Mehr Menschen, mehr Konflikte

Braucht es Lenkungskonzepte für Skitouren in Salzburg?

Veröffentlicht: 22. November 2023 17:09 Uhr
Mit dem ersten Schnee in Salzburg startet auch die Saison für Skitouren. Aufgrund der gestiegenen Beliebtheit hätten allerdings auch die Konflikte zwischen Sportler:innen und Jägerschaft oder Grundeigentümerinnen und -eigentümern zugenommen, geben die Naturfreunde zu bedenken. Ob künftig Lenkungsmaßnahmen oder Gebühren Sinn machen könnten, haben wir nachgefragt.

„Berg frei, sonst ist es mit dem Skitourengehen vorbei“, warnen die Naturfreunde in einer Aussendung. Weil der Tourensport sich in den vergangenen Jahren zum Massenphänomen entwickelt hat, würden sich nämlich Konflikte häufen. Konkret würden Skitouren-Fans etwa mit Grundeigentümer:innen oder der Jägerschaft aneinandergeraten.

Naturfreunde für Lenkungskonzepte "im Einzelfall"

„Die Naturfreunde verstehen sich seit ihrem Bestehen 1895 sowohl als alpine Freizeitorganisation als auch als Umwelt- und Naturschutzorganisation. Daher sind Lenkungskonzepte in bestimmten Situationen ein geeignetes Instrument, um die Interessen und Bedürfnisse von Outdoorsportler:innen mit den Erfordernissen des Naturschutzes in Einklang zu bringen. Die Notwendigkeit muss allerdings in jedem Einzelfall geprüft werden“, fasst Andreas Schieder, Vorsitzender der Naturfreunde Österreich, zusammen.

 

Seit 1975 sei es gesetzlich erlaubt, den Wald unentgeltlich zu betreten. „Leider wird der freie Zugang zur Natur in vielfältiger Weise behindert. Liebhaber:innen der Natur treffen immer häufiger auf Betreten-verboten-Schilder. Nicht selten fallen auch hohe Parkplatzgebühren an, um überhaupt in die Natur zu kommen“, heißt es. Skitourenlenkungskonzepte gebe es beispielsweise in Tirol, in Salzburg im Großarltal, in der Steiermark im Gesäuse und im Triebental und in Niederösterreich am Göller. In Oberösterreich sei ein Skitourenlenkungskonzept für die Pyhrn-Priel-Region in Ausarbeitung.

Alpenverein sieht Idee "positiv"

Etwas anders sieht das der Salzburger Alpenverein. Grundsätzlich stehe man einer Lenkung „sehr positiv“ gegenüber, wie Peter Kraus, Vorsitzender und Landesreferent für Hütten und Wege, im SALZBURG24-Interview am Mittwoch ausführt. In Tirol habe sich gezeigt, dass eine Lenkung gut angenommen werde – wenn auch erst nach zwei oder drei Saisonen. „Es ist grundsätzlich absolut notwendig, dass sich Skitourengeher vor allem auf stark frequentierten Modeskitouren aus den Schutzgebieten heraushalten. Man sollte auch von Gebieten mit Neuaufforstung oder Wildtierfütterungen Abstand halten“, hält der Experte fest.

Spurenlegung enorm wichtig

Gerade jetzt zu Beginn der Wintersaison sei eine „sinnvolle“ Spurenlegung enorm wichtig. „Derjenige, der die erste Spur legt, gibt sie meistens für die Nachfolgenden vor. Wenn die Spur schlecht ist, rennen alle nach.“ Aber was unterscheidet eine gute von einer schlechten Spur? Man sollte laut Kraus darauf achten, dass der Weg nicht in einer geraden Linie den Berg hinaufführt. „Das ist etwas für den Wettkampf oder wenn man sich auspowern will.“ Besser sei es, eine Spur mit gleichmäßiger Neigung zu wählen und das Gelände auszunutzen. Denn sei die Spur zu steil, passiere es immer wieder, dass manche Tourengeher:innen den Anstieg nicht schaffen, ins Rutschen kommen und „komische“ Spuren entstehen.

Tirol als Vorbild für Salzburg?

Tirol sieht der Salzburger Alpenvereinsvorsitzende in Sachen Lenkung als Vorbild. „Bei uns scheitert es an den finanziellen Ressourcen. In Tirol gibt es zwei bis drei Fixangestellte, die sich darum kümmern. Hierfür ist aber ein politischer Wille nötig. Bei uns ist es wohl noch nicht so weit.“ Dennoch würden Alpenverein oder Naturfreunde selbst etwa mit Schulungen versuchen, ihren Mitgliedern eine „vernünftige Handhabung“ beizubringen, merkt Kraus an.

 

Was das Konfliktpotenzial angeht, erinnert sich der Pinzgauer an die Corona-Zeit zurück. „Damals war es extrem, weil es im Lungau viel Schnee gab und alle dorthin gefahren sind. Besonders betroffen war die Region rund um das Riedingtal, das überflutet wurde mit Personen aus der Stadt oder aus Bayern.“ Hier hätte vor allem die Parksituation die Gemüter erhitzt – genauso wie in Gaißau (Tennengau). Dort hätten in der Vergangenheit geparkte Autos die Straße komplett versperrt, was bei den Liftbetreibern für Unmut gesorgt hätte. „Eigentlich kann man sagen, ob es Konflikte gibt, hängt von der Schneelage ab. Denn wenn es überall gleich viel Schnee gibt, verteilen sich die Menschen gut“, sagt Kraus.

Gebühren für Skitouren für Experten gerechtfertigt

Apropos Parken: In den vergangenen Jahren wurde oft diskutiert, ob Tourengeher:innen – etwa für das Benutzen von Parkplätzen oder wenn sie am Pistenrand aufsteigen – zahlen sollten. „Dass Seilbahnbetreiber Gebühren erheben, ist gerechtfertigt, wenn es moderat ist“, meint der Experte. Einen genauen Betrag könne er nicht nennen, es komme auf das individuelle Angebot bzw. die Nutzung an. Im Skigebiet Snow Space Flachau, Wagrain und St. Johann (Pongau) gibt es beispielsweise verschiedene Pakete für Tourengeher:innen. Besonders in Skigebieten nahe der Stadt Salzburg könne sich der Alpenvereinsvorsitzende vorstellen, dass Skitourengeher:innen in den kommenden Jahren zur Kassa gebeten werden.

(Quelle: salzburg24)

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