Fragen und Antworten

Aus für Amalgam: Was ihr über Zahnfüllungen wissen solltet

Veröffentlicht: 15. November 2024 12:35 Uhr
„Plomben“ aus Amalgam sind ab kommendem Jahr verboten. Weil sich ÖGK und Zahnärztekammer bislang nicht auf eine Alternative einigen konnten, müssen Patientinnen und Patienten wahrscheinlich selbst zahlen. Aber welche verschiedenen Materialien für Zahnfüllungen gibt es? Und wie sieht es mit den Kosten aus? Hier bekommt ihr einen Überblick.

Das EU-weite Amalgamverbot ab 2025 hat einen Konflikt zwischen der Zahnärztekammer und der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) entfacht. Weil sich die beiden Parteien bei den Verhandlungen für eine Alternative nicht einig werden, müssen 7,4 Millionen Menschen, die bei der ÖGK versichert sind, ab 1. Jänner ihre Füllungen vorerst selbst zahlen. Ihre Rechnung können sie dann zwar bei der Gesundheitskasse einreichen, sie bekommen aber nur einen Teil des Rechnungsbetrags erstattet. Kunststoff-Füllungen zahlt die Kasse nur im Front- und Eckzahnbereich zur Gänze.

Wann braucht man eine Zahnfüllung?

Eine Zahnfüllung ist erforderlich, wenn ein Zahn durch Karies, Abnutzung oder andere Schäden ein Loch bzw. eine Schwachstelle aufweist. Durch die Füllung wird der Defekt verschlossen. Und es wird verhindert, dass Karies sich weiter ausbreitet. Bei Zahnärztin Ulrike Fürntrath in Henndorf am Wallersee (Flachgau) machen Füllungen mindestens die Hälfte der Arbeiten aus, sagt sie im SALZBURG24-Gespräch am Donnerstag. Das Amalgamverbot bringe eine große Ungewissheit, beschreibt sie ihre aktuelle Lage. „Man merkt, dass die Patienten auch verunsichert sind.“ Wie viele Füllungen Menschen in ihrem Leben brauchen, ist ganz individuell. „Ich habe 50-jährige Patienten, die haben in ihrem Leben noch nie eine Füllung gebraucht. Das ist wirklich die absolute Ausnahme. Es gibt aber auch Kinder, die haben schon Karies, sobald die ersten Zähne da sind.“

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Wie häufig jemand mit Karies zu kämpfen hat, hängt von mehreren Faktoren ab. Einer davon ist die Zusammensetzung von Bakterien in der Mundhöhle. Einige Stämme sind etwa aggressiver als andere, erklärt die Medizinerin. „Übertragen werden die Bakterien von Kontaktpersonen, zum Beispiel wenn ein Kind einen Löffel, den die Mutter bereits benutzt hat, in den Mund nimmt.“ Eine wesentliche Rolle spielt zudem die Ernährung. Entscheidend sind die Kohlenhydrate. Je einfacher diese zusammengesetzt sind, umso leichter können sie von den Bakterien zerlegt werden. Die Bakterien scheiden Säure aus und das greift dann den Zahn an. Muss eine Füllung her, gibt es verschiedene Materialien, die eingesetzt werden können. Wo genau die Unterschiede liegen, haben wir hier für euch zusammengefasst.

  1. Amalgam
  2. Alkasit
  3. Komposit
  4. Glasionomerzement 
  5. Keramik 
  6. Gold

64.000 Amalgamfüllungen im Vorjahr in Salzburg

Amalgam ist eine Legierung aus Silber, Kupfer, Zinn und Quecksilber. Umgangssprachlich sind diese Füllungen als „Plomben“ bekannt, weil sie früher aus Blei (Plumbum) waren. Amalgam lässt sich leicht formen. Es wird im Zahn platziert und härtet dann aus. Erkennbar sind die Füllungen durch ihre silbrig-graue Farbe. Im Bundesland Salzburg sind laut ÖGK im Vorjahr genau 64.169 Amalgamfüllungen bei Zahnärzt:innen abgerechnet worden. Zum Vergleich: Österreichweit waren es rund 1,9 Millionen.

Einige Patient:innen befürchten jedoch gesundheitliche Schäden durch Amalgamfüllungen. Das enthaltene Quecksilber ist zwar im Körper nachweisbar, allerdings ist die Menge so gering, dass es als ungefährlich gilt. Dennoch hat die EU bereits 2018 entschieden, dass schwangere und stillende Frauen sowie Kinder bis zum 15. Lebensjahr keine Amalgamfüllungen mehr bekommen dürfen.

ÖGK setzt auf Alkasit 

Alkasit ist aus Sicht der ÖGK die beste Alternative zu Amalgam. Dieses Material werde bereits in den Zahngesundheitszentren der ÖGK eingesetzt, so der Leitende Zahnmediziner Ewald Niefergall. Eine klinische Langzeitstudie soll klären, ob Alkasit als langlebige Lösung in Frage kommt. Das Material in weißer Einheitsfarbe – es gibt also keine unterschiedlichen Farbtöne zur Auswahl – bietet derzeit als einziges Material die notwendige Biegefestigkeit und kann wie Amalgam auf einmal, und nicht in einzeln zu härtenden Schichten, in den Zahn eingebracht werden. Was hält die Flachgauer Zahnärztin Ulrike Fürntrath davon? Das Füllmaterial sei ihr und den meisten ihrer Kolleg:innen bis dato nicht bekannt gewesen. Sie könne sich daher nicht näher dazu äußern.

Komposit für sichtbare Bereiche geeignet

Komposit ist auch als Kunststofffüllung bekannt. Neben Kunststoff sind auch ganz feine Glaspartikel enthalten. Die Füllungen werden im Front- und Seitenzahnbereich verwendet. Weil sie zahnfarben sind, eignen sie sich gut für die sichtbaren Bereiche.

Glasionomerzement mit Fluorid 

Glasionomerzement ist ein mineralischer Zement und enthält Fluorid, das freigesetzt wird. Das kann helfen, die Entstehung von Karies zu verhindern. Eingesetzt werden diese Füllungen häufig bei Milchzähnen oder als Übergangsfassung. Die Oberfläche ist matt und hell. Dieser ist aber völlig anders zu verarbeiten als Amalgam und kein gleichwertiger Ersatz, merkt Fürntrath an. „Die Konsistenz ist eher pastenartig. Man kann es nicht stopfen und in alle Ecken hineinschieben, sodass ich sicher sein kann, dass es auch nach unten hin dicht ist. Ich kann es nur mit einer Pistole einfließen lassen und hoffen, dass es sich überall verteilt.“

Keramik teuer, aber haltbar

Besonders bei großen Zahndefekten kommt Keramik zum Einsatz. Das Material ist sehr haltbar, aber auch teurer als andere Alternativen. Wie Komposit- sind auch Keramikfüllungen zahnfarbig.

Gold optisch auffällig 

Einlagefüllungen aus Gold können mehrere Jahrzehnte halten. Der Hauptnachteil ist neben den hohen Kosten und die auffällige goldene Farbe. Deshalb sei Gold auch kaum gefragt, berichtet Fürntrath. Wie Keramikfüllungen werden auch Lösungen aus Gold von einem Zahntechniker oder der Zahntechnikerin angefertigt.

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Kosten für Zahnfüllungen variieren 

Pauschal die Preise der verschiedenen Materialien zu vergleichen, sei schwierig, erklärt die Zahnmedizinerin. Neben den Materialkosten wirken sich etwa der Einsatz von teuren Maschinen, die Einbeziehung von Zahntechniker:innen und der Verarbeitungsaufwand auf die Kosten aus. Auch der Zeitaufwand variiert stark. Die Kosten für Komposit- und Kunststofffüllungen liegen in etwa zwischen 60 und 200 Euro. Gold und Keramik sind wesentlich teurer.

(Quelle: salzburg24)

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