Eltern (87 Prozent) und Freundinnen und Freunden (86 Prozent). Das eigene Zuhause sei dabei klar die Komfortzone. So gut wie alle jungen Menschen fühlen sich in ihrer Wohnung sicher, zwei Drittel ziehen den "Granny-Lifestyle" mit Zeit zu Hause und frühen Bettgehzeiten anderen Lebensstilen vor. Neun von zehn werden mit ihren Sorgen auch von ihrem Freundeskreis bzw. 83 Prozent auch von ihren Eltern ernstgenommen.
Gen Z setzt auf Work-Life-Balance
Entgegen geläufiger Vorurteile sei Arbeit für die Gen Z selbstverständlich und zentraler Faktor – jedoch in Verbindung mit einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Nur mehr allein für die Arbeit zu leben, sei nicht erstrebenswert. Ganz oben auf der Prioritätenliste für ihr Berufsleben stehen daher neben einer sinnstiftenden Tätigkeit und einem sicheren Arbeitsplatz auch genügend Freizeit, weshalb auch flexible Arbeitszeiten für viele relevant seien. Weniger wichtig seien dagegen ein hohes Einkommen (43 Prozent) und der Leistungsgedanke als allgemeine Grundhaltung (30 Prozent).
Zwischen queerer Geschlechteridentität und Ehe mit Kindern
Im Hinblick auf Sexualität berichteten 20 Prozent von einer queeren Geschlechteridentität und/oder sexuellen Orientierung. Dennoch eher traditionell fielen die Vorstellungen hingegen beim Blick auf Partnerschaft und Familie aus: Rund zwei Drittel gaben an, eine Variante der Ehe zu wollen, 62 Prozent betrachteten Kinder als Teil eines gelungenen Lebens. Im Liebesleben priorisierten die Befragten mit Treue ebenfalls einen traditionellen Wert ganz oben. 85 Prozent sahen diese als wichtig an. Für 97 Prozent stehe bei der Partnerinnen- und Partnerwahl Liebe an erster Stelle. Geld als Faktor wurde dagegen nur von 14 Prozent genannt.
Die Welt der Gen Z scheint vielfältiger zu sein, als das bei vorangegangenen Generationen der Fall war. Weniger denn je dominiert bei den Jungen ein Schwarz-Weiß-Denken, sondern die pragmatisch zusammengestellte individuelle Vielfalt der Meinungen, Handlungen und Möglichkeiten. Der Fokus aufs eigene Leben sei also nicht als purer Egoismus zu werten, sondern als Erkennen des eigenen Wertes und der eigenen Werte – und die lassen zumindest Diskussionsspielraum für gesamtgesellschaftliche Weiterentwicklung.
Professionelle Hilfe bei psychischen Problemen
Mit rund vier Fünftel berichtete die Mehrzahl der jungen Menschen von einer guten körperlichen Gesundheit. Body-Positivity bewerteten zwei Drittel als positiven Trend, dabei fühle sich jedoch nur rund die Hälfte der jungen Menschen in ihrem Körper auch wohl. 27 Prozent berichteten von einer angeschlagenen psychischen Gesundheit. Besonders stark betroffen seien queere Menschen: 44 Prozent von ihnen geht es laut Studie psychisch schlecht. Bei psychischen Problemen professionelle Hilfe zu suchen, sei umso mehr in der Gen Z nicht mehr tabuisiert. So würden vier Fünftel im Bedarfsfall jedenfalls eine Psychotherapie machen.
Junge sehen Handlungsbedarf bei Klimawandel
Im Hinblick auf den aktuellen globalen Zustand mache Krieg (79 Prozent), Terrorismus (66 Prozent) und der Klimawandel (59 Prozent) der Gen Z die größten Sorgen. Beim Blick auf den Klimawandel sieht die überwiegende Mehrzahl der jungen Menschen (77 Prozent) auch weiterhin dringenden Handlungsbedarf in Österreich. 62 Prozent versuchen, mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln ihren eigenen Beitrag zu leisten, 31 mit gebrauchten Smartphones und 27 Prozent mit Second-Hand-Kleidung. Mit rund einem Fünftel essen im Vergleich zu älteren Generationen auch deutlich mehr junge Menschen vegetarisch. Gleichzeitig zögen sich jedoch viele traditionellere Lebensgewohnheiten durch die Ergebnisse, denn für die Mehrzahl der Gen Z gehörten ein Auto (87 Prozent), Fleisch (83 Prozent), Fliegen (67 Prozent) oder das Einfamilienhaus (60 Prozent) zum Alltag bzw. zu ihrer Zukunft einfach dazu.
Geringes Vertrauen in Politik
Für Politik im engeren Sinn interessieren sich rund zwei Drittel der jungen Menschen. Bei Zukunftsthemen wie Klimawandel (77 Prozent), Pflege (79 Prozent) oder Bildung (73 Prozent) wurde dringender Handlungsbedarf geortet und kritisiert, dass zu wenig passiere. Auch mit Blick auf ihre eigenen Anliegen und Sorgen fühlten sich nur mehr 14 Prozent von der Politik gut vertreten. Das Vertrauen der Gen Z in die Politik fällt mit 19 Prozent dementsprechend gering aus. Vier Fünftel seien zudem pessimistisch für die Zukunft der Welt und jeweils rund 60 Prozent sehen für Europa sowie Österreich "eher schwarz", hieß es. Für das eigene Leben bleibe die Perspektive jedoch positiv: 83 Prozent sehen optimistisch in ihre Zukunft.
Damit gehe der Studie zufolge eine durchaus selbstbewusste Generation ihren Weg abseits von Erwartungshaltungen. Vermeintliche fixe Positionen würden dadurch hinterfragt, was der gesamten Gesellschaft zu denken geben müsste.
(Quelle: salzburg24)