Reiseverkehr ohne Tunnelbaustelle

Aufatmen oder "Verschnaufpause"? So geht's staugeplagten Gemeinden entlang der A10

Der Reiseverkehr rollt durch Salzburg – seit mittlerweile zwei Monaten ohne die Tunnelbaustelle auf der A10 zwischen Golling und Werfen als Nadelöhr. Im Bild: Stau in Golling. (ARCHIVBILD)
Veröffentlicht: 20. August 2025 14:02 Uhr
Ein starkes Reisewochenende nach Süden und Norden wird am kommenden Wochenende einmal mehr auf Salzburgs Straßen erwartet – allen voran auf der A10. Seit Ende Juni ist mit der Tunnelbaustelle zwischen Golling und Werfen ein großes Nadelöhr weg. Welche Auswirkungen das auf die staugeplagten Gemeinden Kuchl, Golling, Hallein und Werfen hat, lest ihr hier.

Die Baustelle aufgrund der Tunnelsanierung auf der Tauernautobahn (A10) zwischen Golling (Tennengau) und Werfen (Pongau) brachte den Verkehr in den vergangenen beiden Jahren vor allem an starken Reisewochenenden regelmäßig zum Erliegen. Besonders betroffen waren die Anrainergemeinden Kuchl, Golling, Hallein und Werfen. Dort wurden die untergeordneten Straßen regelmäßig als Ausweichrouten genutzt, sodass es auch dort kein Vorankommen mehr gab. Seit zwei Monaten ist die Sanierung aber abgeschlossen und der Abschnitt wieder vollständig freigegeben. 

Verkehrslage in Golling "stark entspannt"

Golling sei ohnehin stark verkehrsbelastet, sagt Bürgermeister Martin Dietrich (SPÖ) am Mittwoch im SALZBURG24-Gespräch. „Ich bin jetzt gerade im Markt, es fahren wieder einige Lkw durch. Seit dem Ende der Tunnelbaustelle haben die dauernden Staus aufgehört. Die Situation hat sich stark entspannt. Wenn es aber einen Unfall auf der Autobahn gibt – so wie letztes Wochenende – herrscht im Ort mehr Verkehr. Das akzeptiert aber jeder.“ In Golling sei nach wie vor hauptsächlich das Ziel, den Verkehr – besonders den Schwerverkehr – aus dem Markt, der einer „Wespentaille“ gleiche, fernzuhalten.

Offene Fragen bei A10-Abfahrtssperren

Ein wesentlicher Faktor bei der Verkehrsentlastung auf den Straßen in Golling sei, dass die Asfinag im heurigen Jahr die Abfahrtssperren noch freiwillig kontrolliere. Doch wie es danach mit den Kontrollen weitergeht, sei fraglich. „Wir werden mit dem Land Gespräche führen. Es ist ganz wichtig, dass ein Wachdienst oder die Polizei dort nächstes Jahr steht, damit die Ortszentren an starken Reisetagen entlastet werden. Ohne die Abfahrtssperren im Sommer gehen wir sicher unter.“

Erleichterung nach Baustellenende auch in Kuchl

Auch in Kuchl seien die Erfahrungen ähnlich, erklärt Ortschef Thomas Freylinger (ÖVP) auf S24-Anfrage. An starken Reisewochenenden – gerade wenn viele Urlauber:innen aus den deutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg unterwegs sind – herrsche dichter Verkehr. Es sei jedoch „null Vergleich“ mit der Situation während der Tunnelsanierung auf der A10.

Ausruhen wolle man sich jedoch nicht. „Wir arbeiten daran, die Erfahrungen der letzten zwei Jahre und gewisse Regelungen mitnehmen, um Nebenstraßen bei starkem Verkehr zumindest zeitweise auch in Zukunft sperren zu können.“ Freylinger verweist außerdem einmal mehr auf seine Forderung nach einem Slot-System. „Man wird schauen müssen, dass man den Verkehr schon frühzeitig kanalisiert – ähnlich wie bei Flugzeugen. Auch Künstliche Intelligenz könnte dabei zum Einsatz kommen. Viele Autos sind ja auch mit GPS bzw. Navigationsgeräten ausgestattet.“ Der Bürgermeister geht davon aus, dass es in etwa zehn Jahren möglich sei, sich in ein entsprechendes System einzubuchen und man erst dann losfahren kann, wenn man einen Slot gebucht hat.

Altes Problem in Werfen bleibt

Die Pongauer Gemeinde Werfen sei insbesondere vom Rückreiseverkehr betroffen, berichtet Bürgermeister Hubert Stock (ÖVP). „Diese Zeit fängt jetzt auch gerade an. Das spüren wir natürlich schon. Vor allem das alte Problem, dass in der Tunnelkette oft Unfälle passieren, ist geblieben. Dadurch müssen die Tunnel gesperrt werden und der Großteil des Verkehrs läuft über die Bundesstraße.“ Dieses Problem könne man nicht beseitigen. Es dürfte sich in Zukunft aufgrund der steigenden Verkehrszahlen womöglich noch zuspitzen, vermutet Stock.

Abgesehen vom Rückreiseverkehr sei seit dem Ende der Tunnelbaustelle eine „wesentliche Verbesserung“ zu spüren. Die Bürgerinnen und Bürger seien erleichtert. „Es gibt keine Diskussionen mehr über den Verkehr. Das hat sich total aufgelöst.“ Ab dem kommenden Jahr wird zwar auf der A10 zwischen Werfen und Flachau (Pongau) erneut saniert – dieses Mal soll der Verkehr aber in beiden Richtungen zweispurig geführt werden. „Wir werden sehen, wie sich das bewährt“, blickt Stock in die Zukunft.

"Nur eine Verschnaufpause"

Etwas weniger euphorisch zeigt sich Halleins Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ). Obwohl er momentan eine Entspannung sieht, sei das Verkehrsproblem nicht für alle Zeit gelöst. Sobald es etwa auf der Autobahn Behinderungen durch Unfälle oder erhöhtes Verkehrsaufkommen gibt, seien auch weiterhin viele Fahrzeuge auf den Landes- und Gemeindestraßen unterwegs. „Ich bin an den Verkehrsminister und den Verkehrslandesrat herangetreten und habe beiden einen Brief übermittelt. Ich habe Verbesserungen gefordert, weil jetzt die Zeit ist, in der wir handeln müssen.“ Der Verkehr auf der Tauernautobahn werde noch massiv ansteigen. „Es ist jetzt nur eine Verschnaufpause.“  

Konkret spricht sich Stangassinger bereits seit mehreren Jahren für ein Dosiersystem und Abfahrtssperren ab der Grenze am Walserberg aus. Und: Anstatt eines Wachdienstes soll die Polizei die Sperren kontrollieren. Das habe einen psychologischen Effekt. „Die Anweisungen des Wachdienstes werden weitgehend ignoriert.“ Hinsichtlich einer möglichen Mautbefreiung für die A10 sagt er: „Wir haben in erster Linie keine Vignetten- sondern Stauflüchtlinge.“

Auf welche Verkehrslösungen sich die Politik künftig einigen wird, bleibt abzuwarten. Dosiersysteme waren jedenfalls Ende Juli bei einem Treffen von Salzburgs Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP) und dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) Thema. 

(Quelle: salzburg24)

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