"Du bist mein schöner Engel“

Belästigungsvorwürfe an Uni Salzburg sorgen für Wirbel

Veröffentlicht: 28. Juni 2023 18:24 Uhr
Schwere Vorwürfe stehen derzeit an der Universität Salzburg im Raum – es geht um mutmaßliche Belästigung durch eine akademische Lehrperson gegenüber einer jungen Studentin.

Ein mutmaßlicher Belästigungsfall am Fachbereich Biowissenschaften und medizinische Biologie sorgt aktuell für Wirbel an der Universität Salzburg. Demnach soll ein Professor eine junge Studentin über die vergangenen Monate hinweg immer wieder belästigt haben. SALZBURG24 hat Einblick in die Chat- und E-Mailverläufe. Der betreffende Professor weist die Vorwürfe von sich und spricht von einer Intrige. Es gilt die Unschuldsvermutung. Kritik an der Universitätsleitung in Person von Rektor Hendrik Lehnert steht ebenfalls im Raum.

Aber worum geht es überhaupt? Im Herbst 2022 hat sich eine Studentin, die eigenen Angaben zufolge von einem Mitglied des akademischen Personals belästigt worden sein soll, an die Studierendenvertretung (StV) gewandt. „Ich war ihre erste Ansprechpartnerin und habe mit ihr gemeinsam die ersten Maßnahmen in die Wege geleitet und auch das Rektorat informiert“, sagt Anna Schweiger von der StV am Mittwoch im Gespräch mit SALZBURG24.

Belästigungsvorwürfe an Uni Salzburg

Wie aus dem Gedankenprotokoll der betroffenen Studentin hervorgeht, soll der Professor immer wieder versucht haben, sich der Studentin anzunähern. So soll es etwa während eines Proseminars über ein Videokonferenztool im privaten Chat Nachrichten gegeben haben, wie: „Du schwirrst mir den ganzen Tag im Kopf“, „Du bist mein schöner Engel“. Ebenso hätte es immer wieder Einladungen zum Essen oder Komplimente für ihr Aussehen gegeben. Die Studentin soll – und das bekräftigt die Studierendenvertreterin gegenüber S24 vehement – die Anbiederungen des Professors stets abgewehrt haben.

Uni-Rektor setzte Maßnahmen

Nach einem gemeinsamen Gespräch mit der Studentin, der StV und einer anderen akademischen Lehrkraft habe Uni-Rektor Hendrik Lehnert entsprechende Maßnahmen versichert und eine Meldung im Bildungsministerium angekündigt, berichtet Schweiger. Demnach fasste der Professor Anfang dieses Jahres einen Verweis als disziplinarische Maßnahme aus, zudem wurden ihm die Lehrveranstaltungen im derzeit zu Ende gehenden Sommersemester entzogen. „Aber nur kurz – denn mittlerweile unterrichtet er wieder am Fachbereich.“ Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst hatte eine Aufhebung der Strafmaßnahmen erwirkt.

„Die Ängste der Studentin und der StV wurden ignoriert“, heißt es in dem anonymen Schreiben an S24. Angeprangert wird darin auch „eine wachsende Frustration über die Machtlosigkeit und das Unvermögen der Universitätsleitung, effektive Maßnahmen zu ergreifen." Diese Angelegenheit werfe ein „beunruhigendes Licht auf die Universität Salzburg und ihre Führung.“

Von Uni-Rektor Lehnert heißt es auf S24-Anfrage, dass man aus personen- und datenschutzrechtlichen Gründen keinerlei Aussagen zu dem Fall treffen könne. Man könne aber versichern, „dass unter Einbeziehung aller Betroffenen, insbesondere der Studierenden, alle notwendigen Maßnahmen in vollem Umfang getroffen wurden“, so die schriftliche Stellungnahme.

Professor sieht Intrige gegen seine Person

Der beschuldigte Professor spricht in einem Mail an die Studienvertretung von „schauderhaften Gerüchten“ über seine Person und dass er gegen „diese inakzeptable Rufschädigung rechtliche Schritte einleiten“ müsse. In einer Sachverhaltsdarstellung vom 5. Juni, die SALZBURG24 ebenso vorliegt, spricht er weiter von einem „Flirt mit einer sehr tüchtigen, studentischen Mitarbeiterin.“ Man habe eine Zeit lang Neckereien und Komplimente ausgetauscht, bis das Interesse ihrerseits verschwunden sei. Und im S24-Gespräch sagt er am Mittwoch: Die Annäherungsversuche seien ursprünglich nicht von ihm, sondern von der jungen Frau ausgegangen. Das Ganze sei eine Intrige gegen ihn. „Ich bin seit 30 Jahren an der Uni und habe große Erfolge gehabt, man versucht mir die Lehre wegzunehmen.“

Und weiter: „Als mich die Unileitung über die Beschwerde informierte, konnte ich das Ganze gar nicht glauben. (…) Ich klärte darüber auf und bewies anhand der Chats und Emails, dass die Beziehung zwischen der Mitarbeiterin und mir nie über einen wechselseitigen Flirt hinausging. Trotzdem wurde mir ein Verweis ausgestellt, weil ein Vorgesetzter mit seiner Mitarbeiterin grundsätzlich nicht flirten darf. (…)“ Den Inhalt der Beschwerde kennt er eigenen Aussagen zufolge bis heute nicht.

StV und ÖH fordern Anlaufstellen für Studierende

Die StV und die ÖH Salzburg kritisieren im S24-Gespräch sowohl den Umgang mit dem Fall seitens der Uniführung („es wird uns zugehört, aber zu wenig getan“), als auch die mangelnden Informations- und Beratungsmöglichkeiten an der Uni generell. „Es braucht eine generelle Diskussion an der Uni über die Thematik, Sensibilisierungsarbeit für Lehrende und die Verwaltung und klare Anlaufstellen für Studierenden, wo klar ist, dass auch wirklich geholfen wird. Das Ziel muss ein Campus sein, auf dem niemand Angst haben muss, Belästigungen oder allgemein Diskriminierung zu erfahren. Eine Helpline, eine Stunde pro Woche zu haben, reicht da nicht aus“, sagt Manuel Gruber von der ÖH, die ebenfalls seit Herbst über den Fall am Fachbereich Biologie informiert ist.

Dass die Universität Salzburg mit Vorwürfen der Vertuschung bei (sexueller) Belästigung konfrontiert wird, ist nicht das erste Mal. Bereits im Jahr 2021 gab es entsprechende Berichte über einen Vorfall am Fachbereich für Straf- und Strafverfahrensrecht.

Wie es im aktuellen Fall um die Studentin nun weitergeht ist unklar. „Im schlimmsten Fall müssen wir damit leben“, so die Studierendenvertreterin Anna Schweiger. "Wir sind aber der Meinung, dass Rektor Lehnert alles macht, was er rechtlich tun kann und er hat in der Angelegenheit unser Vertrauen."

Eine entsprechende S24-Anfrage beim Bildungsministerium blieb bislang unbeantwortet.

(Quelle: salzburg24)

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