Es kehrt keine Ruhe ein beim umstrittenen Salzburger S-Link. Die kürzlich gegründete Initiative „ProNatur – S-Link Nein“ hat am Dienstagnachmittag in Niederalm bei Anif (Flachgau) gegen das Verkehrsprojekt demonstriert. Über 100 Menschen haben an der Demo teilgenommen, bei der auch das neue Transparent präsentiert wurde.
ProNatur stellt Sinnhaftigkeit des S-Links in Frage
Konkret ging es bei der Kundgebung um die „Sinnhaftigkeit des S-Links“, wie ProNatur-Sprecher Christian Wilhelmstötter im SALZBURG24-Gespräch am Mittwoch sagte. Im Süden von Salzburg sehe man derzeit keine Notwendigkeit für ein weiteres Verkehrsmittel – zumindest nicht in Form von einer Eisenbahn. Mit der S-Bahn auf der anderen Salzach-Seite und den Bussen mit Haltestellen direkten in den Gemeinden sei man gut bedient. Die regelmäßigen Staus an den Wochenenden sind auf die Urlauber:innen zurückzuführen, im täglichen Berufsverkehr laufe in der Regel alles gut.
Bei der Demo sei es auch sehr emotional geworden. "Ein pensionierter Landwirt ist bereits dreimal enteignet worden , mit dem Bau des S-Links wäre es das vierte Mal", erzählt Wilhelmstötter von einem Betroffenen. Außerdem würden die Äcker von elf Bauern und Bäuerinnen in Niederalm zerschnitten werden, bei fünf von ihnen wäre dies existenzbedrohend.
Gegeninitiative bemängelt Kommunikation
Besonders die fehlende Kommunikation von Seiten der Projektgesellschaft und der Politik stoße der Initiative sauer auf. Nach der Vorstellung des Trassenkorridors wurde zu fünf Bürgerdialogen in der Stadt Salzburg, Anif, Rif/Rehhof, Oberalm und Neualm geladen. Insgesamt haben über 500 Menschen die Veranstaltungen besucht, Wilhelmstötter war unter ihnen und war mit der Auskunft nicht zufrieden. Auch ein Termin im Büro der Projektgesellschaft verlief unzufriedenstellend, sagt er im S24-Gespräch. Offen sei zum Beispiel die Frage geblieben, ob mit der vermeintlich geplanten Anbindung zum Betonbauunternehmen Leube in Anif auch Güterzüge auf den Schienen des S-Links fahren würden.
Das Land Salzburg hat indes am Mittwoch die Kampagne und die Fragestellung für die Abstimmung über den S-Link am 10. November präsentiert. Sie lautet:
„Soll das Land Salzburg darauf hinwirken, dass im Interesse der Verkehrsentlastung die Verlängerung der Lokalbahn bis Hallein (S-Link) als Teil einer Mobilitätslösung, die auch Stiegl- und Messe-/Flughafenbahn vorsieht, umgesetzt wird?“
Weitere Demos erfolgen entlang der Trasse
Grundsätzlich sei Wilhelmstötter aber nicht gegen „alles und jeden“. Als Vater zweier Kinder wisse er, dass es gute Verkehrskonzepte für die nächsten Generationen brauche. Aber so wie der S-Link jetzt geplant ist, werde „der Widerstand größer und nicht weniger“. Konkret heißt das, dass ProNatur in den kommenden Wochen entlang der vorgestellten Trasse bis nach Hallein ziehen will. Bei den geplanten Haltestellen soll mit ihrem Transparent auf die Zerstörung der Natur aufmerksam gemacht werden. Bei jeder Kundgebung erhoffe man sich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Bei den erwarteten Erfolgschancen bleibe man beim „Hoffen“. „Wir hoffen, dass der S-Link nicht in dieser Form kommt. Aber wenn das öffentliche Interesse dafür überwiegt, fährt sprichwörtlich der S-Link darüber“, meint Wilhelmstötter abschließend.
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(Quelle: salzburg24)