Wandel auf dem Parkett

Warum Jugendliche immer noch Tanzbälle eröffnen

Veröffentlicht: 15. Jänner 2024 16:30 Uhr
In der fünften Jahreszeit ist gerade Hochsaison. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht ein Ball über die Bühne geht. Vor allem Jugendliche besuchen auch heutzutage weiterhin mit Vorliebe Tanzbälle. Wir haben mit Tanzschulbesitzer Niki Seifert gesprochen, warum das so ist und was die schlimmsten Kleider-Fauxpas sind.
Moni Gaudreau

Ursprünglich nutzten die gehobenen Gesellschaftsschichten einen Tanzball zur Heiratsvermittlung. Die jungen Debütantinnen wurden auf den Bällen als erwachsen und heiratsfähig präsentiert. Aber auch das „Sehen und Gesehenwerden“ sowie der Unterhaltungsfaktor spielten eine Rolle.

 

Heutzutage ist das vermehrt der Fall, erklärt Tanzschulbesitzer Niki Seifert im Interview mit SALZURG24 am Montag: „Ein Tanzball dient, wie auch schon vor 100 Jahren, einfach zur Unterhaltung. Die Leute wollen dem Alltag, den schlechten Nachrichten wie Kriegen und Krisen, zumindest für einen Abend entfliehen.“

Jugendliche stehen auf Tanzen

Auch über 32 Jahre nachdem Niki Seifert seine Tanzschule gegründet hat, lehrt er Jugendlichen die Klassiker wie den Wiener Walzer, Rumba und Discofox. Allein das Bestehen seiner Tanzschule sei für ihn der Beweis, dass auch junge Menschen weiterhin gerne die klassischen Standard-Tänze erlernen und auf großen Veranstaltungen ihr Tanzbein schwingen wollen.

Laut dem Tanzschulbesitzer seien meist die Eltern dahinter, dass ihre Kinder überhaupt einen Tanzkurs besuchen. Das gehöre für viele in Österreich zur Allgemeinbildung. „Etwa die Hälfte der Jugendlichen, die den Tanzkurs im Wintersemester besuchen, eröffnen dann auch den Ball der Tanzschule. Dort können die Schülerinnen und Schüler auch gleich das Gelernte anwenden. Heuer haben 114 Paare am vergangenen Freitag den Seifert-Ball in der Brandboxx in Bergheim eröffnet“, erklärt Seifert.

 

Neben dem Seifert-Ball können die Debütant:innen auch andere Salzburger Bälle eröffnen, wie zum Beispiel den Offiziersball, den Ärzte- oder Finanzball. Wie viele Paare für die jeweilige Eröffnung gebraucht werden, hänge laut Niki Seifert jeweils von der Größe der Location ab. Beim Rotary-Ball am kommenden Freitag hätten im Hotel Sacher zum Beispiel nur acht Paare Platz. Im Kongresshaus würden 40 Tanzpaare den Rot-Kreuz-Ball eröffnen.

 

Kleidungs-Fauxpas passieren den Eltern

Die angemessene Kleidung sieht Seifert als wichtigsten Teil der Ball-Etikette. „Das ist zurzeit ganz schlimm, weil das fast gar nicht mehr beachtet wird. Ein Tanzball ist eine Veranstaltung, bei der Abendkleidung Pflicht ist. Mir kommt vor, die Leute schaffen es heutzutage nicht, zumindest einmal nach Abendkleidung zu googeln“, zeigt sich Seifert erschüttert. „So ein Abend ist etwas Besonderes, nichts Normales. Da darf auch das Outfit nicht normal sein. Da muss ein dunkler Anzug her. Aber die Männer kommen in hellbraunen Anzügen und teilweise nicht einmal mit Krawatte“, so der Tanzschullehrer.

Die Kleidungs-Fauxpas würden übrigens meist den Eltern der Debütant:innen passieren. „Wir haben schon angefangen, bei unserem Ball Krawatten zu verkaufen“, schmunzelt Seifert. Aber auch andere Gäste fallen dem Tanzschullehrer negativ auf. Beim Offiziersball sei es noch am besten, da würden die Gäste zumindest in Uniform erscheinen.

 

Bei den Damen sei die Situation überwiegend noch besser. Mit einem Cocktail-Kleid könne man nicht viel falsch machen. Die Strumpfhose sei aber noch immer ein Muss, ist Seifert der Meinung.

Kleider-Knigge auf dem Parkett

Solltet ihr in den nächsten Wochen auf einem Ball das Tanzbein schwingen, haben wir für euch die wichtigsten Regeln für einen stilvollen Abend recherchiert.

Für die Damen

  • Die richtige Länge: Wenn kein bodenlanges Kleid vorgeschrieben ist, sollten Kleider mindestens über das Knie reichen. Ein zu kurzes Kleid geht gar nicht.
  • Wenn euer Kleid schulterfrei ist oder Rücken zeigt, sollte euer BH nicht zu sehen sein.
  • Nackte Beine werden auf Bällen nicht gerne gesehen, daher ist die Strumpfhose Pflicht.
  • Frisur und Make-up sollen sich deutlich vom Alltagslook abheben. Aber übertreibt es nicht: Es soll immer noch stilvoll sein und zu euch passen.

Für die Herren

  • Das Jackett ist beim Sitzen geöffnet und bleibt sonst immer geschlossen. Erst, wenn der Gastgeber sein Jackett ablegt oder dazu auffordert, könnt ihr eures auch ausziehen.
  • Das Einstecktuch sollte dieselbe Farbe wie euer Hemd haben.
  • Armbanduhren sind ein No-Go, Taschenuhren gelten aber als elegant.
  • Protziger oder zu viel Schmuck sind sowohl bei Damen als auch Herren nicht erwünscht.

 

Regeln fürs Tanzen

Was man von der Ball-Etikette aber seiner Meinung nach wieder etwas gelassener sehen kann, sei das Tanzen selbst. „Früher gab es Pflichttänze. Da musste der Mann mit jeder Frau am Tisch tanzen. Das ist zum Glück nicht mehr so“, meint der Tanzschullehrer. Heutzutage reicht es, wenn man in der Freundesgruppe, mit der man zum Ball geht, tanzt.

Mit einem einfachen „Darf ich bitten?“ fordere man richtig zum Tanz auf, aber „viel falsch machen kann man nicht. Das Fragen selbst ist schon einmal der erste Schritt in die richtige Richtung“, weiß Seifert. Auch wenn das Parkett sehr von Tradition lebt, weichen dort die typischen Geschlechterrollen auf. „Damen dürfen und sollen durchaus nach einem Tanz bitten. Schließlich sagt die Band ja auch immer wieder explizit eine Damenwahl für Tänze an“, so der Tanzlehrer.

Tanz verweigern ist ein No-Go

Bei geschlossenen Gesellschaften, wie es Bälle sind, gehöre es sich übrigens nicht, einen Tanz zu verweigern. „In einer Bar kann ich jemandem einen Tanz verwehren, bei einem Ball geht das nicht. Man muss ja nicht den ganzen Abend mit der Person tanzen, aber zumindest ein Anstandstanz gehört sich“, haltet Seifert fest.

Wenig Tanzbälle in Salzburg

Für Niki Seifert gehören Tanzbälle zur österreichischen Faschingskultur einfach dazu. Dabei gäbe es laut Niki Seifert in Salzburg sogar relativ wenig Tanzbälle, wenn man sich die Events in anderen Bundesländern wie zum Beispiel in der Steiermark ansehe. „Wir haben in Salzburg einfach zu wenig Locations, die für einen Ball geeignet sind“, meint der Tanzschulbesitzer.

Wir haben für euch einen Überblick, wann die alle Bälle und auch Faschings-Events in Salzburg heuer stattfinden.

(Quelle: salzburg24)

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