Es ist ein unerfreuliches Comeback: In Europa gibt es wieder mehr Fälle von Geschlechtskrankheiten. In Deutschland hat etwa die Zahl der Syphilis-Infektionen im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht, wie am Freitag bekannt wurde. Auch in Salzburg verzeichnet man seit einigen Jahren wieder mehr positive Testergebnisse, wie Aidshilfe-Geschäftsführer Willi Maier am Montag im Gespräch mit SALZBURG24 erzählt. Der Trend betreffe nicht nur Syphilis, sondern „sämtliche sexuell übertragbare Erkrankungen“.
Sexuell übertragbare Infektionen auf dem Vormarsch
Werfen wir einen Blick auf die Zahlen: 2019 wurden elf Personen bei der Salzburger Aidshilfe positiv auf Syphilis getestet, fünf Jahre später waren es 18. Heuer wurden bereits 15 Infektionen erkannt, Maier schätzt, dass bis Jahresende noch einmal fünf dazukommen werden.
Deutlich drastischer ist der Anstieg bei Chlamydien und Tripper. Auf die beiden bakteriellen Infektionen wird bei der Aidshilfe kombiniert getestet, die Zahlen sind also zusammengefasst. 2020 wurden 19 Infektionen festgestellt, 2022 war die Zahl mit 40 positiven Tests dann schon deutlich höher. Innerhalb von zwei Jahren verdoppelte sich die Zahl dann erneut: 94 Infektionen wurden 2024 festgestellt. Heuer dürfte die Jahresbilanz ähnlich aussehen, meint Maier. „Wir sind da definitiv im höheren Bereich.“
Zahl der positiven HIV-Tests auf Höchststand
Auch die Zahl der positiven HIV-Tests steigt seit der Corona-Pandemie wieder an, schildert der Chef der Aidshilfe. Während man sich 2019 mit 41 positiven Ergebnissen ohnehin schon auf einem hohen Niveau befand, wuchs die Fallzahl nach einem Einbruch im Jahr 2020 kontinuierlich an und erreichte im Jahr 2024 mit 52 Neuinfektionen einen Höchststand. „Unsere Daten reichen bis 2008 zurück. Seitdem hatten wir kein einziges Mal eine so hohe Zahl.“
Insgesamt mehr Testungen in Salzburg
Maier nennt zwei mögliche Gründe für die wachsenden Fallzahlen: Zum einen seien sexuell übertragbare Erkrankungen insgesamt auf dem Vormarsch, zum anderen werde auch viel mehr getestet. „Und mehr Tests bedeuten eben auch mehr positive Ergebnisse“, erklärt er. Vor der Corona-Pandemie hätten sich etwa 1.200 Menschen pro Jahr bei der Aidshilfe testen lassen, mittlerweile seien es rund 2.000. „Das ist das Positive an der ganzen Sache.“ Dazu komme, dass sich einige Personen auf „PrEP“ verlassen würden. Damit sind Medikamente gemeint, die im Vorfeld eines sexuellen Kontakts genommen werden können, um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Oft werde dann das Kondom weggelassen – und die Infektion mit anderen Krankheiten so erst möglich.
Wer sich testen lassen sollte
Auf Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen solle man sich einmal pro Jahr, wenn man wechselnde Sexualpartner:innen hat, rät Maier. Denn gegen beispielsweise Chlamydien und Tripper könne man sich beim Oralverkehr schlecht schützen. Dazu kommen anlassbezogene Testungen. „Wenn man ungeschützten Verkehr hatte oder einen Kondomunfall“, erklärt der Aidshilfe-Geschäftsführer. Und: Auch wenn man in einer neuen Beziehung den Gummi weglassen will, empfiehlt der Experte vorher einen Test.
Testmöglichkeiten in Salzburg:
- Aidshilfe: Jeden Montag und Donnerstag von 17 bis 19 Uhr in der Innsbrucker Bundesstraße 47, 5020 Salzburg
- Bei Gynäkolog:innen, Dermatolog:innen, Urolog:innen, Hausärzt:innen
- Direkt beim Labor
- Schnelltests aus der Apotheke
Manche Menschen würden außerdem auf online bestellte Selbsttests zurückgreifen, so Maier. Aber: „Sie schlagen dann oft bei uns in der Aidshilfe auf, weil sie Angst haben, einen Fehler gemacht zu haben.“ Tests aus dem Internet seien deshalb nur zu empfehlen, wenn man bereits geübt sei. Wichtig sei in jedem Fall, die unterschiedlichen diagnostischen Fenster zu beachten: Während manche Erkrankungen bereits nach zwei Wochen feststellbar ist, schlagen die Tests bei anderen Infektionen erst sechs Wochen nach dem Risikokontakt an.
Jährlich fast 57.000 Tote in Europa durch Geschlechtskrankheiten
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC schlug bereits Anfang des Jahres wegen der Verbreitung von ansteckenden Geschlechtskrankheiten Alarm: Die Erkrankungen würden eine große Herausforderung für die Gesundheitssysteme in Europa darstellen, hieß es in einem Bericht. Die Krankheiten wären vermeidbar, führen aber dennoch jedes Jahr zu fast 57.000 Todesfällen in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum.
Einige sexuell übertragbare Krankheiten sowie mögliche Symptome und Folgen haben wir hier für euch aufgelistet:
- Syphilis (Lues): Bakterielle Infektion, meist durch ungeschützten Sex. Erste Symptome sind oft schmerzlose Geschwüre, später Ausschläge oder grippeähnliche Beschwerden. Ohne Behandlung Gefahr schwerer Organschäden. Antibiotika wirken zuverlässig.
- Gonorrhoe (Tripper): Ebenfalls bakteriell, verursacht Ausfluss oder Brennen beim Wasserlassen, oft aber symptomlos. Unbehandelt kann Unfruchtbarkeit folgen. Steigende Antibiotika-Resistenzen erschweren die Therapie.
- Chlamydien: Häufig ohne Symptome, bei Frauen Gefahr von Unfruchtbarkeit. Übertragung auch beim Oralverkehr möglich. Behandlung mit Antibiotika.
- HIV: Virus, das unbehandelt das Immunsystem zerstört und zu Aids führt. Keine Heilung, aber wirksame Medikamente. Schutz bieten Kondome, sterile Spritzen und Medikamente zur Vorbeugung (PrEP).
- Hepatitis (B/C): Virusinfektionen, die die Leber schädigen. Hepatitis B kann durch Impfung verhindert werden, für C gibt es heilende Medikamente.
- HPV: Häufige Virusinfektion. Manche Typen verursachen Genitalwarzen, andere Krebs (z. B. Gebärmutterhalskrebs). Schutz durch Impfung, Kondome senken das Risiko nur teilweise.
(Quelle: salzburg24)