- Fasching und Bälle gehören zusammen
- Bälle damals und heute
- Salzburger Edelweiß-Kränzchen gegründet
- Highlights im Salzburger Ball-Kalender 2024
- Max Reinhardt und der Festspielball
- Steigendes Interesse an Bällen
- Wie läuft eigentlich ein Ball ab?
- Der richtige Dresscode
- Wer tanzt mit wem?
- Was ist die Mitternachtseinlage?
Bälle haben in Salzburg eine lange Tradition. Während die einen mit ihren tanzbegeisterten Freundinnen und Kollegen eine flotte Sohle aufs Parkett legen wollen, erfreuen sich andere am gesellschaftlichen Schauspiel. Die Ballsaison ist der Fasching vom 11. November bis zum Faschingsdienstag Mitte Februar – in diesem Zeitraum finden auch die meisten Bälle statt, gedrängter noch ab Silvester und nach dem Dreikönigstag.
Fasching und Bälle gehören zusammen
Immerhin ist der Fasching Teil des kulturellen Brauchtums in Österreich und steht im engen Zusammenhang mit Bällen und Tanzveranstaltungen. Nicht ohne Grund sind Bälle in Salzburg ein integraler Bestandteil der "Fünften Jahreszeit", die mit ihren Veranstaltungen Gelegenheiten für festliche Zusammenkünfte, Tanz, Verkleidungen und Ausgelassenheit bieten.
Zwar gab es Hausbälle im kleinen Familien- und Freundeskreis schon im Mittelalter, Bälle und Österreich sind jedoch untrennbar mit dem Wiener Kongress 1814 verbunden. Prunkvolle Bälle und andere Festlichkeiten sowie der Pomp und Glamour rund um die Staatsgäste und Persönlichkeiten, allen voran Österreichs tanzender Staatskanzler und Außenminister Fürst Metternich, prägten das kollektive Geschichtsbild. Der Opernball am heutigen Standort fand erstmals am 11. Dezember 1877 statt. Damals waren Frauen bis Mitternacht maskiert.
Wien gilt bis heute als Hauptstadt des Balls, schließlich ist der Opernball zweifelsohne der bekannteste und größte Ball Österreichs – allein Baumeister Richard Lugner sorgt mit seiner weiblichen Begleitung alle Jahre wieder für Schlagzeilen.
Bälle damals und heute
Einst waren solche Veranstaltungen für gehobene Gesellschaftsschichten ein wichtiges Element des Heiratsmarkts, denn junge Frauen traten auf sogenannten Debütantenbällen erstmals als erwachsene und heiratsfähige Personen auf. Bälle fanden damals vor allem in herrschaftlichen Häusern statt, die oftmals ein eigenes Tanzhaus hatten.
Bälle dienen heute vor allem dem Sehen und Gesehenwerden, weil sie Gelegenheiten zum Zusammentreffen und Austausch sowie zur Pflege sozialer Kontakte bieten. Viele einfache Tanzveranstaltungen in der "Fünften Jahreszeit" werden inzwischen auch als Bälle bezeichnet. Neben diesen Faschingsbällen, die – wie bei anderen Bällen auch – in Abendgarderobe besucht werden, gibt es Kostümbälle, für deren Besuch eine Verkleidung erforderlich ist – in weiten Teilen Österreichs besser als "Gschnas" bekannt. "Ein Tanzball dient, wie auch schon vor 100 Jahren, einfach zur Unterhaltung", weiß der Salzburger Tanzschulbesitzer Niki Seifert: "Die Leute wollen dem Alltag, den schlechten Nachrichten zumindest für einen Abend entfliehen."
Erstes Edelweiß-Kränzchen 1882
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand in Wien das erste Gschnas statt, das als Vorläufer der heutigen Kostümfeste betrachtet wird. Der Ursprung liegt in den Wiener Künstlerfesten, die als künstlerische, humorvolle und satirische Zusammenkünfte organisiert wurde. Der genaue Zeitpunkt des ersten Gschnas in Salzburg ist nicht dokumentiert, dennoch blickt man hierzulande auf eine über 140-jährige Geschichte zurück: Im Fasching 1882 veranstaltete etwa der traditionelle Bergsteigerverein Edelweiss-Club Salzburg für seine Mitglieder und Freund:innen erstmals ein Edelweiß-Kränzchen, das in den ersten Jahren immer unter einem bestimmten Motto stand. Das Edelweiß-Kränzchen wurde – mit Ausnahme der Kriegsjahre – jährlich durchgeführt und immer größer. Aus Tradition blieb aber der bescheidene Name "Kränzchen" erhalten. Heute zählt es zu den Höhepunkten im Salzburger Ballkalender – und findet am Freitag zum 126. Mal statt.
Highlights im Salzburger Ball-Kalender
Kommende Ball-Highlights in Salzburg sind heuer außerdem der Rot-Kreuz-Ball am Samstag oder am darauffolgenden Wochenende der Finanzball und Polizeiball, der seit dem Jahr 1946 vom Polizeiunterstützungsverein ausgerichtet wird und seine Premiere einst im Festspielhaus feierte.
Alle Bälle und Faschings-Events in Salzburg
Mit dem beim Polizeiball eingenommenen Erlösen wurde damals Geld für die Witwen und Kinder im Zweiten Weltkrieg gefallener Soldaten gesammelt. Und auch noch heute werden Mitglieder unterstützt, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind. Ballveranstaltungen haben oftmals eine lange Tradition und sind mit lokalen Bräuchen verbunden. Viele Bälle haben zudem einen karitativen Hintergrund und unterstützen verschiedene soziale Projekte.
Max Reinhardt und der Festspielball
Den ersten Salzburger Festspielball veranstaltete Max Reinhardt übrigens am 23. August 1926 in der Kleinen Winterreitschule – es sollten noch weitere rauschende Feste im Schloss Leopoldskron folgen, bei denen internationale Gäste empfangen wurden. Die letzten Festspielbälle fanden schließlich in den 1980er-Jahren im Kavalierhaus Kleßheim statt, ehe sie in den Jahren 2012, 2013 und 2014 als Abschluss der Salzburger Festspiele kurzzeitig wiederbelebt wurden. Unterschiede zum Wiener Opernball waren explizit so gewollt: Die Eröffnungszeremonie wurde etwa von Paaren in Tracht getanzt. Dresscode waren im Jahr 2012 Jäger-Smoking und Nobel-Dirndl, es wurden aber auch Frack und Abendrobe toleriert. 750 Euro kostete der Besuch des Festspielballs inklusive Gala-Dinner in der Residenz. Für die günstigste Karte waren pro Person 190 Euro zu berappen.
Bälle sind beileibe nicht nur der gut betuchten Bevölkerung in den Städten vorbehalten. Neben den bekannten Großbällen veranstalten auch am Land zahlreiche Schulen, Berufsgruppen, verschiedene Vereine, Gemeinden und soziale Vereinigungen jedes Jahr eigene Bälle – von traditionellen Zusammenkünften in zünftiger Tracht bis hin zum 2012 gegründeten LaLeLu-Ball in Henndorf, bei dem der Dresscode Lack und Leder ist.
Die Grenzen verlaufen fließend – und solange die Menschen verkleidet in geselliger Runde tanzen wollen, ist auch kein Ende in Sicht. Die Ausnahme ist freilich, wenn der Veranstalter wie beim Wüdara Gschnas – ein ehemaliger beliebter Salzburger Maskenball – vor nunmehr vier Jahren selbst das Ende einläutete.
Steigendes Interesse an Bällen
Am beliebtesten sind bei Österreicherinnen und Österreichern Faschings- oder Maskenbälle (32 Prozent), gab der Handelsverband zuletzt bekannt. Dahinter folgen Schul-, Fachhochschul- oder Universitäts-Bälle (31 Prozent). Ebenfalls sehr gerne besucht werden Bauernbälle (20 Prozent) sowie Bälle von Organisationen wie Feuerwehr, Polizei oder Bundesheer (19 Prozent). Stark im Rennen sind außerdem Regional- oder Gemeindebälle (16 Prozent) sowie Musikerbälle (zehn Prozent).
Zwar erfreuen sich Bälle in Salzburg weiterhin großer Beliebtheit, Sorgen bereiten dem Salzburger Tanzschulbetreiber Seifert allerdings der immer dünner werdende Ballkalender in und um die Mozartstadt. Es gebe zu wenige geeignete Veranstaltungsorte für Bälle, zumal das Ballgeschäft kaum mehr rentabel sei.
So oder so – die Österreicherinnen und Österreicher lassen sich ihre Besuche von Bällen jedenfalls weiterhin etwas kosten. Im Schnitt werden heuer für Gewand und Co 228 Euro pro Person ausgegeben, 2023 waren es noch 200 Euro. Gaben im Vorjahr 37 Prozent der Befragten an, zumindest einen Ball besuchen zu wollen, sind es laut Handelsverband heuer 38 Prozent. Schon einst der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche wusste: "Wir sollten jeden Tag als verloren betrachten, an dem wir nicht wenigstens einmal getanzt haben."
Wie läuft ein Ball überhaupt ab?
Ein Ball findet in den Abendstunden statt und beginnt typischerweise gegen 20 Uhr. Die genaue Anfangszeit ist nicht exakt festgelegt und ist oftmals anlassbezogen.
Die richtige Kleidung
Der Dresscode beim jeweiligen Ball ist üblicherweise auf der Einladung notiert. Männer tragen – sofern nicht anders vorgeschrieben – in der Regel einen dunklen Anzug, Smoking, Frack oder eine Galauniform mit entsprechenden Orden und Ehrenzeichen. Ein solcher Abend sei schließlich etwas Besonderes und nichts Alltägliches, weshalb auch das Outfit nicht normal sein dürfe. Seifert: "Da muss ein dunkler Anzug her. Aber die Männer kommen in hellbraunen Anzügen und teilweise nicht einmal mit Krawatte."
Der Grad des erforderlichen "Putzes" für die Damen kann aus den Angaben für die Herren und aus dem jeweiligen Anlass abgeleitet werden. So kann bei einem privaten Sommerball, bei dem für den Herrn ein dunkler Anzug verlangt wird, für die Dame ein leichtes, langes Sommerkleid ausreichend sein. Bei einem Gesellschaftsball hingegen wird ein elegantes, bodenlanges Ballkleid verlangt. Falls vorhanden, wird auch Schmuck getragen.
Wer tanzt mit wem?
Der genaue weitere Ablauf eines Balls hängt von Form und Anlass ab. Tanzen ist freilich der Mittelpunkt der Veranstaltung. Der Ball wird mit ersten Tanz des gastgebenden Paares oder den Debütant:innen einer Tanzschule eröffnet. Anschließend folgt die traditionelle Eröffnungspolonaise.
Als Grundregel gilt, dass bei geschlossenen gesellschaftlichen Bällen, jede Person mit jeder anderen tanzen kann. Mit einem einfachen "Darf ich bitten?" wird zum Tanzen aufgefordert. Es gehört sich übrigens nicht, einen Tanz zu verweigern. Übrigens: Ein Tanzfest hieß im deutschen Sprachraum bis zum 18. Jahrhundert Dantz, ehe sich das Wort Ball durchgesetzt hat, das bereits im 17. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen wurde.
Als Gast – so gibt es die traditionelle Etikette vor – wird zuerst mit dem/der Partner:in getanzt, mit der man gekommen ist oder mit dem zugeteilten Tischherrn bzw. der Tischdame. Heutzutage reicht es allerdings häufig, wenn man in der Freundesgruppe, mit der man zum Ball geht, zusammen tanzt. Getanzt wird "eigentlich alles, vom Walzer über Swing, Disco-Fox bis hin zum Tango", schildert Seifert.
Und was ist die Mitternachtseinlage?
Bei vielen Bällen sind sogenannte Mitternachtseinlagen als Überraschung für die Gäste üblich, bei denen der eigentliche Ballablauf durch spezielle Darbietungen unterbrochen wird. Das kann neben Vorführungen einer Tanzschule etwa auch eine Zauber-Show sein. Oftmals folgt darauf eine Tombola mit der Ziehung der Preise.
"Das allerbeste Herz vergisst bei munterem Spiele, wenn es des Tanzes Lust, des Festes Lärm zerstreut, was ihm die Klugheit rät und ihm die Pflicht gebeut", kannte schon Johann Wolfgang von Goethe die Vorzüge des gemeinsamen Tanzens.
(Quelle: salzburg24)