Das aktuell heiße Sommerwetter lockt naturgemäß viele Menschen an Seen, Flüsse und in Freibäder. Doch der Sprung ins kühle Nass kann auch Gefahren bergen. Schließlich vergeht in Österreich derzeit kaum ein Tag ohne Meldung von schweren Unfällen im Wasser – auch im Land Salzburg. In Golling (Tennengau) verunglückte am Sonntag ein Kajakfahrer tödlich und am Wolfgangsee musste ein Kind nach einem Badeunfall reanimiert werden. Jährlich ertrinken rund 40 Menschen in Österreich und bei Kindern sind Badeunfälle laut Weltgesundheitsorganisation die zweithäufigste Todesursache.
Heuer bereits zwei Todesfälle im Wasser
"Es ist schon einiges los im Land Salzburg", zieht Markus Gewolf von der Salzburger Wasserrettung am Donnerstag gegenüber SALZBURG24 eine erste Zwischenbilanz. Heuer gab es bereits zwei Ertrinkungsunfälle sowie weitere nicht alltägliche Einsätze, wie der Sturz zweier Paragleiter-Pilotinnen in die Salzach. Fälle wie die erfolgreiche Reanimation eines zehnjährigen Buben im Strandbad St. Gilgen am Wolfgangsee, der sich inzwischen auf dem Weg der Besserung befinde, sind für die Wasserrettung "ganz besondere Erfolgsgeschichten". Von gröberen Unwettereinsätzen sei man bislang verschont geblieben.
Insgesamt stehen der Salzburger Wasserrettung rund 600 aktive Einsatzkräfte zur Verfügung. "Bei einem Standardeinsatz rücken bis zu 50 Personen aus", schildert Gewolf, der ein einsatzträchtiges Wochenende an den heimischen Seen erwartet. Beim Electric Love Festival ist zudem ein Team an allen Tagen beim "Organics Beach" am Fuschlsee im Einsatz.
Richtiges Verhalten im Ernstfall
Wer einen Badeunfall beobachtet, sollte umgehend reagieren. Andernfalls gilt das als unterlassende Hilfeleistung. "Das wichtigste ist der Notruf", appelliert Gewolf. In Salzburg erreicht man die Wasserrettung unter der Notrufnummer 144. Nur wer es sich selbst zutraut, sollte zur in Not geratenen Person schwimmen – Körperkontakt aber unbedingt vermeiden, weil man sonst riskiert, sich selbst der Gefahr auszusetzen. "Der Person kann ein Rettungsgerät oder ein Handtuch gereicht werden." Wer eine Person im Wasser untergehen sieht, sollte sich die Position einprägen und den Rettungskräften mitteilen.
Gewolf appelliert an alle Schwimmerinnen und Schwimmer, die länger im Wasser unterwegs sind: "Nehmt einen Auftriebskörper mit, der bestmöglich mit Namen und Telefonnummer beschriftet ist." Erst kürzlich hat eine herrenlose Schwimmboje einen mehrstündigen Sucheinsatz am Fuschlsee ausgelöst.
Ursachen für Badeunfälle
Bei schweren oder tödlichen Badeunfällen gebe es einen unrühmlichen Klassiker. Gewolf: "Wer bei den aktuell hohen Temperaturen mit überhitztem Körper ins Wasser springt, riskiert einen Kreislaufschock." Im schlimmsten Fall kann das sogar zum Herzstillstand führen. "Statt einem Köpfler ins kühle Nass sollte man sich zuerst an die kalten Temperaturen gewöhnen." Dringend anzuraten ist es daher, sich abzuduschen, bevor man ins Wasser geht und nur langsam ins Wasser hineinzugehen.
Eine weitere typische Ursache für Badeunfälle sei die Selbstüberschätzung. Menschen beurteilen ihre eigenen Schwimmfähigkeiten falsch oder unterschätzen die Gefahren, die in Gewässern lauern. Häufig wagen sie sich zu weit vom Ufer weg oder überschätzen ihre Ausdauer, was besonders bei kühlem Wasser schnell zu Erschöpfung und Muskelkrämpfen führen kann. Auch das Schwimmen in unbekannten oder ungesicherten Bereichen birgt Risiken, wie etwa Strömungen, Untiefen oder plötzlich abfallende Ufer.
Warum Kleinkinder besonders gefährdet sind
Besonders Kleinkinder sind im Wasser gefährdet, da sie lautlos ertrinken. Dass ein Kind untergehe, passiere sehr schnell. Besonders in trübem Wasser seien sie schwierig zu finden. Doch je länger es dauert, jemanden aus dem Wasser zu retten, desto gefährlicher: Ab einer Dauer von drei Minuten unter Wasser komme es in der Regel zu einer Hirnschädigung. Geht ein Kind unter, müssen Erwachsene sofort die Rettungskette aktivieren und Notfallmaßnahmen ergreifen.
Um so etwas zu vermeiden, sollten Kinder möglichst früh schwimmen lernen und Erwachsene die Gefahr nicht unterschätzen, sagte Thomas Wagner, stationsführender Oberarzt der Kinderintensivstation der Klinik Donaustadt, unlängst zur APA. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der erschreckend viele Kinder gar nicht schwimmen können und nicht schwimmen lernen". Ab einem Alter von drei Jahren sei das schwimmen lernen grundsätzlich möglich. Alle anderen sollten immer eine passende Schwimmhilfe benutzen, auch unter Aufsicht.
Das größte Risiko sieht der Mediziner in privaten Pools, wenn Eltern kurz abgelenkt sind – oder auch, wenn viele Menschen und mehrere Kinder vor Ort sind und die Situation unübersichtlich ist. "Da gibt es keine Aufsicht und nicht genügend Sicherung."
Tipps für den sicheren Badespaß
Der erfahrene Wasserretter ruft die Baderegeln in Erinnerung, die jede:r von uns als Kind schon mal gelernt haben dürfte.
- Kühle dich ab, bevor du ins Wasser gehst.
- Gehe nur baden, wenn du dich wohlfühlst.
- Gehe nie mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser.
- Springe nur ins Wasser, wenn es frei und tief genug ist.
- Schwimme nicht dort, wo Boote fahren.
- Rufe nur um Hilfe, wenn du in Gefahr bist – hilf anderen, wenn sie in Not sind.
- Schwimme nie allein.
- Verlasse das Wasser sofort, wenn du frierst oder dich unwohl fühlst.
- Halte das Wasser und die Umgebung sauber.
- Beachte die Anweisungen der Aufsichtspersonen und Warnhinweise.
Wer achtsam ins kühle Nass steigt und auf seine Mitmenschen achtet, kann dazu beitragen, dass der Sommer einen ungetrübten Badespaß bereithält.
(Quelle: salzburg24)